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Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

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an den Leser.
hannes an abgemeltem Ort weiter also: Meine
allerliebsten wir sind zwar Gottes Kinder/ aber
es ist noch nicht offenbahr was wir seyn werden/
wir wissen aber wann es erscheinen wird/ daß
wir ihme werden gleich seyn/ das ist/ dasselbe
Wesen daß er ist werden wir auch seyn etc. Da-
rumb sagt
Nicolaus a Jesu Mar. l. 2. c. 16.
Elucid. Theologic. in Joan a cruce:
Daß die
Seele durch die Würkungen der Liebe mit welchen sie
GOtt liebt/ Erlange/ daß ihr GOtt nicht allein seine
Gaben mittheile/ sondern daß auch selbst die selbstän-
digkeit und Wesen GOttes der Seelen mit sonderbah-
rem Titel selbständig zugegen sey. Und solches be-
stättigen auch die Worte deß heiligen
August.
S. 185. de tempore
da er spricht: Der heilige
Geist ist in diesem Tage zu bereitung der Hertzen seiner
Apostel wie ein Platzregen der Heiligung eingefallen/
nicht als ein Eilfertiger besucher/ sondern als ein jmmer-
wehrender Tröster/ und ewiger beywohner. Dann wie
er Matth. am 28. von sich selbst seinen Apostein gesagt
hatte: Siehe ich bin bey euch alle Tage biß zum Ende
der Welt; Also sagt er auch von dem heiligen Geiste:
Der Vatter wird euch den Tröster geben der bey euch
sey in Ewigkeit. Derowegen ist er in diesem Tage bey sei-
nen Glaubigen nicht nur durch die Gnade der Rechtfer-
tigung/ sondern selbst durch die gegenwart seiner Maje-
stät gewest; und ist in die Gefässe jetzo nur nicht der
Geruch deß Balsams/ sondern selbst die selbständigkeit
der Heiligen Salbe geflossen.

Dises aber eygentlicher und ohne jrrthumb
zu verst ehen und zuerklären/ hab ich mir allzeit
sehr belieben lassen die Gleichnüsse welche die

heiligen
A 7

an den Leſer.
hannes an abgemeltem Ort weiter alſo: Meine
allerliebſten wir ſind zwar Gottes Kinder/ aber
es iſt noch nicht offenbahr was wir ſeyn werden/
wir wiſſen aber wann es erſcheinen wird/ daß
wir ihme werden gleich ſeyn/ das iſt/ daſſelbe
Weſen daß er iſt werden wir auch ſeyn ꝛc. Da-
rumb ſagt
Nicolaus à Jesu Mar. l. 2. c. 16.
Elucid. Theologic. in Joan à cruce:
Daß die
Seele durch die Wuͤrkungen der Liebe mit welchen ſie
GOtt liebt/ Erlange/ daß ihr GOtt nicht allein ſeine
Gaben mittheile/ ſondern daß auch ſelbſt die ſelbſtaͤn-
digkeit und Weſen GOttes der Seelen mit ſonderbah-
rem Titel ſelbſtaͤndig zugegen ſey. Und ſolches be-
ſtaͤttigen auch die Worte deß heiligen
Auguſt.
S. 185. de tempore
da er ſpricht: Der heilige
Geiſt iſt in dieſem Tage zu bereitung der Hertzen ſeiner
Apoſtel wie ein Platzregen der Heiligung eingefallen/
nicht als ein Eilfertiger beſucher/ ſondern als ein jm̄er-
wehrender Troͤſter/ und ewiger beywohner. Dann wie
er Matth. am 28. von ſich ſelbſt ſeinen Apoſtein geſagt
hatte: Siehe ich bin bey euch alle Tage biß zum Ende
der Welt; Alſo ſagt er auch von dem heiligen Geiſte:
Der Vatter wird euch den Troͤſter geben der bey euch
ſey in Ewigkeit. Derowegen iſt er in dieſem Tage bey ſei-
nen Glaubigen nicht nur durch die Gnade der Rechtfer-
tigung/ ſondern ſelbſt durch die gegenwart ſeiner Maje-
ſtaͤt geweſt; und iſt in die Gefaͤſſe jetzo nur nicht der
Geruch deß Balſams/ ſondern ſelbſt die ſelbſtaͤndigkeit
der Heiligen Salbe gefloſſen.

Diſes aber eygentlicher und ohne jrꝛthumb
zu verſt ehen und zuerklaͤren/ hab ich mir allzeit
ſehr belieben laſſen die Gleichnuͤſſe welche die

heiligen
A 7
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[11/0017] an den Leſer. hannes an abgemeltem Ort weiter alſo: Meine allerliebſten wir ſind zwar Gottes Kinder/ aber es iſt noch nicht offenbahr was wir ſeyn werden/ wir wiſſen aber wann es erſcheinen wird/ daß wir ihme werden gleich ſeyn/ das iſt/ daſſelbe Weſen daß er iſt werden wir auch ſeyn ꝛc. Da- rumb ſagt Nicolaus à Jesu Mar. l. 2. c. 16. Elucid. Theologic. in Joan à cruce: Daß die Seele durch die Wuͤrkungen der Liebe mit welchen ſie GOtt liebt/ Erlange/ daß ihr GOtt nicht allein ſeine Gaben mittheile/ ſondern daß auch ſelbſt die ſelbſtaͤn- digkeit und Weſen GOttes der Seelen mit ſonderbah- rem Titel ſelbſtaͤndig zugegen ſey. Und ſolches be- ſtaͤttigen auch die Worte deß heiligen Auguſt. S. 185. de tempore da er ſpricht: Der heilige Geiſt iſt in dieſem Tage zu bereitung der Hertzen ſeiner Apoſtel wie ein Platzregen der Heiligung eingefallen/ nicht als ein Eilfertiger beſucher/ ſondern als ein jm̄er- wehrender Troͤſter/ und ewiger beywohner. Dann wie er Matth. am 28. von ſich ſelbſt ſeinen Apoſtein geſagt hatte: Siehe ich bin bey euch alle Tage biß zum Ende der Welt; Alſo ſagt er auch von dem heiligen Geiſte: Der Vatter wird euch den Troͤſter geben der bey euch ſey in Ewigkeit. Derowegen iſt er in dieſem Tage bey ſei- nen Glaubigen nicht nur durch die Gnade der Rechtfer- tigung/ ſondern ſelbſt durch die gegenwart ſeiner Maje- ſtaͤt geweſt; und iſt in die Gefaͤſſe jetzo nur nicht der Geruch deß Balſams/ ſondern ſelbſt die ſelbſtaͤndigkeit der Heiligen Salbe gefloſſen. Diſes aber eygentlicher und ohne jrꝛthumb zu verſt ehen und zuerklaͤren/ hab ich mir allzeit ſehr belieben laſſen die Gleichnuͤſſe welche die heiligen A 7

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/17>, abgerufen am 19.04.2024.