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Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

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Johannis Angeli
20. Die Seeligkeit steht bey dir.
Mensch deine Seeligkeit kanstu dir selber nemmen:
So du dich nur dazu wilt schiken und bequemen.
21. GOtt läst sich wie man wil.
GOtt gibet niemandt nichts/ Er stehet allen frey:
Daß Er/ wo du nur Jhn so wilt/ gantz deine sey.
22. Die Gelassenheit
So vil du Gott geläst/ so vil mag Er dir werden/
Nicht minder und nicht mehr hilfft Er dir auß be-
schwerden.
23. Die Geistliche Maria.
Jch muß MARJA seyn/ und GOtt auß mir ge-
bähren/
Sol Er mich Ewiglich der Seeligkeit gewchren.
24. Du must nichts seyn/ nichts wollen.
Mensch/ wo du noch was bist/ was weist/ was liebst
und hast:
So bistu/ glaube mir/ nicht ledig deiner Last.
25. GOtt ergreifft man nicht.
GOtt ist ein lauter nichts/ Jhn rührt kein Nun noch
Hier: *
Je mehr du nach Jhm greiffst/ je mehr entwird Er dir.
* i. e. Zert und Ort.
26. Der geheime Todt.
Todt ist ein seelig Ding: Je kräfftiger er ist:
Je herrlicher darauß/ daß Leben wirdt erkist.
27. Das Sterben machet Leben.
Jn dem der weise Mann zu tausendmalen stirbet/
Er durch die Warheit selbst umb tausend Leben wirbet.
28. Der allerseeligste Todt.
Kein Todt ist seeliger/ als in dem HErren sterben
Und umb das Ewige Gutt mit Leib und Seel
ver derben.

Umb
Johannis Angeli
20. Die Seeligkeit ſteht bey dir.
Menſch deine Seeligkeit kanſtu dir ſelber nem̃en:
So du dich nur dazu wilt ſchiken und bequemen.
21. GOtt laͤſt ſich wie man wil.
GOtt gibet niemandt nichts/ Er ſtehet allen frey:
Daß Er/ wo du nur Jhn ſo wilt/ gantz deine ſey.
22. Die Gelaſſenheit
So vil du Gott gelaͤſt/ ſo vil mag Er dir werden/
Nicht minder und nicht mehr hilfft Er dir auß be-
ſchwerden.
23. Die Geiſtliche Maria.
Jch muß MARJA ſeyn/ und GOtt auß mir ge-
baͤhren/
Sol Er mich Ewiglich der Seeligkeit gewchren.
24. Du muſt nichts ſeyn/ nichts wollen.
Menſch/ wo du noch was biſt/ was weiſt/ was liebſt
und haſt:
So biſtu/ glaube mir/ nicht ledig deiner Laſt.
25. GOtt ergreifft man nicht.
GOtt iſt ein lauter nichts/ Jhn rührt kein Nun noch
Hier: *
Je mehr du nach Jhm greiffſt/ je mehr entwird Er dir.
* i. e. Zert und Ort.
26. Der geheime Todt.
Todt iſt ein ſeelig Ding: Je kraͤfftiger er iſt:
Je herꝛlicher darauß/ daß Leben wirdt erkiſt.
27. Das Sterben machet Leben.
Jn dem der weiſe Mann zu tauſendmalen ſtirbet/
Er durch die Warheit ſelbſt umb tauſend Leben wirbet.
28. Der allerſeeligſte Todt.
Kein Todt iſt ſeeliger/ als in dem HErren ſterben
Und umb das Ewige Gutt mit Leib und Seel
ver derben.

Umb
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[26[24]/0030] Johannis Angeli 20. Die Seeligkeit ſteht bey dir. Menſch deine Seeligkeit kanſtu dir ſelber nem̃en: So du dich nur dazu wilt ſchiken und bequemen. 21. GOtt laͤſt ſich wie man wil. GOtt gibet niemandt nichts/ Er ſtehet allen frey: Daß Er/ wo du nur Jhn ſo wilt/ gantz deine ſey. 22. Die Gelaſſenheit So vil du Gott gelaͤſt/ ſo vil mag Er dir werden/ Nicht minder und nicht mehr hilfft Er dir auß be- ſchwerden. 23. Die Geiſtliche Maria. Jch muß MARJA ſeyn/ und GOtt auß mir ge- baͤhren/ Sol Er mich Ewiglich der Seeligkeit gewchren. 24. Du muſt nichts ſeyn/ nichts wollen. Menſch/ wo du noch was biſt/ was weiſt/ was liebſt und haſt: So biſtu/ glaube mir/ nicht ledig deiner Laſt. 25. GOtt ergreifft man nicht. GOtt iſt ein lauter nichts/ Jhn rührt kein Nun noch Hier: * Je mehr du nach Jhm greiffſt/ je mehr entwird Er dir. * i. e. Zert und Ort. 26. Der geheime Todt. Todt iſt ein ſeelig Ding: Je kraͤfftiger er iſt: Je herꝛlicher darauß/ daß Leben wirdt erkiſt. 27. Das Sterben machet Leben. Jn dem der weiſe Mann zu tauſendmalen ſtirbet/ Er durch die Warheit ſelbſt umb tauſend Leben wirbet. 28. Der allerſeeligſte Todt. Kein Todt iſt ſeeliger/ als in dem HErren ſterben Und umb das Ewige Gutt mit Leib und Seel ver derben. Umb

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 26[24]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/30>, abgerufen am 19.04.2024.