Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite

an den Leser.
Seelen! O der unbeschreiblichen Würdigkeit
zu welcher wir durch Christum gelangen kön-
nen! was bin ich doch mein König und mein
GOtt! und was ist meine Seele O unendliche
Majestät! daß du dich ernidrigest zu mir/ und
mich erhebst zu dir! daß du Lust suchst bey mir/
der du doch die ewige Lustbarkeit bist aller Gei-
ster! daß du dich mit mir wilt Vereinigen/ und
mich mit dir/ der du in und an dir selbst Ewig-
lich genug hast! Ja was ist meine Seele/ daß sie
dir auch gar so Gemein sol seyn/ wie eine Braut
jhrem Bräutigam/ wie eine Liebe jhrem Lieben!
O mein GOtt: Wann ich nicht glaubte daß du
warhafftig wärest/ so könte ich nicht glauben
das zwischen mir vnd dir/ als der unvergleichen
Majestät solche Gemeinschafft jemahls möglich
wäre. Weil du aber gesprochen du wollest dich
mit mir Vermählen in Ewigkeit; so muß ich
nur dise übervernünfftliche Genade/ welcher ich
mich nimmermehr könte würdig schätzen/ mit de-
müttigem Hertzen und verstarrtem Geiste ver-
wundern. Du O GOtt bist der allein unver-
gleichliche wunder thut; Sinthemal du auch
alleine GOtt bist. Dir sey Lob/ und Preiß/ und
Danck/ und Herrlichkeit von Ewigkeit zu E-
wigkeit.

Was sonsten vil andre nicht jederman Ge-
meine Reden und Sprüche anbelangt/ so hoffe
ich sie werden/ dem günstigen Leser/ im fall er in

den

an den Leſer.
Seelen! O der unbeſchreiblichen Wuͤrdigkeit
zu welcher wir durch Chriſtum gelangen koͤn-
nen! was bin ich doch mein Koͤnig und mein
GOtt! und was iſt meine Seele O unendliche
Majeſtaͤt! daß du dich ernidrigeſt zu mir/ und
mich erhebſt zu dir! daß du Luſt ſuchſt bey mir/
der du doch die ewige Luſtbarkeit biſt aller Gei-
ſter! daß du dich mit mir wilt Vereinigen/ und
mich mit dir/ der du in und an dir ſelbſt Ewig-
lich genug haſt! Ja was iſt meine Seele/ daß ſie
dir auch gar ſo Gemein ſol ſeyn/ wie eine Braut
jhrem Braͤutigam/ wie eine Liebe jhrem Lieben!
O mein GOtt: Wann ich nicht glaubte daß du
warhafftig waͤreſt/ ſo koͤnte ich nicht glauben
das zwiſchen mir vnd dir/ als der unvergleichen
Majeſtaͤt ſolche Gemeinſchafft jemahls moͤglich
waͤre. Weil du aber geſprochen du wolleſt dich
mit mir Vermaͤhlen in Ewigkeit; ſo muß ich
nur diſe uͤbervernuͤnfftliche Genade/ welcher ich
mich nimmermehr koͤnte wuͤrdig ſchaͤtzen/ mit de-
muͤttigem Hertzen und verſtarꝛtem Geiſte ver-
wundern. Du O GOtt biſt der allein unver-
gleichliche wunder thut; Sinthemal du auch
alleine GOtt biſt. Dir ſey Lob/ und Preiß/ und
Danck/ und Herꝛlichkeit von Ewigkeit zu E-
wigkeit.

Was ſonſten vil andre nicht jederman Ge-
meine Reden und Spruͤche anbelangt/ ſo hoffe
ich ſie werden/ dem guͤnſtigen Leſer/ im fall er in

den
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface">
        <p><pb facs="#f0023" n="17"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">an den Le&#x017F;er.</hi></fw><lb/>
Seelen! O der unbe&#x017F;chreiblichen Wu&#x0364;rdigkeit<lb/>
zu welcher wir durch Chri&#x017F;tum gelangen ko&#x0364;n-<lb/>
nen! was bin ich doch mein Ko&#x0364;nig und mein<lb/>
GOtt! und was i&#x017F;t meine Seele O unendliche<lb/>
Maje&#x017F;ta&#x0364;t! daß du dich ernidrige&#x017F;t zu mir/ und<lb/>
mich erheb&#x017F;t zu dir! daß du Lu&#x017F;t &#x017F;uch&#x017F;t bey mir/<lb/>
der du doch die ewige Lu&#x017F;tbarkeit bi&#x017F;t aller Gei-<lb/>
&#x017F;ter! daß du dich mit mir wilt Vereinigen/ und<lb/>
mich mit dir/ der du in und an dir &#x017F;elb&#x017F;t Ewig-<lb/>
lich genug ha&#x017F;t! Ja was i&#x017F;t meine Seele/ daß &#x017F;ie<lb/>
dir auch gar &#x017F;o Gemein &#x017F;ol &#x017F;eyn/ wie eine Braut<lb/>
jhrem Bra&#x0364;utigam/ wie eine Liebe jhrem Lieben!<lb/>
O mein GOtt: Wann ich nicht glaubte daß du<lb/>
warhafftig wa&#x0364;re&#x017F;t/ &#x017F;o ko&#x0364;nte ich nicht glauben<lb/>
das zwi&#x017F;chen mir vnd dir/ als der unvergleichen<lb/>
Maje&#x017F;ta&#x0364;t &#x017F;olche Gemein&#x017F;chafft jemahls mo&#x0364;glich<lb/>
wa&#x0364;re. Weil du aber ge&#x017F;prochen du wolle&#x017F;t dich<lb/>
mit mir Verma&#x0364;hlen in Ewigkeit; &#x017F;o muß ich<lb/>
nur di&#x017F;e u&#x0364;bervernu&#x0364;nfftliche Genade/ welcher ich<lb/>
mich nimmermehr ko&#x0364;nte wu&#x0364;rdig &#x017F;cha&#x0364;tzen/ mit de-<lb/>
mu&#x0364;ttigem Hertzen und ver&#x017F;tar&#xA75B;tem Gei&#x017F;te ver-<lb/>
wundern. Du O GOtt bi&#x017F;t der allein unver-<lb/>
gleichliche wunder thut; Sinthemal du auch<lb/>
alleine GOtt bi&#x017F;t. Dir &#x017F;ey Lob/ und Preiß/ und<lb/>
Danck/ und Her&#xA75B;lichkeit von Ewigkeit zu E-<lb/>
wigkeit.</p><lb/>
        <p>Was &#x017F;on&#x017F;ten vil andre nicht jederman Ge-<lb/>
meine Reden und Spru&#x0364;che anbelangt/ &#x017F;o hoffe<lb/>
ich &#x017F;ie werden/ dem gu&#x0364;n&#x017F;tigen Le&#x017F;er/ im fall er in<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[17/0023] an den Leſer. Seelen! O der unbeſchreiblichen Wuͤrdigkeit zu welcher wir durch Chriſtum gelangen koͤn- nen! was bin ich doch mein Koͤnig und mein GOtt! und was iſt meine Seele O unendliche Majeſtaͤt! daß du dich ernidrigeſt zu mir/ und mich erhebſt zu dir! daß du Luſt ſuchſt bey mir/ der du doch die ewige Luſtbarkeit biſt aller Gei- ſter! daß du dich mit mir wilt Vereinigen/ und mich mit dir/ der du in und an dir ſelbſt Ewig- lich genug haſt! Ja was iſt meine Seele/ daß ſie dir auch gar ſo Gemein ſol ſeyn/ wie eine Braut jhrem Braͤutigam/ wie eine Liebe jhrem Lieben! O mein GOtt: Wann ich nicht glaubte daß du warhafftig waͤreſt/ ſo koͤnte ich nicht glauben das zwiſchen mir vnd dir/ als der unvergleichen Majeſtaͤt ſolche Gemeinſchafft jemahls moͤglich waͤre. Weil du aber geſprochen du wolleſt dich mit mir Vermaͤhlen in Ewigkeit; ſo muß ich nur diſe uͤbervernuͤnfftliche Genade/ welcher ich mich nimmermehr koͤnte wuͤrdig ſchaͤtzen/ mit de- muͤttigem Hertzen und verſtarꝛtem Geiſte ver- wundern. Du O GOtt biſt der allein unver- gleichliche wunder thut; Sinthemal du auch alleine GOtt biſt. Dir ſey Lob/ und Preiß/ und Danck/ und Herꝛlichkeit von Ewigkeit zu E- wigkeit. Was ſonſten vil andre nicht jederman Ge- meine Reden und Spruͤche anbelangt/ ſo hoffe ich ſie werden/ dem guͤnſtigen Leſer/ im fall er in den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk erschien 1675 in einer zweiten, um ei… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/23
Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/23>, abgerufen am 23.04.2024.