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Ernst, George: Das Training des Trabers. Wien, 1883.

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durch wird man erreichen, dass das Thier
die volle, ihm von Natur bestimmte Grösse
und Stärke erlangt und dass es eine viel
kräftigere und ausdauerndere Constitution be-
kommen wird, als in dem Falle, wo es durch
so viel stimulirendes und consistentes Futter,
wie es nur unterzubringen vermag, zur
Frühreife gebracht wird. Ein Pferd, welches
in seinem frühen Lebensalter nur wenig
Körnerfutter bekommen hatte, wird zwar
lange brauchen, um sich voll zu entwickeln,
es wird aber auch, einmal entwickelt, sehr
lange gebrauchsfähig bleiben. Frühreife
jedoch ist für ein Thier, welches durch
lange Jahre diensttauglich bleiben soll,
nicht anzustreben. Ein Pferd, das zwei-
jährig schon vollkommen entwickelt aus-
sieht, wird mit fünf oder sechs Jahren auf
der Höhe seiner Leistungsfähigkeit stehen
oder dieselbe bereits überschritten haben,
während das langsam und naturgemäss ent-
wickelte Pferd nun erst seiner Glanzperiode
zustrebt; mit zehn Jahren wird das Letztere
ein ganzes Pferd sein und auf dem Cul-
minationspunkte seiner Leistungsfähigkeit
stehen, während das Andere vielleicht gar
nicht mehr existirt, oder doch nicht mehr
Beachtenswerthes leistet.

durch wird man erreichen, dass das Thier
die volle, ihm von Natur bestimmte Grösse
und Stärke erlangt und dass es eine viel
kräftigere und ausdauerndere Constitution be-
kommen wird, als in dem Falle, wo es durch
so viel stimulirendes und consistentes Futter,
wie es nur unterzubringen vermag, zur
Frühreife gebracht wird. Ein Pferd, welches
in seinem frühen Lebensalter nur wenig
Körnerfutter bekommen hatte, wird zwar
lange brauchen, um sich voll zu entwickeln,
es wird aber auch, einmal entwickelt, sehr
lange gebrauchsfähig bleiben. Frühreife
jedoch ist für ein Thier, welches durch
lange Jahre diensttauglich bleiben soll,
nicht anzustreben. Ein Pferd, das zwei-
jährig schon vollkommen entwickelt aus-
sieht, wird mit fünf oder sechs Jahren auf
der Höhe seiner Leistungsfähigkeit stehen
oder dieselbe bereits überschritten haben,
während das langsam und naturgemäss ent-
wickelte Pferd nun erst seiner Glanzperiode
zustrebt; mit zehn Jahren wird das Letztere
ein ganzes Pferd sein und auf dem Cul-
minationspunkte seiner Leistungsfähigkeit
stehen, während das Andere vielleicht gar
nicht mehr existirt, oder doch nicht mehr
Beachtenswerthes leistet.

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[9/0025] durch wird man erreichen, dass das Thier die volle, ihm von Natur bestimmte Grösse und Stärke erlangt und dass es eine viel kräftigere und ausdauerndere Constitution be- kommen wird, als in dem Falle, wo es durch so viel stimulirendes und consistentes Futter, wie es nur unterzubringen vermag, zur Frühreife gebracht wird. Ein Pferd, welches in seinem frühen Lebensalter nur wenig Körnerfutter bekommen hatte, wird zwar lange brauchen, um sich voll zu entwickeln, es wird aber auch, einmal entwickelt, sehr lange gebrauchsfähig bleiben. Frühreife jedoch ist für ein Thier, welches durch lange Jahre diensttauglich bleiben soll, nicht anzustreben. Ein Pferd, das zwei- jährig schon vollkommen entwickelt aus- sieht, wird mit fünf oder sechs Jahren auf der Höhe seiner Leistungsfähigkeit stehen oder dieselbe bereits überschritten haben, während das langsam und naturgemäss ent- wickelte Pferd nun erst seiner Glanzperiode zustrebt; mit zehn Jahren wird das Letztere ein ganzes Pferd sein und auf dem Cul- minationspunkte seiner Leistungsfähigkeit stehen, während das Andere vielleicht gar nicht mehr existirt, oder doch nicht mehr Beachtenswerthes leistet.

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Zitationshilfe: Ernst, George: Das Training des Trabers. Wien, 1883, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silberer_traber_1883/25>, abgerufen am 20.04.2024.