Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ernst, George: Das Training des Trabers. Wien, 1883.

Bild:
<< vorherige Seite

armseligste Rennpferd könnte den besten
Traber, der je gestartet wurde, distanziren
und die besten Traber erreichten ihre höchste
Schnelligkeit erst, nachdem sie während
langer Zeit in sorgfältigster Weise behandelt,
dressirt und trainirt wurden. Schon die Be-
handlung des Fohlens von dem Zeitpunkte
an, wo es zu fressen beginnt, ist von grösster
Wichtigkeit und sollte ganz verschieden von
der Weise stattfinden, in der heute noch
die besten Züchter und Trainer vorgehen.

Um also mit der Behandlung des Foh-
lens zu beginnen: Sobald die Stute es zu-
gibt, soll man das Fohlen vertraut zu
machen suchen. Man nähere sich ihm lang-
sam, spreche ihm gütig zu, berühre es nur
streichelnd und suche ihm in jeder Weise
Vertrauen zum Menschen einzuflössen. Von
der ersten Lebenswoche des Pferdes bis zur
letzten wird man finden, dass es in den
meisten Fällen willig thut, was von ihm
verlangt wird, wenn man sich ihm nur
verständlich machen kann. Viele Leute aber,
denen Pferde anvertraut werden, wissen
selbst nicht, was sie wollen, da darf man
sich eben auch nicht wundern, wenn sie
von den Thieren nicht begriffen werden!
Sobald das Fohlen sich an den Wärter

1*

armseligste Rennpferd könnte den besten
Traber, der je gestartet wurde, distanziren
und die besten Traber erreichten ihre höchste
Schnelligkeit erst, nachdem sie während
langer Zeit in sorgfältigster Weise behandelt,
dressirt und trainirt wurden. Schon die Be-
handlung des Fohlens von dem Zeitpunkte
an, wo es zu fressen beginnt, ist von grösster
Wichtigkeit und sollte ganz verschieden von
der Weise stattfinden, in der heute noch
die besten Züchter und Trainer vorgehen.

Um also mit der Behandlung des Foh-
lens zu beginnen: Sobald die Stute es zu-
gibt, soll man das Fohlen vertraut zu
machen suchen. Man nähere sich ihm lang-
sam, spreche ihm gütig zu, berühre es nur
streichelnd und suche ihm in jeder Weise
Vertrauen zum Menschen einzuflössen. Von
der ersten Lebenswoche des Pferdes bis zur
letzten wird man finden, dass es in den
meisten Fällen willig thut, was von ihm
verlangt wird, wenn man sich ihm nur
verständlich machen kann. Viele Leute aber,
denen Pferde anvertraut werden, wissen
selbst nicht, was sie wollen, da darf man
sich eben auch nicht wundern, wenn sie
von den Thieren nicht begriffen werden!
Sobald das Fohlen sich an den Wärter

1*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0019" n="3"/>
armseligste Rennpferd könnte den besten<lb/>
Traber, der je gestartet wurde, distanziren<lb/>
und die besten Traber erreichten ihre höchste<lb/>
Schnelligkeit erst, nachdem sie während<lb/>
langer Zeit in sorgfältigster Weise behandelt,<lb/>
dressirt und trainirt wurden. Schon die Be-<lb/>
handlung des Fohlens von dem Zeitpunkte<lb/>
an, wo es zu fressen beginnt, ist von grösster<lb/>
Wichtigkeit und sollte ganz verschieden von<lb/>
der Weise stattfinden, in der heute noch<lb/>
die besten Züchter und Trainer vorgehen.</p><lb/>
        <p>Um also mit der Behandlung des Foh-<lb/>
lens zu beginnen: Sobald die Stute es zu-<lb/>
gibt, soll man das Fohlen vertraut zu<lb/>
machen suchen. Man nähere sich ihm lang-<lb/>
sam, spreche ihm gütig zu, berühre es nur<lb/>
streichelnd und suche ihm in jeder Weise<lb/>
Vertrauen zum Menschen einzuflössen. Von<lb/>
der ersten Lebenswoche des Pferdes bis zur<lb/>
letzten wird man finden, dass es in den<lb/>
meisten Fällen willig thut, was von ihm<lb/>
verlangt wird, wenn man sich ihm nur<lb/>
verständlich machen kann. Viele Leute aber,<lb/>
denen Pferde anvertraut werden, wissen<lb/>
selbst nicht, was sie wollen, da darf man<lb/>
sich eben auch nicht wundern, wenn sie<lb/>
von den Thieren nicht begriffen werden!<lb/>
Sobald das Fohlen sich an den Wärter<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">1*</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[3/0019] armseligste Rennpferd könnte den besten Traber, der je gestartet wurde, distanziren und die besten Traber erreichten ihre höchste Schnelligkeit erst, nachdem sie während langer Zeit in sorgfältigster Weise behandelt, dressirt und trainirt wurden. Schon die Be- handlung des Fohlens von dem Zeitpunkte an, wo es zu fressen beginnt, ist von grösster Wichtigkeit und sollte ganz verschieden von der Weise stattfinden, in der heute noch die besten Züchter und Trainer vorgehen. Um also mit der Behandlung des Foh- lens zu beginnen: Sobald die Stute es zu- gibt, soll man das Fohlen vertraut zu machen suchen. Man nähere sich ihm lang- sam, spreche ihm gütig zu, berühre es nur streichelnd und suche ihm in jeder Weise Vertrauen zum Menschen einzuflössen. Von der ersten Lebenswoche des Pferdes bis zur letzten wird man finden, dass es in den meisten Fällen willig thut, was von ihm verlangt wird, wenn man sich ihm nur verständlich machen kann. Viele Leute aber, denen Pferde anvertraut werden, wissen selbst nicht, was sie wollen, da darf man sich eben auch nicht wundern, wenn sie von den Thieren nicht begriffen werden! Sobald das Fohlen sich an den Wärter 1*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silberer_traber_1883
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silberer_traber_1883/19
Zitationshilfe: Ernst, George: Das Training des Trabers. Wien, 1883, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silberer_traber_1883/19>, abgerufen am 28.03.2024.