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Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863.

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Gattung: Cottus.
reichend; die erste Rückenflosse an die zweite Rücken-
flosse dicht anstossend; Bauchflosse ungebändert
.

1. D. 6--9, 2. D. 15--18, P. 13--14, V. 1/4, A. 12--13, C. 13.

Dieser überall in Seen, Flüssen und Bächen aller Stromgebiete von Mit-
teleuropa einheimische Fisch hält sich gern unter Steinen verborgen, daher
derselbe in den kleinsten und wasserarmen Bächen anzutreffen ist.

Die Kopfform des Koppen hat nach den Geschlechtern eine verschiedene
Gestalt; bei den Männchen erscheint der niedergedrückte Kopf am Vorder-
rande sehr stumpf abgerundet und das weite Maul sehr in die Breite gezogen,
bei den Weibchen dagegen ist der Vorderrand des niedrigen Kopfes weniger
stumpf und das Maul weniger breit.

Die Schwanzflossen-Strahlen des Koppen, sowie der übrigen Cottus-Arten
zeigen die bekannte Gliederung und dichotomische Zersplitterung, anders
verhalten sich die sogenannten weichen Strahlen der übrigen Flossen. Diese
sind bei Cottus Gobio zwar gegliedert und an der Spitze weich, aber nicht di-
chotomisch zertheilt; nur einige der oberen Brustflossen-Strahlen machen bei
einzelnen Individuen eine Ausnahme, indem sie mehr oder weniger dichoto-
misch gespalten sind, auch an der hinteren Rückenflosse habe ich einige Male
einzelne Strahlen gabelförmig gespalten angetroffen.

In der Färbung variirt der Koppen ausserordentlich, die vielen auf grau-
lichem oder bräunlichem Grunde zerstreuten schwärzlichen Puncte sind häufig
zu grossen wolkigen Flecken oder Querbinden ineinander geflossen. An der
Rücken-, Brust- und Schwanzflosse sind die hellen Strahlen immer, an der
Afterflosse häufig braun gefleckt.

Obgleich der Koppen gewöhnlich nur eine Länge von 4 bis 5 Zoll er-
reicht, muss er doch, wie es schon sein weiter Rachen andeutet, zu den sehr
gefrässigen Raubfischen gerechnet werden. Derselbe wird hier häufig in
Menge zu Markte gebracht, aber nur wenig für die Küche verlangt, sondern
mehr für den Angelfischfang als Köder gesucht.

Im Monat März und April tritt die Fortpflanzungsperiode dieses Fisches
ein, während welcher Zeit sich die männlichen Individuen des Koppen ganz
besonders des Fortpflanzungsgeschäftes annehmen. Schon Linne 1) meldet
von dem Koppen, dass derselbe ein Nest baue und eher sein Leben als die
Eier in diesem Neste aufgebe. Auch Marsigli 2) und Otho Fabricius 3) kennen
an diesem Fische die Liebe und Sorge für seine Eier, behaupten aber, dass

1) S. Linne Nr. 2: pag. 452: "Nidum in fundo format, ovis incubat prius vitam deser-
turus, quam nidum."
2) S. dessen Danubius pannonico-mysicus. Tom. IV. pag. 73.
3) S. dessen Fauna groenlandica. 1780. pag. 160.

Gattung: Cottus.
reichend; die erste Rückenflosse an die zweite Rücken-
flosse dicht anstossend; Bauchflosse ungebändert
.

1. D. 6—9, 2. D. 15—18, P. 13—14, V. 1/4, A. 12—13, C. 13.

Dieser überall in Seen, Flüssen und Bächen aller Stromgebiete von Mit-
teleuropa einheimische Fisch hält sich gern unter Steinen verborgen, daher
derselbe in den kleinsten und wasserarmen Bächen anzutreffen ist.

Die Kopfform des Koppen hat nach den Geschlechtern eine verschiedene
Gestalt; bei den Männchen erscheint der niedergedrückte Kopf am Vorder-
rande sehr stumpf abgerundet und das weite Maul sehr in die Breite gezogen,
bei den Weibchen dagegen ist der Vorderrand des niedrigen Kopfes weniger
stumpf und das Maul weniger breit.

Die Schwanzflossen-Strahlen des Koppen, sowie der übrigen Cottus-Arten
zeigen die bekannte Gliederung und dichotomische Zersplitterung, anders
verhalten sich die sogenannten weichen Strahlen der übrigen Flossen. Diese
sind bei Cottus Gobio zwar gegliedert und an der Spitze weich, aber nicht di-
chotomisch zertheilt; nur einige der oberen Brustflossen-Strahlen machen bei
einzelnen Individuen eine Ausnahme, indem sie mehr oder weniger dichoto-
misch gespalten sind, auch an der hinteren Rückenflosse habe ich einige Male
einzelne Strahlen gabelförmig gespalten angetroffen.

In der Färbung variirt der Koppen ausserordentlich, die vielen auf grau-
lichem oder bräunlichem Grunde zerstreuten schwärzlichen Puncte sind häufig
zu grossen wolkigen Flecken oder Querbinden ineinander geflossen. An der
Rücken-, Brust- und Schwanzflosse sind die hellen Strahlen immer, an der
Afterflosse häufig braun gefleckt.

Obgleich der Koppen gewöhnlich nur eine Länge von 4 bis 5 Zoll er-
reicht, muss er doch, wie es schon sein weiter Rachen andeutet, zu den sehr
gefrässigen Raubfischen gerechnet werden. Derselbe wird hier häufig in
Menge zu Markte gebracht, aber nur wenig für die Küche verlangt, sondern
mehr für den Angelfischfang als Köder gesucht.

Im Monat März und April tritt die Fortpflanzungsperiode dieses Fisches
ein, während welcher Zeit sich die männlichen Individuen des Koppen ganz
besonders des Fortpflanzungsgeschäftes annehmen. Schon Linné 1) meldet
von dem Koppen, dass derselbe ein Nest baue und eher sein Leben als die
Eier in diesem Neste aufgebe. Auch Marsigli 2) und Otho Fabricius 3) kennen
an diesem Fische die Liebe und Sorge für seine Eier, behaupten aber, dass

1) S. Linné Nr. 2: pag. 452: »Nidum in fundo format, ovis incubat prius vitam deser-
turus, quam nidum.«
2) S. dessen Danubius pannonico-mysicus. Tom. IV. pag. 73.
3) S. dessen Fauna groenlandica. 1780. pag. 160.
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[63/0076] Gattung: Cottus. reichend; die erste Rückenflosse an die zweite Rücken- flosse dicht anstossend; Bauchflosse ungebändert. 1. D. 6—9, 2. D. 15—18, P. 13—14, V. 1/4, A. 12—13, C. 13. Dieser überall in Seen, Flüssen und Bächen aller Stromgebiete von Mit- teleuropa einheimische Fisch hält sich gern unter Steinen verborgen, daher derselbe in den kleinsten und wasserarmen Bächen anzutreffen ist. Die Kopfform des Koppen hat nach den Geschlechtern eine verschiedene Gestalt; bei den Männchen erscheint der niedergedrückte Kopf am Vorder- rande sehr stumpf abgerundet und das weite Maul sehr in die Breite gezogen, bei den Weibchen dagegen ist der Vorderrand des niedrigen Kopfes weniger stumpf und das Maul weniger breit. Die Schwanzflossen-Strahlen des Koppen, sowie der übrigen Cottus-Arten zeigen die bekannte Gliederung und dichotomische Zersplitterung, anders verhalten sich die sogenannten weichen Strahlen der übrigen Flossen. Diese sind bei Cottus Gobio zwar gegliedert und an der Spitze weich, aber nicht di- chotomisch zertheilt; nur einige der oberen Brustflossen-Strahlen machen bei einzelnen Individuen eine Ausnahme, indem sie mehr oder weniger dichoto- misch gespalten sind, auch an der hinteren Rückenflosse habe ich einige Male einzelne Strahlen gabelförmig gespalten angetroffen. In der Färbung variirt der Koppen ausserordentlich, die vielen auf grau- lichem oder bräunlichem Grunde zerstreuten schwärzlichen Puncte sind häufig zu grossen wolkigen Flecken oder Querbinden ineinander geflossen. An der Rücken-, Brust- und Schwanzflosse sind die hellen Strahlen immer, an der Afterflosse häufig braun gefleckt. Obgleich der Koppen gewöhnlich nur eine Länge von 4 bis 5 Zoll er- reicht, muss er doch, wie es schon sein weiter Rachen andeutet, zu den sehr gefrässigen Raubfischen gerechnet werden. Derselbe wird hier häufig in Menge zu Markte gebracht, aber nur wenig für die Küche verlangt, sondern mehr für den Angelfischfang als Köder gesucht. Im Monat März und April tritt die Fortpflanzungsperiode dieses Fisches ein, während welcher Zeit sich die männlichen Individuen des Koppen ganz besonders des Fortpflanzungsgeschäftes annehmen. Schon Linné 1) meldet von dem Koppen, dass derselbe ein Nest baue und eher sein Leben als die Eier in diesem Neste aufgebe. Auch Marsigli 2) und Otho Fabricius 3) kennen an diesem Fische die Liebe und Sorge für seine Eier, behaupten aber, dass 1) S. Linné Nr. 2: pag. 452: »Nidum in fundo format, ovis incubat prius vitam deser- turus, quam nidum.« 2) S. dessen Danubius pannonico-mysicus. Tom. IV. pag. 73. 3) S. dessen Fauna groenlandica. 1780. pag. 160.

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Zitationshilfe: Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/76>, abgerufen am 16.04.2024.