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Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863.

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Gattung: Acerina.

Artcharakter: Körper kurz und gedrungen; Schnauze stumpf;
die ersten 12 bis 14 Strahlen der Rückenflosse sind Stachel-
strahlen; Farbe des Rückens und der Seiten olivengrün mit
unregelmässig zerstreuten dunklen Flecken und Puncten,
Rückenflosse und Schwanzflosse mit schwärzlichen Punct-
reihen
.

D. 12--14/11--14, P. 13, V. 1/5, A. 2/5--6, C. 17, Squ. 6--7/37--40/10--12.

Der Kaulbarsch, welcher eine Grösse von acht Zoll erreichen kann, ge-
hört allen Flussgebieten von Mitteleuropa an, wird aber in Norddeutschland
verbreiteter und häufiger angetroffen als in Süddeutschland. Ich habe den-
selben aus der Donau bei Regensburg, aus dem Main bei Würzburg, aus dem
Neckar bei Heidelberg und aus dem Rhein bei Strassburg gesammelt. Der
zuletzt erwähnte Fundort widerlegt die Behauptung Sander's (Nr. 44: pag. 171),
dass der Kaulbarsch nicht über Rusheim (ohnweit Germersheim) hinauf im
Rhein vorkommen soll. Ausserdem behauptet auch Schinz (Nr. 40 b: pag. 151),
dass der Kaulbarsch unter dem Namen "Kutz" in Basel ein sehr bekannter
Rheinfisch ist, woraus sich ganz klar herausstellt, dass sich Hartmann, wie schon
oben (pag. 54) erwähnt wurde, getäuscht hat, wenn er den Streber statt des
Kaulbarsch als einen Fisch des Rheins aufführt, der bei Basel "Kutz" genannt
werde. In den Alpengewässern fehlt übrigens dieser Fisch fast gänzlich.
Als Laichzeit des Kaulbarsch werden die Monate April und Mai angegeben.

An diesem Fische kommen in Bezug auf die Beschuppung der Brust man-
cherlei Abweichungen vor, indem hier eine bald grössere bald geringere
Fläche unbeschuppt erscheint, zuweilen sogar die ganze Brust von Schuppen
entblösst ist. Günther 1) hat bereits auf diese Erscheinung hingewiesen und
darauf aufmerksam gemacht, dass die Unbeständigkeit dieser Erscheinung
nicht erlaube, auf den Mangel oder auf die Anwesenheit von Beschuppung
gewisser Stellen des Fischleibes Artunterschiede zu gründen. Auch Heckel
und Kner haben bei dem Kaulbarsch (a. a. O. pag. 21) die Bemerkung gemacht,
dass die Brust desselben bald nackt, bald beschuppt sein kann und dass zu-
weilen auch der Raum zwischen den Brust- und Bauchflossen ganz nackt sei.
Ich kann das letztere bestätigen, da ich aus der Donau, dem Main und dem
Neckar Kaulbarsche erhalten habe, deren Brust nicht allein, sondern deren
Seiten zwischen Brust- und Bauchflossen sich gleichfalls ganz schuppenlos
zeigten.


1) S. dessen Beiträge zur Kenntniss unserer Süsswasserfische, in Wiegmann's Archiv
für Naturgeschichte. Jahrg. 1855. Bd. I. pag. 199.
Gattung: Acerina.

Artcharakter: Körper kurz und gedrungen; Schnauze stumpf;
die ersten 12 bis 14 Strahlen der Rückenflosse sind Stachel-
strahlen; Farbe des Rückens und der Seiten olivengrün mit
unregelmässig zerstreuten dunklen Flecken und Puncten,
Rückenflosse und Schwanzflosse mit schwärzlichen Punct-
reihen
.

D. 12—14/11—14, P. 13, V. 1/5, A. 2/5—6, C. 17, Squ. 6—7/37—40/10—12.

Der Kaulbarsch, welcher eine Grösse von acht Zoll erreichen kann, ge-
hört allen Flussgebieten von Mitteleuropa an, wird aber in Norddeutschland
verbreiteter und häufiger angetroffen als in Süddeutschland. Ich habe den-
selben aus der Donau bei Regensburg, aus dem Main bei Würzburg, aus dem
Neckar bei Heidelberg und aus dem Rhein bei Strassburg gesammelt. Der
zuletzt erwähnte Fundort widerlegt die Behauptung Sander’s (Nr. 44: pag. 171),
dass der Kaulbarsch nicht über Rusheim (ohnweit Germersheim) hinauf im
Rhein vorkommen soll. Ausserdem behauptet auch Schinz (Nr. 40 b: pag. 151),
dass der Kaulbarsch unter dem Namen »Kutz« in Basel ein sehr bekannter
Rheinfisch ist, woraus sich ganz klar herausstellt, dass sich Hartmann, wie schon
oben (pag. 54) erwähnt wurde, getäuscht hat, wenn er den Streber statt des
Kaulbarsch als einen Fisch des Rheins aufführt, der bei Basel »Kutz« genannt
werde. In den Alpengewässern fehlt übrigens dieser Fisch fast gänzlich.
Als Laichzeit des Kaulbarsch werden die Monate April und Mai angegeben.

An diesem Fische kommen in Bezug auf die Beschuppung der Brust man-
cherlei Abweichungen vor, indem hier eine bald grössere bald geringere
Fläche unbeschuppt erscheint, zuweilen sogar die ganze Brust von Schuppen
entblösst ist. Günther 1) hat bereits auf diese Erscheinung hingewiesen und
darauf aufmerksam gemacht, dass die Unbeständigkeit dieser Erscheinung
nicht erlaube, auf den Mangel oder auf die Anwesenheit von Beschuppung
gewisser Stellen des Fischleibes Artunterschiede zu gründen. Auch Heckel
und Kner haben bei dem Kaulbarsch (a. a. O. pag. 21) die Bemerkung gemacht,
dass die Brust desselben bald nackt, bald beschuppt sein kann und dass zu-
weilen auch der Raum zwischen den Brust- und Bauchflossen ganz nackt sei.
Ich kann das letztere bestätigen, da ich aus der Donau, dem Main und dem
Neckar Kaulbarsche erhalten habe, deren Brust nicht allein, sondern deren
Seiten zwischen Brust- und Bauchflossen sich gleichfalls ganz schuppenlos
zeigten.


1) S. dessen Beiträge zur Kenntniss unserer Süsswasserfische, in Wiegmann’s Archiv
für Naturgeschichte. Jahrg. 1855. Bd. I. pag. 199.
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[59/0072] Gattung: Acerina. Artcharakter: Körper kurz und gedrungen; Schnauze stumpf; die ersten 12 bis 14 Strahlen der Rückenflosse sind Stachel- strahlen; Farbe des Rückens und der Seiten olivengrün mit unregelmässig zerstreuten dunklen Flecken und Puncten, Rückenflosse und Schwanzflosse mit schwärzlichen Punct- reihen. D. 12—14/11—14, P. 13, V. 1/5, A. 2/5—6, C. 17, Squ. 6—7/37—40/10—12. Der Kaulbarsch, welcher eine Grösse von acht Zoll erreichen kann, ge- hört allen Flussgebieten von Mitteleuropa an, wird aber in Norddeutschland verbreiteter und häufiger angetroffen als in Süddeutschland. Ich habe den- selben aus der Donau bei Regensburg, aus dem Main bei Würzburg, aus dem Neckar bei Heidelberg und aus dem Rhein bei Strassburg gesammelt. Der zuletzt erwähnte Fundort widerlegt die Behauptung Sander’s (Nr. 44: pag. 171), dass der Kaulbarsch nicht über Rusheim (ohnweit Germersheim) hinauf im Rhein vorkommen soll. Ausserdem behauptet auch Schinz (Nr. 40 b: pag. 151), dass der Kaulbarsch unter dem Namen »Kutz« in Basel ein sehr bekannter Rheinfisch ist, woraus sich ganz klar herausstellt, dass sich Hartmann, wie schon oben (pag. 54) erwähnt wurde, getäuscht hat, wenn er den Streber statt des Kaulbarsch als einen Fisch des Rheins aufführt, der bei Basel »Kutz« genannt werde. In den Alpengewässern fehlt übrigens dieser Fisch fast gänzlich. Als Laichzeit des Kaulbarsch werden die Monate April und Mai angegeben. An diesem Fische kommen in Bezug auf die Beschuppung der Brust man- cherlei Abweichungen vor, indem hier eine bald grössere bald geringere Fläche unbeschuppt erscheint, zuweilen sogar die ganze Brust von Schuppen entblösst ist. Günther 1) hat bereits auf diese Erscheinung hingewiesen und darauf aufmerksam gemacht, dass die Unbeständigkeit dieser Erscheinung nicht erlaube, auf den Mangel oder auf die Anwesenheit von Beschuppung gewisser Stellen des Fischleibes Artunterschiede zu gründen. Auch Heckel und Kner haben bei dem Kaulbarsch (a. a. O. pag. 21) die Bemerkung gemacht, dass die Brust desselben bald nackt, bald beschuppt sein kann und dass zu- weilen auch der Raum zwischen den Brust- und Bauchflossen ganz nackt sei. Ich kann das letztere bestätigen, da ich aus der Donau, dem Main und dem Neckar Kaulbarsche erhalten habe, deren Brust nicht allein, sondern deren Seiten zwischen Brust- und Bauchflossen sich gleichfalls ganz schuppenlos zeigten. 1) S. dessen Beiträge zur Kenntniss unserer Süsswasserfische, in Wiegmann’s Archiv für Naturgeschichte. Jahrg. 1855. Bd. I. pag. 199.

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Zitationshilfe: Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/72>, abgerufen am 19.04.2024.