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Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863.

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aber nach seiner eigenen Aussage1) mit Nordmann's Aspius fasciatus identisch
ist, enthält die Zahnformel 2.5--4.2; dieser Befund weicht freilich von den
Angaben Nordmann's ausserordentlich ab, da letzterer an seinem Aspius fas-
ciatus
(a. a. O. pag. 499) bald 3.5--5.3, bald 4.5--5.4 Zähne gefunden
haben will. Ob diese sich widersprechenden Zahlenverschiedenheiten nicht
vielleicht durch ein Versehen bei der Auffassung der Zahnstellung des Alb.
bipunctatus
zu Stande gekommen sind, wage ich nicht zu entscheiden; dass
aber zu einem solchen Versehen gerade bei Alb. bipunctatus leicht Gelegenheit
gegeben ist, davon glaube ich mich überzeugt zu haben, indem ich bei einer
wiederholten Revision meiner Vorräthe von Schlundknochen dieses Weiss-
fisches an den meisten so viele Zahnlücken wahrnahm, dass ich auf den rech-
ten Schlundknochen ein Vorherrschen der Stellung der Zähne mit der Formel
4.2 nur durch die grösste Mühe und Aufmerksamkeit habe herauszählen
können. Um über diese abweichende Zahnformel des Alburnus bipunctatus
eine ganz sichere Auskunft geben zu können, habe ich noch kürzlich an
174 Exemplaren dieses Weissfisches die Schlundknochen untersucht und mit
Ausnahme von 4 Individuen an allen übrigen die Zahnformel 2.5--4.2 an-
getroffen, von diesen 170 Individuen waren 81 mit vollständigen Zähnen aus-
gestattet, die übrigen 86 besassen sehr lückenhafte Schlundzähne, welche
um so schwerer die wahre Anordnung ihres Zahnsystems erkennen liessen,
als die ausgefallenen Zähne nur sehr seichte und sehr leicht zu übersehende
Gruben auf den Schlundknochen zurückgelassen hatten. Von den 4 Indivi-
duen mit abweichender Zahnstellung besass ein Individuum die Zahnformel
2.4--4.2, ein anderes die Zahnformel 2.4--5.2 und bei zweien derselben
standen die Zähne zu 2.5--5.2 auf den beiden Schlundknochen.

Hiernach muss aber jedenfalls der Charakter der Gattung Alburnus fol-
gende Modification erleiden:

Die Schlundzähne in zwei Reihen, entweder zu 2 und 5 auf
beiden Seiten oder auf der linken zu 2 und 5 und auf der rech-
ten Seite zu 2 und 4
.

Nach dieser Modification wird alsdann den Artcharakteren des Alb. bi-
punctatus
noch hinzuzufügen sein:

Auf der linken Seite immer 2 und 5 Zähne und auf der rech-
ten Seite meistens 2 und 4 Zähne
.

Zu pag. 299. Anmerkung 1.

Der sogenannte Rümpchen-Fang ist ein anderer am Niederrhein seines
alten Herkommens wegen geduldeter Misbrauch, in Folge dessen unzählige

1) Vergl. Jeitteles: Prodrom. Faun. Vertebr. Hungar. a. a. O. pag. 302.
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Zusätze.
aber nach seiner eigenen Aussage1) mit Nordmann’s Aspius fasciatus identisch
ist, enthält die Zahnformel 2.5—4.2; dieser Befund weicht freilich von den
Angaben Nordmann’s ausserordentlich ab, da letzterer an seinem Aspius fas-
ciatus
(a. a. O. pag. 499) bald 3.5—5.3, bald 4.5—5.4 Zähne gefunden
haben will. Ob diese sich widersprechenden Zahlenverschiedenheiten nicht
vielleicht durch ein Versehen bei der Auffassung der Zahnstellung des Alb.
bipunctatus
zu Stande gekommen sind, wage ich nicht zu entscheiden; dass
aber zu einem solchen Versehen gerade bei Alb. bipunctatus leicht Gelegenheit
gegeben ist, davon glaube ich mich überzeugt zu haben, indem ich bei einer
wiederholten Revision meiner Vorräthe von Schlundknochen dieses Weiss-
fisches an den meisten so viele Zahnlücken wahrnahm, dass ich auf den rech-
ten Schlundknochen ein Vorherrschen der Stellung der Zähne mit der Formel
4.2 nur durch die grösste Mühe und Aufmerksamkeit habe herauszählen
können. Um über diese abweichende Zahnformel des Alburnus bipunctatus
eine ganz sichere Auskunft geben zu können, habe ich noch kürzlich an
174 Exemplaren dieses Weissfisches die Schlundknochen untersucht und mit
Ausnahme von 4 Individuen an allen übrigen die Zahnformel 2.5—4.2 an-
getroffen, von diesen 170 Individuen waren 81 mit vollständigen Zähnen aus-
gestattet, die übrigen 86 besassen sehr lückenhafte Schlundzähne, welche
um so schwerer die wahre Anordnung ihres Zahnsystems erkennen liessen,
als die ausgefallenen Zähne nur sehr seichte und sehr leicht zu übersehende
Gruben auf den Schlundknochen zurückgelassen hatten. Von den 4 Indivi-
duen mit abweichender Zahnstellung besass ein Individuum die Zahnformel
2.4—4.2, ein anderes die Zahnformel 2.4—5.2 und bei zweien derselben
standen die Zähne zu 2.5—5.2 auf den beiden Schlundknochen.

Hiernach muss aber jedenfalls der Charakter der Gattung Alburnus fol-
gende Modification erleiden:

Die Schlundzähne in zwei Reihen, entweder zu 2 und 5 auf
beiden Seiten oder auf der linken zu 2 und 5 und auf der rech-
ten Seite zu 2 und 4
.

Nach dieser Modification wird alsdann den Artcharakteren des Alb. bi-
punctatus
noch hinzuzufügen sein:

Auf der linken Seite immer 2 und 5 Zähne und auf der rech-
ten Seite meistens 2 und 4 Zähne
.

Zu pag. 299. Anmerkung 1.

Der sogenannte Rümpchen-Fang ist ein anderer am Niederrhein seines
alten Herkommens wegen geduldeter Misbrauch, in Folge dessen unzählige

1) Vergl. Jeitteles: Prodrom. Faun. Vertebr. Hungar. a. a. O. pag. 302.
27*
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[419/0432] Zusätze. aber nach seiner eigenen Aussage 1) mit Nordmann’s Aspius fasciatus identisch ist, enthält die Zahnformel 2.5—4.2; dieser Befund weicht freilich von den Angaben Nordmann’s ausserordentlich ab, da letzterer an seinem Aspius fas- ciatus (a. a. O. pag. 499) bald 3.5—5.3, bald 4.5—5.4 Zähne gefunden haben will. Ob diese sich widersprechenden Zahlenverschiedenheiten nicht vielleicht durch ein Versehen bei der Auffassung der Zahnstellung des Alb. bipunctatus zu Stande gekommen sind, wage ich nicht zu entscheiden; dass aber zu einem solchen Versehen gerade bei Alb. bipunctatus leicht Gelegenheit gegeben ist, davon glaube ich mich überzeugt zu haben, indem ich bei einer wiederholten Revision meiner Vorräthe von Schlundknochen dieses Weiss- fisches an den meisten so viele Zahnlücken wahrnahm, dass ich auf den rech- ten Schlundknochen ein Vorherrschen der Stellung der Zähne mit der Formel 4.2 nur durch die grösste Mühe und Aufmerksamkeit habe herauszählen können. Um über diese abweichende Zahnformel des Alburnus bipunctatus eine ganz sichere Auskunft geben zu können, habe ich noch kürzlich an 174 Exemplaren dieses Weissfisches die Schlundknochen untersucht und mit Ausnahme von 4 Individuen an allen übrigen die Zahnformel 2.5—4.2 an- getroffen, von diesen 170 Individuen waren 81 mit vollständigen Zähnen aus- gestattet, die übrigen 86 besassen sehr lückenhafte Schlundzähne, welche um so schwerer die wahre Anordnung ihres Zahnsystems erkennen liessen, als die ausgefallenen Zähne nur sehr seichte und sehr leicht zu übersehende Gruben auf den Schlundknochen zurückgelassen hatten. Von den 4 Indivi- duen mit abweichender Zahnstellung besass ein Individuum die Zahnformel 2.4—4.2, ein anderes die Zahnformel 2.4—5.2 und bei zweien derselben standen die Zähne zu 2.5—5.2 auf den beiden Schlundknochen. Hiernach muss aber jedenfalls der Charakter der Gattung Alburnus fol- gende Modification erleiden: Die Schlundzähne in zwei Reihen, entweder zu 2 und 5 auf beiden Seiten oder auf der linken zu 2 und 5 und auf der rech- ten Seite zu 2 und 4. Nach dieser Modification wird alsdann den Artcharakteren des Alb. bi- punctatus noch hinzuzufügen sein: Auf der linken Seite immer 2 und 5 Zähne und auf der rech- ten Seite meistens 2 und 4 Zähne. Zu pag. 299. Anmerkung 1. Der sogenannte Rümpchen-Fang ist ein anderer am Niederrhein seines alten Herkommens wegen geduldeter Misbrauch, in Folge dessen unzählige 1) Vergl. Jeitteles: Prodrom. Faun. Vertebr. Hungar. a. a. O. pag. 302. 27*

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Zitationshilfe: Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/432>, abgerufen am 16.04.2024.