Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863.

Bild:
<< vorherige Seite
Gattung: Thymallus.

Die Afterflosse, Brust- und Bauchflossen tragen weder in Form noch
Grösse eine besondere Auszeichnung an sich, dagegen erscheint die Rücken-
flosse durch ihre Länge und Höhe sehr charakteristisch gebildet. Sie enthält
5 bis 6 einfache und 16 bis 17 gegliederte Strahlen, während die Rücken-
flosse unserer übrigen Salmoneer aus drei einfachen und 10 bis 12 geglie-
derten Strahlen zusammengesetzt wird. Die gegliederten Strahlen der Rücken-
flosse sind bei der Aesche sehr lang, nehmen aber der Reihe nach von vorn
nach hinten an Länge ab, so dass der Hinterrand der Flosse viel niedriger
erscheint als ihr Vorderrand, welche Dimensionsverhältnisse sich aber nach
dem Alter dieses Fisches ändern können; bei grösserem Auswachsen der
männlichen Aeschen nehmen die hinteren Strahlen der Rückenflosse an Länge
so zu, dass die hintere Spitze der zurückgelegten Rückenflosse bald mehr,
bald weniger von der Fettflosse absteht oder dieselbe wirklich berührt.
Solche Individuen werden von den hiesigen Fischern mit dem passenden und
dem Th. vexillifer des Agassiz entsprechenden Namen "Federäsche" bezeichnet.
Die ausgeschnittene Schwanzflosse ist auf den Hauptstrahlen bis weit über
die Hälfte ihrer Länge mit kleinen langgestreckten Schuppen belegt 1).

Die Farbe des Rückens der Aesche ist graugrün, die Leibesseiten und
die Bauchseite glänzen silberweiss; derjenige Theil der allgemeinen Haut-
bedeckung, welcher die Schuppen überzieht, erscheint durch bald weniger,
bald mehr dicht stehende kleine runde Pigmentflecke grau oder schwärzlich
gefärbt. An den meisten Individuen beschränkt sich diese Pigmentirung auf
die Rückenseite des Körpers, zuweilen zieht sie sich auch an den Körperseiten
herab und nimmt bei einzelnen Individuen sogar die ganze Bauchseite ein.
Ausserdem macht sich auf den Seiten des Leibes noch eine längsstreifige Fär-
bung geltend, welche von unter den Schuppen angebrachten schwarzen,
rothen und gelben Haut-Pigmentflecken herrührt. Bei manchen Aeschen ist
das schwarze Pigment zu einzelnen grösseren rundlichen oder rhombischen
Flecken dicht aneinandergedrängt. Die paarigen Flossen erscheinen schmutzig
gelbroth, die Rücken-, After- und Schwanzflosse, sowie die Fettflosse vio-
lett. Die Rückenflosse trägt einen purpurrothen Spiegel, durch welchen sich
drei bis vier schwarze Fleckenbinden hinziehen. Ueber die ganze Hautober-
fläche des Körpers der Aeschen ist ein goldgrüner und zugleich irisirender
Glanz ausgegossen, der von eigenthümlichen, in die Haut eingebetteten Ge-
webtheilen herrührt. Auch von der Rückenflosse, von der Fettflosse und von
der oberen Fläche der paarigen Flossen geht ein ähnlicher irisirender Glanz
aus. Alle diese Färbungen ändern sehr ab, und zwar nach dem Alter, dem
Aufenthaltsort und den Jahreszeiten, wobei die jüngeren Individuen am

1) Agassiz (Hist. nat. d. poissons etc. Tab. XVII bis. Fig. 5) hat diese eigenthümlich
geformten Schuppen sehr gut abgebildet.
Gattung: Thymallus.

Die Afterflosse, Brust- und Bauchflossen tragen weder in Form noch
Grösse eine besondere Auszeichnung an sich, dagegen erscheint die Rücken-
flosse durch ihre Länge und Höhe sehr charakteristisch gebildet. Sie enthält
5 bis 6 einfache und 16 bis 17 gegliederte Strahlen, während die Rücken-
flosse unserer übrigen Salmoneer aus drei einfachen und 10 bis 12 geglie-
derten Strahlen zusammengesetzt wird. Die gegliederten Strahlen der Rücken-
flosse sind bei der Aesche sehr lang, nehmen aber der Reihe nach von vorn
nach hinten an Länge ab, so dass der Hinterrand der Flosse viel niedriger
erscheint als ihr Vorderrand, welche Dimensionsverhältnisse sich aber nach
dem Alter dieses Fisches ändern können; bei grösserem Auswachsen der
männlichen Aeschen nehmen die hinteren Strahlen der Rückenflosse an Länge
so zu, dass die hintere Spitze der zurückgelegten Rückenflosse bald mehr,
bald weniger von der Fettflosse absteht oder dieselbe wirklich berührt.
Solche Individuen werden von den hiesigen Fischern mit dem passenden und
dem Th. vexillifer des Agassiz entsprechenden Namen »Federäsche« bezeichnet.
Die ausgeschnittene Schwanzflosse ist auf den Hauptstrahlen bis weit über
die Hälfte ihrer Länge mit kleinen langgestreckten Schuppen belegt 1).

Die Farbe des Rückens der Aesche ist graugrün, die Leibesseiten und
die Bauchseite glänzen silberweiss; derjenige Theil der allgemeinen Haut-
bedeckung, welcher die Schuppen überzieht, erscheint durch bald weniger,
bald mehr dicht stehende kleine runde Pigmentflecke grau oder schwärzlich
gefärbt. An den meisten Individuen beschränkt sich diese Pigmentirung auf
die Rückenseite des Körpers, zuweilen zieht sie sich auch an den Körperseiten
herab und nimmt bei einzelnen Individuen sogar die ganze Bauchseite ein.
Ausserdem macht sich auf den Seiten des Leibes noch eine längsstreifige Fär-
bung geltend, welche von unter den Schuppen angebrachten schwarzen,
rothen und gelben Haut-Pigmentflecken herrührt. Bei manchen Aeschen ist
das schwarze Pigment zu einzelnen grösseren rundlichen oder rhombischen
Flecken dicht aneinandergedrängt. Die paarigen Flossen erscheinen schmutzig
gelbroth, die Rücken-, After- und Schwanzflosse, sowie die Fettflosse vio-
lett. Die Rückenflosse trägt einen purpurrothen Spiegel, durch welchen sich
drei bis vier schwarze Fleckenbinden hinziehen. Ueber die ganze Hautober-
fläche des Körpers der Aeschen ist ein goldgrüner und zugleich irisirender
Glanz ausgegossen, der von eigenthümlichen, in die Haut eingebetteten Ge-
webtheilen herrührt. Auch von der Rückenflosse, von der Fettflosse und von
der oberen Fläche der paarigen Flossen geht ein ähnlicher irisirender Glanz
aus. Alle diese Färbungen ändern sehr ab, und zwar nach dem Alter, dem
Aufenthaltsort und den Jahreszeiten, wobei die jüngeren Individuen am

1) Agassiz (Hist. nat. d. poissons etc. Tab. XVII bis. Fig. 5) hat diese eigenthümlich
geformten Schuppen sehr gut abgebildet.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <pb facs="#f0282" n="269"/>
                <fw place="top" type="header">Gattung: Thymallus.</fw><lb/>
                <p>Die Afterflosse, Brust- und Bauchflossen tragen weder in Form noch<lb/>
Grösse eine besondere Auszeichnung an sich, dagegen erscheint die Rücken-<lb/>
flosse durch ihre Länge und Höhe sehr charakteristisch gebildet. Sie enthält<lb/>
5 bis 6 einfache und 16 bis 17 gegliederte Strahlen, während die Rücken-<lb/>
flosse unserer übrigen <hi rendition="#i">Salmoneer</hi> aus drei einfachen und 10 bis 12 geglie-<lb/>
derten Strahlen zusammengesetzt wird. Die gegliederten Strahlen der Rücken-<lb/>
flosse sind bei der Aesche sehr lang, nehmen aber der Reihe nach von vorn<lb/>
nach hinten an Länge ab, so dass der Hinterrand der Flosse viel niedriger<lb/>
erscheint als ihr Vorderrand, welche Dimensionsverhältnisse sich aber nach<lb/>
dem Alter dieses Fisches ändern können; bei grösserem Auswachsen der<lb/>
männlichen Aeschen nehmen die hinteren Strahlen der Rückenflosse an Länge<lb/>
so zu, dass die hintere Spitze der zurückgelegten Rückenflosse bald mehr,<lb/>
bald weniger von der Fettflosse absteht oder dieselbe wirklich berührt.<lb/>
Solche Individuen werden von den hiesigen Fischern mit dem passenden und<lb/>
dem <hi rendition="#i">Th. vexillifer</hi> des <hi rendition="#k">Agassiz</hi> entsprechenden Namen »Federäsche« bezeichnet.<lb/>
Die ausgeschnittene Schwanzflosse ist auf den Hauptstrahlen bis weit über<lb/>
die Hälfte ihrer Länge mit kleinen langgestreckten Schuppen belegt <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#k">Agassiz</hi> (Hist. nat. d. poissons etc. Tab. XVII bis. Fig. 5) hat diese eigenthümlich<lb/>
geformten Schuppen sehr gut abgebildet.</note>.</p><lb/>
                <p>Die Farbe des Rückens der Aesche ist graugrün, die Leibesseiten und<lb/>
die Bauchseite glänzen silberweiss; derjenige Theil der allgemeinen Haut-<lb/>
bedeckung, welcher die Schuppen überzieht, erscheint durch bald weniger,<lb/>
bald mehr dicht stehende kleine runde Pigmentflecke grau oder schwärzlich<lb/>
gefärbt. An den meisten Individuen beschränkt sich diese Pigmentirung auf<lb/>
die Rückenseite des Körpers, zuweilen zieht sie sich auch an den Körperseiten<lb/>
herab und nimmt bei einzelnen Individuen sogar die ganze Bauchseite ein.<lb/>
Ausserdem macht sich auf den Seiten des Leibes noch eine längsstreifige Fär-<lb/>
bung geltend, welche von unter den Schuppen angebrachten schwarzen,<lb/>
rothen und gelben Haut-Pigmentflecken herrührt. Bei manchen Aeschen ist<lb/>
das schwarze Pigment zu einzelnen grösseren rundlichen oder rhombischen<lb/>
Flecken dicht aneinandergedrängt. Die paarigen Flossen erscheinen schmutzig<lb/>
gelbroth, die Rücken-, After- und Schwanzflosse, sowie die Fettflosse vio-<lb/>
lett. Die Rückenflosse trägt einen purpurrothen Spiegel, durch welchen sich<lb/>
drei bis vier schwarze Fleckenbinden hinziehen. Ueber die ganze Hautober-<lb/>
fläche des Körpers der Aeschen ist ein goldgrüner und zugleich irisirender<lb/>
Glanz ausgegossen, der von eigenthümlichen, in die Haut eingebetteten Ge-<lb/>
webtheilen herrührt. Auch von der Rückenflosse, von der Fettflosse und von<lb/>
der oberen Fläche der paarigen Flossen geht ein ähnlicher irisirender Glanz<lb/>
aus. Alle diese Färbungen ändern sehr ab, und zwar nach dem Alter, dem<lb/>
Aufenthaltsort und den Jahreszeiten, wobei die jüngeren Individuen am<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[269/0282] Gattung: Thymallus. Die Afterflosse, Brust- und Bauchflossen tragen weder in Form noch Grösse eine besondere Auszeichnung an sich, dagegen erscheint die Rücken- flosse durch ihre Länge und Höhe sehr charakteristisch gebildet. Sie enthält 5 bis 6 einfache und 16 bis 17 gegliederte Strahlen, während die Rücken- flosse unserer übrigen Salmoneer aus drei einfachen und 10 bis 12 geglie- derten Strahlen zusammengesetzt wird. Die gegliederten Strahlen der Rücken- flosse sind bei der Aesche sehr lang, nehmen aber der Reihe nach von vorn nach hinten an Länge ab, so dass der Hinterrand der Flosse viel niedriger erscheint als ihr Vorderrand, welche Dimensionsverhältnisse sich aber nach dem Alter dieses Fisches ändern können; bei grösserem Auswachsen der männlichen Aeschen nehmen die hinteren Strahlen der Rückenflosse an Länge so zu, dass die hintere Spitze der zurückgelegten Rückenflosse bald mehr, bald weniger von der Fettflosse absteht oder dieselbe wirklich berührt. Solche Individuen werden von den hiesigen Fischern mit dem passenden und dem Th. vexillifer des Agassiz entsprechenden Namen »Federäsche« bezeichnet. Die ausgeschnittene Schwanzflosse ist auf den Hauptstrahlen bis weit über die Hälfte ihrer Länge mit kleinen langgestreckten Schuppen belegt 1). Die Farbe des Rückens der Aesche ist graugrün, die Leibesseiten und die Bauchseite glänzen silberweiss; derjenige Theil der allgemeinen Haut- bedeckung, welcher die Schuppen überzieht, erscheint durch bald weniger, bald mehr dicht stehende kleine runde Pigmentflecke grau oder schwärzlich gefärbt. An den meisten Individuen beschränkt sich diese Pigmentirung auf die Rückenseite des Körpers, zuweilen zieht sie sich auch an den Körperseiten herab und nimmt bei einzelnen Individuen sogar die ganze Bauchseite ein. Ausserdem macht sich auf den Seiten des Leibes noch eine längsstreifige Fär- bung geltend, welche von unter den Schuppen angebrachten schwarzen, rothen und gelben Haut-Pigmentflecken herrührt. Bei manchen Aeschen ist das schwarze Pigment zu einzelnen grösseren rundlichen oder rhombischen Flecken dicht aneinandergedrängt. Die paarigen Flossen erscheinen schmutzig gelbroth, die Rücken-, After- und Schwanzflosse, sowie die Fettflosse vio- lett. Die Rückenflosse trägt einen purpurrothen Spiegel, durch welchen sich drei bis vier schwarze Fleckenbinden hinziehen. Ueber die ganze Hautober- fläche des Körpers der Aeschen ist ein goldgrüner und zugleich irisirender Glanz ausgegossen, der von eigenthümlichen, in die Haut eingebetteten Ge- webtheilen herrührt. Auch von der Rückenflosse, von der Fettflosse und von der oberen Fläche der paarigen Flossen geht ein ähnlicher irisirender Glanz aus. Alle diese Färbungen ändern sehr ab, und zwar nach dem Alter, dem Aufenthaltsort und den Jahreszeiten, wobei die jüngeren Individuen am 1) Agassiz (Hist. nat. d. poissons etc. Tab. XVII bis. Fig. 5) hat diese eigenthümlich geformten Schuppen sehr gut abgebildet.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/282
Zitationshilfe: Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/282>, abgerufen am 20.04.2024.