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Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863.

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Familie: Cyprinoidei.
sten seitlich zusammengedrückten Leib. Die Schnauze dieses Fisches erscheint
sehr stumpf und hochgewölbt, seine beiden Augen fallen durch ihre Grösse
auf und die beiden Brustflossen desselben ragen zurückgeschlagen mit ihren
Spitzen, wie bei A. Ballerus, über die Basis der Bauchflossen hinaus.

[Abbildung]
[Abbildung] Fig. 14.


Schlundknochen.

Die Schlundknochen von A. Sapa halten in ihrer
Form die Mitte zwischen den Schlundknochen des
Brachsen und denen der Russnase und des See-
rüssling. Ihre vorderen Fortsätze sind nicht so
lang wie bei jenem, aber auch nicht so kurz und
gedrungen wie bei diesen Abramiden. Ausserdem
besitzt ihr Flügelfortsatz nur eine geringe Ausdehnung.

Der Rücken dieses Fisches ist kaum etwas dunkler gefärbt als der übrige
Körper, der ganze Fisch zeigt vielmehr eine silberweisse, atlasartig glänzende
Färbung, alle Flossen, selbst die Rücken- und Afterflosse besitzen eine weiss-
liche Färbung, die beiden letzteren sind wie die Brustflossen am Oberrande
und die Afterflosse am Unterrande schwärzlich gesäumt.

Die Laichzeit des A. Sapa beginnt Anfang April, um diese Zeit sah ich
wenigstens auf den brünstig werdenden Milchnern den charakteristischen
Hautausschlag zur Entwicklung kommen. Derselbe besteht auch hier aus
kleinen weisslichen Körnchen, welche in einfacher Reihe aber zahlreich den
freien Hinterrand aller Schuppen, mit Ausnahme der Bauchschuppen und zu-
gleich in dichten Längsreihen die Strahlen der Brust- und Bauchflossen auf
ihrer inneren Fläche besetzt halten, während auf dem Kopfe der Scheitel, die
Seiten des Kiemendeckel-Apparates, das Gesicht und die Schnauze mit klei-
nen runden, in der Mitte erhabenen Scheibchen bedeckt werden. Häufig
stehen auch mehrere vereinzelte Körnchen auf dem Spiegel der Rücken-
schuppen.

In der Grösse steht dieser Fisch der Zope sehr zurück, da er selten et-
was über einen Fuss lang wird; er kömmt auf dem hiesigen Fischmarkte
gewöhnlich in der Länge von 8 bis 10 Zoll vor und zwar vermengt mit kleinen
Brachsen und Blicken, welche alle unter dem Namen Halbbrachsen verkauft
werden. Die auf dem hiesigen Fischmarkte zum Verkauf ausgestellten Indi-
viduen von A. Sapa sind immer aus der Donau von Donauwörth hieher ge-
bracht. Da in den früheren Jahren, als Agassiz den hiesigen Fischmarkt zu
seinen ichthyologischen Studien benutzte, wegen Mangel an Eisenbahnen von
Donauwörth noch keine Fische regelmässig, wie das jetzt der Fall ist, nach
München transportirt wurden, so mag dies wohl die Veranlassung sein, wes-
halb jener aufmerksame Naturforscher A. Sapa als hiesigen Marktfisch gar
nicht gesehen hat. Aber auch von Koch und Fürnrohr ist dieser Fisch über-
sehen worden, den ich am 8ten Juni 1855 auf dem Fischmarkte zu Regens-
burg in mehreren Exemplaren bemerkt habe. Dennoch fehlte aber dieser

Familie: Cyprinoidei.
sten seitlich zusammengedrückten Leib. Die Schnauze dieses Fisches erscheint
sehr stumpf und hochgewölbt, seine beiden Augen fallen durch ihre Grösse
auf und die beiden Brustflossen desselben ragen zurückgeschlagen mit ihren
Spitzen, wie bei A. Ballerus, über die Basis der Bauchflossen hinaus.

[Abbildung]
[Abbildung] Fig. 14.


Schlundknochen.

Die Schlundknochen von A. Sapa halten in ihrer
Form die Mitte zwischen den Schlundknochen des
Brachsen und denen der Russnase und des See-
rüssling. Ihre vorderen Fortsätze sind nicht so
lang wie bei jenem, aber auch nicht so kurz und
gedrungen wie bei diesen Abramiden. Ausserdem
besitzt ihr Flügelfortsatz nur eine geringe Ausdehnung.

Der Rücken dieses Fisches ist kaum etwas dunkler gefärbt als der übrige
Körper, der ganze Fisch zeigt vielmehr eine silberweisse, atlasartig glänzende
Färbung, alle Flossen, selbst die Rücken- und Afterflosse besitzen eine weiss-
liche Färbung, die beiden letzteren sind wie die Brustflossen am Oberrande
und die Afterflosse am Unterrande schwärzlich gesäumt.

Die Laichzeit des A. Sapa beginnt Anfang April, um diese Zeit sah ich
wenigstens auf den brünstig werdenden Milchnern den charakteristischen
Hautausschlag zur Entwicklung kommen. Derselbe besteht auch hier aus
kleinen weisslichen Körnchen, welche in einfacher Reihe aber zahlreich den
freien Hinterrand aller Schuppen, mit Ausnahme der Bauchschuppen und zu-
gleich in dichten Längsreihen die Strahlen der Brust- und Bauchflossen auf
ihrer inneren Fläche besetzt halten, während auf dem Kopfe der Scheitel, die
Seiten des Kiemendeckel-Apparates, das Gesicht und die Schnauze mit klei-
nen runden, in der Mitte erhabenen Scheibchen bedeckt werden. Häufig
stehen auch mehrere vereinzelte Körnchen auf dem Spiegel der Rücken-
schuppen.

In der Grösse steht dieser Fisch der Zope sehr zurück, da er selten et-
was über einen Fuss lang wird; er kömmt auf dem hiesigen Fischmarkte
gewöhnlich in der Länge von 8 bis 10 Zoll vor und zwar vermengt mit kleinen
Brachsen und Blicken, welche alle unter dem Namen Halbbrachsen verkauft
werden. Die auf dem hiesigen Fischmarkte zum Verkauf ausgestellten Indi-
viduen von A. Sapa sind immer aus der Donau von Donauwörth hieher ge-
bracht. Da in den früheren Jahren, als Agassiz den hiesigen Fischmarkt zu
seinen ichthyologischen Studien benutzte, wegen Mangel an Eisenbahnen von
Donauwörth noch keine Fische regelmässig, wie das jetzt der Fall ist, nach
München transportirt wurden, so mag dies wohl die Veranlassung sein, wes-
halb jener aufmerksame Naturforscher A. Sapa als hiesigen Marktfisch gar
nicht gesehen hat. Aber auch von Koch und Fürnrohr ist dieser Fisch über-
sehen worden, den ich am 8ten Juni 1855 auf dem Fischmarkte zu Regens-
burg in mehreren Exemplaren bemerkt habe. Dennoch fehlte aber dieser

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[132/0145] Familie: Cyprinoidei. sten seitlich zusammengedrückten Leib. Die Schnauze dieses Fisches erscheint sehr stumpf und hochgewölbt, seine beiden Augen fallen durch ihre Grösse auf und die beiden Brustflossen desselben ragen zurückgeschlagen mit ihren Spitzen, wie bei A. Ballerus, über die Basis der Bauchflossen hinaus. [Abbildung] [Abbildung Fig. 14. Schlundknochen. ] Die Schlundknochen von A. Sapa halten in ihrer Form die Mitte zwischen den Schlundknochen des Brachsen und denen der Russnase und des See- rüssling. Ihre vorderen Fortsätze sind nicht so lang wie bei jenem, aber auch nicht so kurz und gedrungen wie bei diesen Abramiden. Ausserdem besitzt ihr Flügelfortsatz nur eine geringe Ausdehnung. Der Rücken dieses Fisches ist kaum etwas dunkler gefärbt als der übrige Körper, der ganze Fisch zeigt vielmehr eine silberweisse, atlasartig glänzende Färbung, alle Flossen, selbst die Rücken- und Afterflosse besitzen eine weiss- liche Färbung, die beiden letzteren sind wie die Brustflossen am Oberrande und die Afterflosse am Unterrande schwärzlich gesäumt. Die Laichzeit des A. Sapa beginnt Anfang April, um diese Zeit sah ich wenigstens auf den brünstig werdenden Milchnern den charakteristischen Hautausschlag zur Entwicklung kommen. Derselbe besteht auch hier aus kleinen weisslichen Körnchen, welche in einfacher Reihe aber zahlreich den freien Hinterrand aller Schuppen, mit Ausnahme der Bauchschuppen und zu- gleich in dichten Längsreihen die Strahlen der Brust- und Bauchflossen auf ihrer inneren Fläche besetzt halten, während auf dem Kopfe der Scheitel, die Seiten des Kiemendeckel-Apparates, das Gesicht und die Schnauze mit klei- nen runden, in der Mitte erhabenen Scheibchen bedeckt werden. Häufig stehen auch mehrere vereinzelte Körnchen auf dem Spiegel der Rücken- schuppen. In der Grösse steht dieser Fisch der Zope sehr zurück, da er selten et- was über einen Fuss lang wird; er kömmt auf dem hiesigen Fischmarkte gewöhnlich in der Länge von 8 bis 10 Zoll vor und zwar vermengt mit kleinen Brachsen und Blicken, welche alle unter dem Namen Halbbrachsen verkauft werden. Die auf dem hiesigen Fischmarkte zum Verkauf ausgestellten Indi- viduen von A. Sapa sind immer aus der Donau von Donauwörth hieher ge- bracht. Da in den früheren Jahren, als Agassiz den hiesigen Fischmarkt zu seinen ichthyologischen Studien benutzte, wegen Mangel an Eisenbahnen von Donauwörth noch keine Fische regelmässig, wie das jetzt der Fall ist, nach München transportirt wurden, so mag dies wohl die Veranlassung sein, wes- halb jener aufmerksame Naturforscher A. Sapa als hiesigen Marktfisch gar nicht gesehen hat. Aber auch von Koch und Fürnrohr ist dieser Fisch über- sehen worden, den ich am 8ten Juni 1855 auf dem Fischmarkte zu Regens- burg in mehreren Exemplaren bemerkt habe. Dennoch fehlte aber dieser

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Zitationshilfe: Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/145>, abgerufen am 29.03.2024.