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Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863.

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Gattung: Tinca.

Heckel und Kner Nr. 13: pag. 75. Fig. 34 u. 35. Tinca vulgaris, Schleihe.

Fritsch Nr. 75: pag. 201. Tinca vulgaris, Schleihe.

Artcharakter: Die beiden Bartfäden kurz; alle Flossen abgerundet.

D. 4/8--9, P. 1/15--17, V. 2/8--9, A. 3--4/6--7, C. 19, Squ. 30--32/95--100/20.

Die Schleihe, welche denselben Aufenthalt und dieselbe Nahrung, wie
die Karausche, liebt, gehört allen mitteleuropäischen Flussgebieten an und
fehlt auch nicht den im Flachlande gelegenen kleineren und grösseren Seen,
dagegen meidet dieselbe die eigentlichen Gebirgsseen, sowie die klaren,
schnellfliessenden Gebirgsströme als Aufenthaltsort. Dieser Fisch kömmt ge-
wöhnlich in einer Länge von 8 bis 12 Zoll vor, kann aber auch 1 bis 11/2 Fuss
lang werden. Die grüne Färbung seines nur mässig gestreckten Körpers va-
riirt sehr und kann aus dem hellgrün in dunkelolivengrün bis ins schwärz-
liche übergehen, welche Farbenveränderung von der Verschiedenheit des
Wassers seines Aufenthaltsortes abhängig ist. Die prächtige, schwarzfleckige,
orangengelbe oder rothe Varietät der Schleihe, welche unter dem Namen Gold-
schleihe
bekannt ist1) und welche ich als Cultur- und Schmuckfisch in
Oberschlesien angetroffen habe, wurde von mir noch niemals auf dem hiesi-
gen Fischmarkte bemerkt; diese Goldschleihe vermisste Günther auch im
Neckar-Gebiet, sie soll aber nach Heckel2) in den stehenden Gewässern der
Salzach vorkommen, was ich jedenfalls bezweifeln muss. Die Flossen der
Schleihe erscheinen immer dunkel, zuweilen tief schwarz gefärbt.

Die ausserordentlich kleinen Schuppen der Schleihe schimmern durch
den dicken Hautüberzug als goldglänzende Puncte hindurch. Dieser Haut-
überzug ist nicht, wie man gewöhnlich annimmt, eine blosse zähe Schleim-
schicht, sondern wirklich das Epithelium dieses Fisches, welches in ansehn-
lichen dichten und zugleich durchsichtigen Schichten die Beschuppung des-
selben überdeckt hält.

[Abbildung]
[Abbildung] Fig. 7.


Schlundknochen und Schlundzähne
(nach Heckel und Kner).

Von den Schlundzähnen sind nicht
so constant, wie es Heckel und Kner
(a. a. O. pag. 75) in neuerer Zeit ausge-
sprochen haben, auf der rechten Seite
4 und auf der linken Seite 5 vorhanden,
sondern es kommen in dieser Beziehung
Verschiedenheiten vor; ich habe, wie
Heckel früher3), ebenso oft rechts 5 und
links 4 Zähne, zuweilen auch auf bei-
den Seiten 5 Zähne angetroffen.


1) Vergl. Bloch a. a. O. Th. I. pag. 90. Taf. 15.
2) S. dessen: Fische der Salzach a. a. O. pag. 191.
3) S. dessen: Fische Syriens a. a. O. pag. 1005. Taf. I. Tinca Chrysitis, Keulenzähne.
Gattung: Tinca.

Heckel und Kner Nr. 13: pag. 75. Fig. 34 u. 35. Tinca vulgaris, Schleihe.

Fritsch Nr. 75: pag. 201. Tinca vulgaris, Schleihe.

Artcharakter: Die beiden Bartfäden kurz; alle Flossen abgerundet.

D. 4/8—9, P. 1/15—17, V. 2/8—9, A. 3—4/6—7, C. 19, Squ. 30—32/95—100/20.

Die Schleihe, welche denselben Aufenthalt und dieselbe Nahrung, wie
die Karausche, liebt, gehört allen mitteleuropäischen Flussgebieten an und
fehlt auch nicht den im Flachlande gelegenen kleineren und grösseren Seen,
dagegen meidet dieselbe die eigentlichen Gebirgsseen, sowie die klaren,
schnellfliessenden Gebirgsströme als Aufenthaltsort. Dieser Fisch kömmt ge-
wöhnlich in einer Länge von 8 bis 12 Zoll vor, kann aber auch 1 bis 1½ Fuss
lang werden. Die grüne Färbung seines nur mässig gestreckten Körpers va-
riirt sehr und kann aus dem hellgrün in dunkelolivengrün bis ins schwärz-
liche übergehen, welche Farbenveränderung von der Verschiedenheit des
Wassers seines Aufenthaltsortes abhängig ist. Die prächtige, schwarzfleckige,
orangengelbe oder rothe Varietät der Schleihe, welche unter dem Namen Gold-
schleihe
bekannt ist1) und welche ich als Cultur- und Schmuckfisch in
Oberschlesien angetroffen habe, wurde von mir noch niemals auf dem hiesi-
gen Fischmarkte bemerkt; diese Goldschleihe vermisste Günther auch im
Neckar-Gebiet, sie soll aber nach Heckel2) in den stehenden Gewässern der
Salzach vorkommen, was ich jedenfalls bezweifeln muss. Die Flossen der
Schleihe erscheinen immer dunkel, zuweilen tief schwarz gefärbt.

Die ausserordentlich kleinen Schuppen der Schleihe schimmern durch
den dicken Hautüberzug als goldglänzende Puncte hindurch. Dieser Haut-
überzug ist nicht, wie man gewöhnlich annimmt, eine blosse zähe Schleim-
schicht, sondern wirklich das Epithelium dieses Fisches, welches in ansehn-
lichen dichten und zugleich durchsichtigen Schichten die Beschuppung des-
selben überdeckt hält.

[Abbildung]
[Abbildung] Fig. 7.


Schlundknochen und Schlundzähne
(nach Heckel und Kner).

Von den Schlundzähnen sind nicht
so constant, wie es Heckel und Kner
(a. a. O. pag. 75) in neuerer Zeit ausge-
sprochen haben, auf der rechten Seite
4 und auf der linken Seite 5 vorhanden,
sondern es kommen in dieser Beziehung
Verschiedenheiten vor; ich habe, wie
Heckel früher3), ebenso oft rechts 5 und
links 4 Zähne, zuweilen auch auf bei-
den Seiten 5 Zähne angetroffen.


1) Vergl. Bloch a. a. O. Th. I. pag. 90. Taf. 15.
2) S. dessen: Fische der Salzach a. a. O. pag. 191.
3) S. dessen: Fische Syriens a. a. O. pag. 1005. Taf. I. Tinca Chrysitis, Keulenzähne.
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[107/0120] Gattung: Tinca. Heckel und Kner Nr. 13: pag. 75. Fig. 34 u. 35. Tinca vulgaris, Schleihe. Fritsch Nr. 75: pag. 201. Tinca vulgaris, Schleihe. Artcharakter: Die beiden Bartfäden kurz; alle Flossen abgerundet. D. 4/8—9, P. 1/15—17, V. 2/8—9, A. 3—4/6—7, C. 19, Squ. 30—32/95—100/20. Die Schleihe, welche denselben Aufenthalt und dieselbe Nahrung, wie die Karausche, liebt, gehört allen mitteleuropäischen Flussgebieten an und fehlt auch nicht den im Flachlande gelegenen kleineren und grösseren Seen, dagegen meidet dieselbe die eigentlichen Gebirgsseen, sowie die klaren, schnellfliessenden Gebirgsströme als Aufenthaltsort. Dieser Fisch kömmt ge- wöhnlich in einer Länge von 8 bis 12 Zoll vor, kann aber auch 1 bis 1½ Fuss lang werden. Die grüne Färbung seines nur mässig gestreckten Körpers va- riirt sehr und kann aus dem hellgrün in dunkelolivengrün bis ins schwärz- liche übergehen, welche Farbenveränderung von der Verschiedenheit des Wassers seines Aufenthaltsortes abhängig ist. Die prächtige, schwarzfleckige, orangengelbe oder rothe Varietät der Schleihe, welche unter dem Namen Gold- schleihe bekannt ist 1) und welche ich als Cultur- und Schmuckfisch in Oberschlesien angetroffen habe, wurde von mir noch niemals auf dem hiesi- gen Fischmarkte bemerkt; diese Goldschleihe vermisste Günther auch im Neckar-Gebiet, sie soll aber nach Heckel 2) in den stehenden Gewässern der Salzach vorkommen, was ich jedenfalls bezweifeln muss. Die Flossen der Schleihe erscheinen immer dunkel, zuweilen tief schwarz gefärbt. Die ausserordentlich kleinen Schuppen der Schleihe schimmern durch den dicken Hautüberzug als goldglänzende Puncte hindurch. Dieser Haut- überzug ist nicht, wie man gewöhnlich annimmt, eine blosse zähe Schleim- schicht, sondern wirklich das Epithelium dieses Fisches, welches in ansehn- lichen dichten und zugleich durchsichtigen Schichten die Beschuppung des- selben überdeckt hält. [Abbildung] [Abbildung Fig. 7. Schlundknochen und Schlundzähne (nach Heckel und Kner). ] Von den Schlundzähnen sind nicht so constant, wie es Heckel und Kner (a. a. O. pag. 75) in neuerer Zeit ausge- sprochen haben, auf der rechten Seite 4 und auf der linken Seite 5 vorhanden, sondern es kommen in dieser Beziehung Verschiedenheiten vor; ich habe, wie Heckel früher 3), ebenso oft rechts 5 und links 4 Zähne, zuweilen auch auf bei- den Seiten 5 Zähne angetroffen. 1) Vergl. Bloch a. a. O. Th. I. pag. 90. Taf. 15. 2) S. dessen: Fische der Salzach a. a. O. pag. 191. 3) S. dessen: Fische Syriens a. a. O. pag. 1005. Taf. I. Tinca Chrysitis, Keulenzähne.

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Zitationshilfe: Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siebold_suesswasserfische_1863/120>, abgerufen am 20.04.2024.