Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

An den Leser.
Jahren/ nach dem solche zu zimlicher Vollkom-
menheit gebracht/ mehr Verbor genheiten der
Natur entdecket und weißlich geworden/ weder
die Alten durch all ihr Speculiren und Philoso-
phir
en in etlich hundert Jahren ausgerichtet;
und gleichsam eine neue und andere Welt zu Ge-
sicht gebracht: Ja/ unendlich viel kleine vor-
mals unsichtbar und demnach unbekannte Ge-
schöpffe/ über welche sich nicht weniger zu ver-
wundern ist/ als über alle andere/ die bißhero
schon bekandt waren/ sind hierdurch erst zu Tag
kommen/ die sonsten niemand gewust/ oder ge-
kandt hätte.

Hiervon nun wäre ein grosses Werck zu
schreiben; es sind aber bereits in unterschiedli-
chen Sprachen verscheidene Bücher davon zum
Druck kommen/ dahin der wolgeneigte Leser
remittiret wird. Also hier dem selben zu
Dienste nur etliche wenige Observationes bey-
gebracht werden sollen. Denen Medicis ist
sattsam bekandt/ was ungleiche Meinungen
bißhero vorkommen/ woraus doch Gangraena,
der kalte Brand im Menschen entstehe? Was
er sey? und woher es komme/ daß er so schnell
überhand nemme? dabey aber so übel/ oder
gar nicht zu curiren sey/ man schneid oder haue
dann das inficirte Glied ab/ worauf doch öff-
ters der Tod zu folgen pfleget. Hierüber ist
sich nicht groß zu verwundern/ wie in mehr an-
dern Morbis auch/ weilen die proxima causa

noch
c ij

An den Leſer.
Jahren/ nach dem ſolche zu zimlicher Vollkom-
menheit gebracht/ mehr Verbor genheiten der
Natur entdecket und weißlich geworden/ weder
die Alten durch all ihr Speculiren und Philoſo-
phir
en in etlich hundert Jahren ausgerichtet;
und gleichſam eine neue und andere Welt zu Ge-
ſicht gebracht: Ja/ unendlich viel kleine vor-
mals unſichtbar und demnach unbekannte Ge-
ſchöpffe/ über welche ſich nicht weniger zu ver-
wundern iſt/ als über alle andere/ die bißhero
ſchon bekandt waren/ ſind hierdurch erſt zu Tag
kommen/ die ſonſten niemand gewuſt/ oder ge-
kandt hätte.

Hiervon nun wäre ein groſſes Werck zu
ſchreiben; es ſind aber bereits in unterſchiedli-
chen Sprachen verſcheidene Bücher davon zum
Druck kommen/ dahin der wolgeneigte Leſer
remittiret wird. Alſo hier dem ſelben zu
Dienſte nur etliche wenige Obſervationes bey-
gebracht werden ſollen. Denen Medicis iſt
ſattſam bekandt/ was ungleiche Meinungen
bißhero vorkommen/ woraus doch Gangræna,
der kalte Brand im Menſchen entſtehe? Was
er ſey? und woher es komme/ daß er ſo ſchnell
überhand nemme? dabey aber ſo übel/ oder
gar nicht zu curiren ſey/ man ſchneid oder haue
dann das inficirte Glied ab/ worauf doch öff-
ters der Tod zu folgen pfleget. Hierüber iſt
ſich nicht groß zu verwundern/ wie in mehr an-
dern Morbis auch/ weilen die proxima cauſa

noch
c ij
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0041"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">An den Le&#x017F;er.</hi></fw><lb/>
Jahren/ nach dem &#x017F;olche zu zimlicher Vollkom-<lb/>
menheit gebracht/ mehr Verbor genheiten der<lb/>
Natur entdecket und weißlich geworden/ weder<lb/>
die Alten durch all ihr <hi rendition="#aq">Speculir</hi>en und <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;o-<lb/>
phir</hi>en in etlich hundert Jahren ausgerichtet;<lb/>
und gleich&#x017F;am eine neue und andere Welt zu Ge-<lb/>
&#x017F;icht gebracht: Ja/ unendlich viel kleine vor-<lb/>
mals un&#x017F;ichtbar und demnach unbekannte Ge-<lb/>
&#x017F;chöpffe/ über welche &#x017F;ich nicht weniger zu ver-<lb/>
wundern i&#x017F;t/ als über alle andere/ die bißhero<lb/>
&#x017F;chon bekandt waren/ &#x017F;ind hierdurch er&#x017F;t zu Tag<lb/>
kommen/ die &#x017F;on&#x017F;ten niemand gewu&#x017F;t/ oder ge-<lb/>
kandt hätte.</p><lb/>
        <p>Hiervon nun wäre ein gro&#x017F;&#x017F;es Werck zu<lb/>
&#x017F;chreiben; es &#x017F;ind aber bereits in unter&#x017F;chiedli-<lb/>
chen Sprachen ver&#x017F;cheidene Bücher davon zum<lb/>
Druck kommen/ dahin der wolgeneigte Le&#x017F;er<lb/><hi rendition="#aq">remittiret</hi> wird. Al&#x017F;o hier dem &#x017F;elben zu<lb/>
Dien&#x017F;te nur etliche wenige <hi rendition="#aq">Ob&#x017F;ervationes</hi> bey-<lb/>
gebracht werden &#x017F;ollen. Denen <hi rendition="#aq">Medicis</hi> i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;att&#x017F;am bekandt/ was ungleiche Meinungen<lb/>
bißhero vorkommen/ woraus doch <hi rendition="#aq">Gangræna,</hi><lb/>
der kalte Brand im Men&#x017F;chen ent&#x017F;tehe? Was<lb/>
er &#x017F;ey? und woher es komme/ daß er &#x017F;o &#x017F;chnell<lb/>
überhand nemme? dabey aber &#x017F;o übel/ oder<lb/>
gar nicht zu <hi rendition="#aq">curir</hi>en &#x017F;ey/ man &#x017F;chneid oder haue<lb/>
dann das <hi rendition="#aq">inficirte</hi> Glied ab/ worauf doch öff-<lb/>
ters der Tod zu folgen pfleget. Hierüber i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ich nicht groß zu verwundern/ wie in mehr an-<lb/>
dern <hi rendition="#aq">Morbis</hi> auch/ weilen die <hi rendition="#aq">proxima cau&#x017F;a</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">c ij</fw><fw place="bottom" type="catch">noch</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0041] An den Leſer. Jahren/ nach dem ſolche zu zimlicher Vollkom- menheit gebracht/ mehr Verbor genheiten der Natur entdecket und weißlich geworden/ weder die Alten durch all ihr Speculiren und Philoſo- phiren in etlich hundert Jahren ausgerichtet; und gleichſam eine neue und andere Welt zu Ge- ſicht gebracht: Ja/ unendlich viel kleine vor- mals unſichtbar und demnach unbekannte Ge- ſchöpffe/ über welche ſich nicht weniger zu ver- wundern iſt/ als über alle andere/ die bißhero ſchon bekandt waren/ ſind hierdurch erſt zu Tag kommen/ die ſonſten niemand gewuſt/ oder ge- kandt hätte. Hiervon nun wäre ein groſſes Werck zu ſchreiben; es ſind aber bereits in unterſchiedli- chen Sprachen verſcheidene Bücher davon zum Druck kommen/ dahin der wolgeneigte Leſer remittiret wird. Alſo hier dem ſelben zu Dienſte nur etliche wenige Obſervationes bey- gebracht werden ſollen. Denen Medicis iſt ſattſam bekandt/ was ungleiche Meinungen bißhero vorkommen/ woraus doch Gangræna, der kalte Brand im Menſchen entſtehe? Was er ſey? und woher es komme/ daß er ſo ſchnell überhand nemme? dabey aber ſo übel/ oder gar nicht zu curiren ſey/ man ſchneid oder haue dann das inficirte Glied ab/ worauf doch öff- ters der Tod zu folgen pfleget. Hierüber iſt ſich nicht groß zu verwundern/ wie in mehr an- dern Morbis auch/ weilen die proxima cauſa noch c ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/41
Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/41>, abgerufen am 19.04.2024.