Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Zuschrifft.
Erschaffung dieser sichtbaren Welt/
aus der ewigen verborgenen Stille
hat herfür geruffen/ und ans Liecht
gestellet/ es also beschaffen ist/ daß der
natürliche Mensche aus eigenen Ver-
mögen/ und seiner blossen Vernunfft/
dieselbe nicht ergründen/ oder verste-
hen kan/ in massen GOtt selbsten/ in
dem mit Hiob gehaltenen Gespräch/
in dessen Buch am 38. Cap. dahin zie-
let; den weisen Heiden auch solches
nicht allerdings unbekandt gewesen/
welche dannenhero zusagen pflegten:
Non unicuique contingere adire Co-
rinthum.
So ist es aber darum
nicht also gemeinet/ daß es eine pur
lautere Unmöglichkeit sey/ zur Er-
kändnis der Wercke des HErrn zu ge-
langen/ sondern vielmehr dahin zu-
deuten/ daß der höchste Schöpffer
nach seinem Wolgefallen solches da-
rum also angeordnet habe/ den Men-

schen
a iiij

Zuſchrifft.
Erſchaffung dieſer ſichtbaren Welt/
aus der ewigen verborgenen Stille
hat herfür geruffen/ und ans Liecht
geſtellet/ es alſo beſchaffen iſt/ daß der
natürliche Menſche aus eigenen Ver-
mögen/ und ſeiner bloſſen Vernunfft/
dieſelbe nicht ergründen/ oder verſte-
hen kan/ in maſſen GOtt ſelbſten/ in
dem mit Hiob gehaltenen Geſpräch/
in deſſen Buch am 38. Cap. dahin zie-
let; den weiſen Heiden auch ſolches
nicht allerdings unbekandt geweſen/
welche dannenhero zuſagen pflegten:
Non unicuique contingere adire Co-
rinthum.
So iſt es aber darum
nicht alſo gemeinet/ daß es eine pur
lautere Unmöglichkeit ſey/ zur Er-
kändnis der Wercke des HErꝛn zu ge-
langen/ ſondern vielmehr dahin zu-
deuten/ daß der höchſte Schöpffer
nach ſeinem Wolgefallen ſolches da-
rum alſo angeordnet habe/ den Men-

ſchen
a iiij
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="dedication">
        <p><pb facs="#f0015"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zu&#x017F;chrifft.</hi></fw><lb/>
Er&#x017F;chaffung die&#x017F;er &#x017F;ichtbaren Welt/<lb/>
aus der ewigen verborgenen Stille<lb/>
hat herfür geruffen/ und ans Liecht<lb/>
ge&#x017F;tellet/ es al&#x017F;o be&#x017F;chaffen i&#x017F;t/ daß der<lb/>
natürliche Men&#x017F;che aus eigenen Ver-<lb/>
mögen/ und &#x017F;einer blo&#x017F;&#x017F;en Vernunfft/<lb/>
die&#x017F;elbe nicht ergründen/ oder ver&#x017F;te-<lb/>
hen kan/ in ma&#x017F;&#x017F;en GOtt &#x017F;elb&#x017F;ten/ in<lb/>
dem mit Hiob gehaltenen Ge&#x017F;präch/<lb/>
in de&#x017F;&#x017F;en Buch am 38. Cap. dahin zie-<lb/>
let; den wei&#x017F;en Heiden auch &#x017F;olches<lb/>
nicht allerdings unbekandt gewe&#x017F;en/<lb/>
welche dannenhero zu&#x017F;agen pflegten:<lb/><hi rendition="#aq">Non unicuique contingere adire Co-<lb/>
rinthum.</hi> So i&#x017F;t es aber darum<lb/>
nicht al&#x017F;o gemeinet/ daß es eine pur<lb/>
lautere Unmöglichkeit &#x017F;ey/ zur Er-<lb/>
kändnis der Wercke des HEr&#xA75B;n zu ge-<lb/>
langen/ &#x017F;ondern vielmehr dahin zu-<lb/>
deuten/ daß der höch&#x017F;te Schöpffer<lb/>
nach &#x017F;einem Wolgefallen &#x017F;olches da-<lb/>
rum al&#x017F;o angeordnet habe/ den Men-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">a iiij</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chen</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0015] Zuſchrifft. Erſchaffung dieſer ſichtbaren Welt/ aus der ewigen verborgenen Stille hat herfür geruffen/ und ans Liecht geſtellet/ es alſo beſchaffen iſt/ daß der natürliche Menſche aus eigenen Ver- mögen/ und ſeiner bloſſen Vernunfft/ dieſelbe nicht ergründen/ oder verſte- hen kan/ in maſſen GOtt ſelbſten/ in dem mit Hiob gehaltenen Geſpräch/ in deſſen Buch am 38. Cap. dahin zie- let; den weiſen Heiden auch ſolches nicht allerdings unbekandt geweſen/ welche dannenhero zuſagen pflegten: Non unicuique contingere adire Co- rinthum. So iſt es aber darum nicht alſo gemeinet/ daß es eine pur lautere Unmöglichkeit ſey/ zur Er- kändnis der Wercke des HErꝛn zu ge- langen/ ſondern vielmehr dahin zu- deuten/ daß der höchſte Schöpffer nach ſeinem Wolgefallen ſolches da- rum alſo angeordnet habe/ den Men- ſchen a iiij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/15
Zitationshilfe: Seyfried, Johann Heinrich: Medulla Mirabilium Naturae. Nürnberg, 1679, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seyfried_medulla_1679/15>, abgerufen am 18.04.2024.