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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803.

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höhung nicht an, zumahl den Griechen. Ich habe
bey Landolina eine ganze ziemlich lange Abhandlung
über die Arethuse gesehen, die er mit vieler Gelehr¬
samkeit und vielem Scharfsinn aus der ganzen Peri¬
pherie der griechischen und lateinischen Literatur von
den ältesten Zeiten bis auf den heutigen Tag zusam¬
men getragen hat. In Sicilien und Italien dankt nie¬
mand für diese Arbeit: es wäre aber für die übrigen
Länder von Europa zu wünschen, dass sie bekannter wür¬
de. Vielleicht lässt er sie noch in Florenz drucken.
Mehreres davon ist durch seine Freunde schon im
Auslande bekannt. Er hat eine Menge sonderbarer
Erscheinungen an der Quelle bemerkt, die mit dem
Wasser des Alpheus Analogie haben, und die viel¬
leicht zu der Fabel Veranlassung geben konnten. Sie
quillt zuweilen roth, nimmt zuweilen ab und bleibt
zuweilen ganz weg, so dass man trocken tief in die
Höhle hinein gehen kann; und dieses zu einer Zeit,
wo sie nach den gewöhnlichen physischen Wetterbe¬
rechnungen stärker quellen sollte: sie vertreibt Som¬
mersprossen, welches selbst Landolina zu glauben
schien. Aehnliche Erscheinungen will man an dem
Alpheus bemerkt haben. Nun kamen die Griechen
von dort herüber, und brachten ihre Mythen und ihre
Liebe zu denselben mit sich auf die Insel; so war die
Fabel gemacht: das Andenken des vaterländischen
Flusses war ihnen willkommen. Die neueste Verände¬
rung mit der Quelle findet man, däucht mich, noch
in Barthels zum Nachtrage in einem Briefe, der höchst
wahrscheinlich auch von Landolina ist. Seitdem ist
das Wasser süss geblieben, heisst es. Ich fand eine

höhung nicht an, zumahl den Griechen. Ich habe
bey Landolina eine ganze ziemlich lange Abhandlung
über die Arethuse gesehen, die er mit vieler Gelehr¬
samkeit und vielem Scharfsinn aus der ganzen Peri¬
pherie der griechischen und lateinischen Literatur von
den ältesten Zeiten bis auf den heutigen Tag zusam¬
men getragen hat. In Sicilien und Italien dankt nie¬
mand für diese Arbeit: es wäre aber für die übrigen
Länder von Europa zu wünschen, daſs sie bekannter wür¬
de. Vielleicht läſst er sie noch in Florenz drucken.
Mehreres davon ist durch seine Freunde schon im
Auslande bekannt. Er hat eine Menge sonderbarer
Erscheinungen an der Quelle bemerkt, die mit dem
Wasser des Alpheus Analogie haben, und die viel¬
leicht zu der Fabel Veranlassung geben konnten. Sie
quillt zuweilen roth, nimmt zuweilen ab und bleibt
zuweilen ganz weg, so daſs man trocken tief in die
Höhle hinein gehen kann; und dieses zu einer Zeit,
wo sie nach den gewöhnlichen physischen Wetterbe¬
rechnungen stärker quellen sollte: sie vertreibt Som¬
mersprossen, welches selbst Landolina zu glauben
schien. Aehnliche Erscheinungen will man an dem
Alpheus bemerkt haben. Nun kamen die Griechen
von dort herüber, und brachten ihre Mythen und ihre
Liebe zu denselben mit sich auf die Insel; so war die
Fabel gemacht: das Andenken des vaterländischen
Flusses war ihnen willkommen. Die neueste Verände¬
rung mit der Quelle findet man, däucht mich, noch
in Barthels zum Nachtrage in einem Briefe, der höchst
wahrscheinlich auch von Landolina ist. Seitdem ist
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[255/0281] höhung nicht an, zumahl den Griechen. Ich habe bey Landolina eine ganze ziemlich lange Abhandlung über die Arethuse gesehen, die er mit vieler Gelehr¬ samkeit und vielem Scharfsinn aus der ganzen Peri¬ pherie der griechischen und lateinischen Literatur von den ältesten Zeiten bis auf den heutigen Tag zusam¬ men getragen hat. In Sicilien und Italien dankt nie¬ mand für diese Arbeit: es wäre aber für die übrigen Länder von Europa zu wünschen, daſs sie bekannter wür¬ de. Vielleicht läſst er sie noch in Florenz drucken. Mehreres davon ist durch seine Freunde schon im Auslande bekannt. Er hat eine Menge sonderbarer Erscheinungen an der Quelle bemerkt, die mit dem Wasser des Alpheus Analogie haben, und die viel¬ leicht zu der Fabel Veranlassung geben konnten. Sie quillt zuweilen roth, nimmt zuweilen ab und bleibt zuweilen ganz weg, so daſs man trocken tief in die Höhle hinein gehen kann; und dieses zu einer Zeit, wo sie nach den gewöhnlichen physischen Wetterbe¬ rechnungen stärker quellen sollte: sie vertreibt Som¬ mersprossen, welches selbst Landolina zu glauben schien. Aehnliche Erscheinungen will man an dem Alpheus bemerkt haben. Nun kamen die Griechen von dort herüber, und brachten ihre Mythen und ihre Liebe zu denselben mit sich auf die Insel; so war die Fabel gemacht: das Andenken des vaterländischen Flusses war ihnen willkommen. Die neueste Verände¬ rung mit der Quelle findet man, däucht mich, noch in Barthels zum Nachtrage in einem Briefe, der höchst wahrscheinlich auch von Landolina ist. Seitdem ist das Wasser süſs geblieben, heiſst es. Ich fand eine

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Zitationshilfe: Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/281>, abgerufen am 25.04.2024.