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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803.

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Polizey besorgte; das andere würde sich nach und
nach schon machen.

Bekanntlich wird das Fort Sankt Elmo mit der
darunter liegenden Karthause für die schönste Parthie
gehalten; und sie ist es auch für alle, die sich nicht
weiter auf den Vesuv oder zu den Kamaldulensern be¬
mühen wollen. Es ist ein ziemlicher Spaziergang; auf
die Karthause, den unser schlesische Landsmann, Herr
Benkowitz, schon für eine grosse Unternehmung hält,
auf welche er sich den Tag vorher vorbereitet. Ich
Tornisterträger steckte die Tasche voll Orangen und
Kastanien und wandelte damit zum Morgenbrote sehr
leicht hinauf. In das Fort zu kommen hat jetzt bey
den Zeitumständen einige Schwierigkeit, und man
muss vorher dazu die Erlaubniss haben. Man sieht in
der Karthause fast eben so viel, nur hat man nicht
das Vergnügen zehen oder zwanzig Klaftern höher zu
stehen. Die Karthause hat der König ausgeräumt und
sich die meisten Schätze zugeeignet. Es ist jetzt nur
noch ein einziger Mönch da, der den Ort in Aufsicht
hat. In der Kirche sind noch mehrere schöne Ge¬
mälde, besonders von Lanfranc und ein noch nicht
ganz vollendetes Altarblatt von Guido Reni; auch der
Konventsaal hat noch Stücke von guten Meistern.

Um die schönste Aussicht zu haben musst Du zu
den Kamaldulensern steigen. Die Herren sind in der
Revolution etwas decimiert worden, haben aber den
Verlust nicht schwer empfunden. Man geht durch die
Vorstadt Fraskati und einige Dörfer immer bergauf
und verliert sich in etwas wilde Gegenden. Weil man
nicht hinauf fahren kann, wird die Parthie nicht von

Polizey besorgte; das andere würde sich nach und
nach schon machen.

Bekanntlich wird das Fort Sankt Elmo mit der
darunter liegenden Karthause für die schönste Parthie
gehalten; und sie ist es auch für alle, die sich nicht
weiter auf den Vesuv oder zu den Kamaldulensern be¬
mühen wollen. Es ist ein ziemlicher Spaziergang; auf
die Karthause, den unser schlesische Landsmann, Herr
Benkowitz, schon für eine groſse Unternehmung hält,
auf welche er sich den Tag vorher vorbereitet. Ich
Tornisterträger steckte die Tasche voll Orangen und
Kastanien und wandelte damit zum Morgenbrote sehr
leicht hinauf. In das Fort zu kommen hat jetzt bey
den Zeitumständen einige Schwierigkeit, und man
muſs vorher dazu die Erlaubniſs haben. Man sieht in
der Karthause fast eben so viel, nur hat man nicht
das Vergnügen zehen oder zwanzig Klaftern höher zu
stehen. Die Karthause hat der König ausgeräumt und
sich die meisten Schätze zugeeignet. Es ist jetzt nur
noch ein einziger Mönch da, der den Ort in Aufsicht
hat. In der Kirche sind noch mehrere schöne Ge¬
mälde, besonders von Lanfranc und ein noch nicht
ganz vollendetes Altarblatt von Guido Reni; auch der
Konventsaal hat noch Stücke von guten Meistern.

Um die schönste Aussicht zu haben muſst Du zu
den Kamaldulensern steigen. Die Herren sind in der
Revolution etwas decimiert worden, haben aber den
Verlust nicht schwer empfunden. Man geht durch die
Vorstadt Fraskati und einige Dörfer immer bergauf
und verliert sich in etwas wilde Gegenden. Weil man
nicht hinauf fahren kann, wird die Parthie nicht von

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[196/0222] Polizey besorgte; das andere würde sich nach und nach schon machen. Bekanntlich wird das Fort Sankt Elmo mit der darunter liegenden Karthause für die schönste Parthie gehalten; und sie ist es auch für alle, die sich nicht weiter auf den Vesuv oder zu den Kamaldulensern be¬ mühen wollen. Es ist ein ziemlicher Spaziergang; auf die Karthause, den unser schlesische Landsmann, Herr Benkowitz, schon für eine groſse Unternehmung hält, auf welche er sich den Tag vorher vorbereitet. Ich Tornisterträger steckte die Tasche voll Orangen und Kastanien und wandelte damit zum Morgenbrote sehr leicht hinauf. In das Fort zu kommen hat jetzt bey den Zeitumständen einige Schwierigkeit, und man muſs vorher dazu die Erlaubniſs haben. Man sieht in der Karthause fast eben so viel, nur hat man nicht das Vergnügen zehen oder zwanzig Klaftern höher zu stehen. Die Karthause hat der König ausgeräumt und sich die meisten Schätze zugeeignet. Es ist jetzt nur noch ein einziger Mönch da, der den Ort in Aufsicht hat. In der Kirche sind noch mehrere schöne Ge¬ mälde, besonders von Lanfranc und ein noch nicht ganz vollendetes Altarblatt von Guido Reni; auch der Konventsaal hat noch Stücke von guten Meistern. Um die schönste Aussicht zu haben muſst Du zu den Kamaldulensern steigen. Die Herren sind in der Revolution etwas decimiert worden, haben aber den Verlust nicht schwer empfunden. Man geht durch die Vorstadt Fraskati und einige Dörfer immer bergauf und verliert sich in etwas wilde Gegenden. Weil man nicht hinauf fahren kann, wird die Parthie nicht von

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Zitationshilfe: Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/222>, abgerufen am 28.03.2024.