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Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894.

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II. Abschnitt. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Waldes.
betreibt, für die Hebung des Waldzustandes und der künftigen Renta-
bilität weit mehr leisten als ein Beamter, welcher sich auf den Abtrieb
der wertvollen Altholzbestände beschränkt und dann in den Tabellen
mit hohen Nutzholzprozenten glänzt.

Um den Einfluss der Nutzholzausbeute auf den Ertrag der Waldun-
gen an extremen Verhältnissen darzustellen, sei bemerkt, dass der ernte-
kostenfreie Wert des Abtriebsbestandes bei I. Bonität im Alter von
120 Jahren repräsentiert:

[Tabelle]

Bei Holzarten, welche nur eine beschränkte Verwendungsfähigkeit
als Nutzholz haben, wie namentlich die Buche, ist der Unterschied
zwischen beiden Benutzungsformen ganz erheblich geringer als bei Fichte
und Kiefer. Der Preis des Buchennutzholzes ist meist nur wenig ver-
schieden von jenem des Brennholzes (natürlich auf Festmeter umge-
rechnet). Die Bedeutung des Nutzholzes liegt hier hauptsächlich in der
Entlastung des Brennholzmarktes.

Gesteigerte Nachfrage, bessere Transporteinrichtungen und sorgfäl-
tigere Sortierung haben in den letzten 50 Jahren eine rasche Steigerung
der prozentualen Nutzholzausbeute ermöglicht. Diese beträgt in Pro-
zenten in den Staatsforsten von:

[Tabelle]

Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass diese Prozente deshalb
kein ganz klares Bild geben, weil es jetzt möglich ist, eine Menge ge-
ringen Holzes zu verwerten, welches früher verfaulte. Hierdurch wird
aber das Nutzholzprozent herabgedrückt, während thatsächlich die Menge
des in den Verkehr getretenen Holzes gegen früher ganz gewaltig ge-
stiegen ist.

Der wesentliche Unterschied in den Erträgen der Nutzholz- und
Brennholzwirtschaft drängt dazu, nicht nur aus den vorhandenen Be-
ständen ein möglichst hohes Nutzholzprozent zu erzielen, sondern auch
der Wirtschaft eine solche Richtung zu geben, dass künftighin haupt-
sächlich solche Holzarten angezogen werden, welche eine möglichst
vielseitige Verwendung als Nutzholz erwarten lassen. Insbesondere ist
hierdurch die Überführung der durch eine einseitige waldbauliche Rich-
tung während der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in ausgedehntem
Massstabe angezogenen Buchenbestände in gemischte Bestände oder in
reine Nadelholzwaldungen bedingt.

Dieses Vorgehen ist umsomehr gerechtfertigt und wirtschaftlich

II. Abschnitt. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Waldes.
betreibt, für die Hebung des Waldzustandes und der künftigen Renta-
bilität weit mehr leisten als ein Beamter, welcher sich auf den Abtrieb
der wertvollen Altholzbestände beschränkt und dann in den Tabellen
mit hohen Nutzholzprozenten glänzt.

Um den Einfluſs der Nutzholzausbeute auf den Ertrag der Waldun-
gen an extremen Verhältnissen darzustellen, sei bemerkt, daſs der ernte-
kostenfreie Wert des Abtriebsbestandes bei I. Bonität im Alter von
120 Jahren repräsentiert:

[Tabelle]

Bei Holzarten, welche nur eine beschränkte Verwendungsfähigkeit
als Nutzholz haben, wie namentlich die Buche, ist der Unterschied
zwischen beiden Benutzungsformen ganz erheblich geringer als bei Fichte
und Kiefer. Der Preis des Buchennutzholzes ist meist nur wenig ver-
schieden von jenem des Brennholzes (natürlich auf Festmeter umge-
rechnet). Die Bedeutung des Nutzholzes liegt hier hauptsächlich in der
Entlastung des Brennholzmarktes.

Gesteigerte Nachfrage, bessere Transporteinrichtungen und sorgfäl-
tigere Sortierung haben in den letzten 50 Jahren eine rasche Steigerung
der prozentualen Nutzholzausbeute ermöglicht. Diese beträgt in Pro-
zenten in den Staatsforsten von:

[Tabelle]

Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, daſs diese Prozente deshalb
kein ganz klares Bild geben, weil es jetzt möglich ist, eine Menge ge-
ringen Holzes zu verwerten, welches früher verfaulte. Hierdurch wird
aber das Nutzholzprozent herabgedrückt, während thatsächlich die Menge
des in den Verkehr getretenen Holzes gegen früher ganz gewaltig ge-
stiegen ist.

Der wesentliche Unterschied in den Erträgen der Nutzholz- und
Brennholzwirtschaft drängt dazu, nicht nur aus den vorhandenen Be-
ständen ein möglichst hohes Nutzholzprozent zu erzielen, sondern auch
der Wirtschaft eine solche Richtung zu geben, daſs künftighin haupt-
sächlich solche Holzarten angezogen werden, welche eine möglichst
vielseitige Verwendung als Nutzholz erwarten lassen. Insbesondere ist
hierdurch die Überführung der durch eine einseitige waldbauliche Rich-
tung während der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in ausgedehntem
Maſsstabe angezogenen Buchenbestände in gemischte Bestände oder in
reine Nadelholzwaldungen bedingt.

Dieses Vorgehen ist umsomehr gerechtfertigt und wirtschaftlich

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[37/0055] II. Abschnitt. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Waldes. betreibt, für die Hebung des Waldzustandes und der künftigen Renta- bilität weit mehr leisten als ein Beamter, welcher sich auf den Abtrieb der wertvollen Altholzbestände beschränkt und dann in den Tabellen mit hohen Nutzholzprozenten glänzt. Um den Einfluſs der Nutzholzausbeute auf den Ertrag der Waldun- gen an extremen Verhältnissen darzustellen, sei bemerkt, daſs der ernte- kostenfreie Wert des Abtriebsbestandes bei I. Bonität im Alter von 120 Jahren repräsentiert: Bei Holzarten, welche nur eine beschränkte Verwendungsfähigkeit als Nutzholz haben, wie namentlich die Buche, ist der Unterschied zwischen beiden Benutzungsformen ganz erheblich geringer als bei Fichte und Kiefer. Der Preis des Buchennutzholzes ist meist nur wenig ver- schieden von jenem des Brennholzes (natürlich auf Festmeter umge- rechnet). Die Bedeutung des Nutzholzes liegt hier hauptsächlich in der Entlastung des Brennholzmarktes. Gesteigerte Nachfrage, bessere Transporteinrichtungen und sorgfäl- tigere Sortierung haben in den letzten 50 Jahren eine rasche Steigerung der prozentualen Nutzholzausbeute ermöglicht. Diese beträgt in Pro- zenten in den Staatsforsten von: Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, daſs diese Prozente deshalb kein ganz klares Bild geben, weil es jetzt möglich ist, eine Menge ge- ringen Holzes zu verwerten, welches früher verfaulte. Hierdurch wird aber das Nutzholzprozent herabgedrückt, während thatsächlich die Menge des in den Verkehr getretenen Holzes gegen früher ganz gewaltig ge- stiegen ist. Der wesentliche Unterschied in den Erträgen der Nutzholz- und Brennholzwirtschaft drängt dazu, nicht nur aus den vorhandenen Be- ständen ein möglichst hohes Nutzholzprozent zu erzielen, sondern auch der Wirtschaft eine solche Richtung zu geben, daſs künftighin haupt- sächlich solche Holzarten angezogen werden, welche eine möglichst vielseitige Verwendung als Nutzholz erwarten lassen. Insbesondere ist hierdurch die Überführung der durch eine einseitige waldbauliche Rich- tung während der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in ausgedehntem Maſsstabe angezogenen Buchenbestände in gemischte Bestände oder in reine Nadelholzwaldungen bedingt. Dieses Vorgehen ist umsomehr gerechtfertigt und wirtschaftlich

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Zitationshilfe: Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwappach_forstpolitik_1894/55>, abgerufen am 24.04.2024.