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Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894.

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B. Zweiter (spezieller) Teil.
transport auf dem Maine hervor, indem hier das starke Holz aus dem
Frankenwalde zunächst auf die Eisenbahn verladen und alsdann so weit
längs des Flusses transportiert wird, bis der Main die nötige Tiefe er-
langt hat, um Flösse aus den betreffenden Sortimenten tragen zu
können. Je nach dem Wasserstande und der Stärke des Holzes ist
dieses in Hochstadt, Zapfendorf oder Staffelbach und teilweise sogar
erst in Würzburg der Fall.

Die Vorzüge des Wassertransportes kommen im grössten Massstabe
im Weltholzhandel zur Geltung; hier ermöglichen sie u. a. namentlich
die Konkurrenzfähigkeit des russischen 1) und schwedischen Holzes
und selbst einzelner amerikanischer Sortimente (Pitch pine) auf dem
deutschen Markte.

Die Seefracht von den nördlichen skandinavischen Häfen nach
Rotterdam kostet bei 2600 km Entfernung 6 M. pro Festmeter, wofür
die deutschen Bahnen den Festmeter nur 400 km weit transportieren.
Von Riga via Rotterdam nach Köln, eine Entfernung gleich München-
Köln, kostet der Festmeter 10 M., weshalb russisches und skandinavi-
sches Holz mit dem süddeutschen Holze schon auf dessen Hauptstapel-
platz Mannheim erfolgreich konkurrieren. Eine Tonne Fassdauben kostet
von Fiume oder Triest nach Bordeaux per Schiff auf 5000 km 12 bis
15 Frcs., von Remiremont nach Bordeaux auf 875 km 35 Frcs.

Da die schiff- und flössbaren Wasserstrassen im Eigentume des
Staates stehen, tritt an diesen sowohl von seiten der Waldeigentümer
als auch von jener der Holzhändler und holzverarbeitenden Gewerbe die
Anforderung heran, die Wasserstrassen in einem guten Zustande zu er-
halten, künstliche Wasserstrassen (Kanäle) neu anzulegen und die Be-
nutzung der vorhandenen durch Herstellung von Häfen, Ablagen und
Verbindungsgeleisen mit den Eisenbahnen zu erleichtern.

Im Interesse der Ordnung und der Sicherung des Verkehres ist der
Betrieb der Flösserei durch besondere allgemeine Vorschriften (Floss-
ordnungen) oder durch spezielle Verordnungen geregelt. Neuerdings
wird erstrebt, dass auch die Flösser ebenso wie die Schiffer einen be-
sonderen Befähigungsnachweis beibringen.

Für den Transport des Holzes in Schiffen gelten die allgemeinen
Bestimmungen über Regelung der Schiffahrt.


1) Der Flosstransport von Kiefern-Schneidhölzern zwischen Thorn und Pod-
gorzelice und den Sägemühlen am Lieper-See, dem grössten Nutzholzlager in Preussen,
via Bromberger Kanal, Netze, Warthe, Oder und Finow-Kanal verursacht auf eine
Entfernung von ungefähr 380 km einschliesslich aller Unkosten einen Aufwand von
3 M. pro Festmeter, dagegen verursacht der Landtransport bei einer mittleren Entfer-
nung von 10 km und einem Taglohne von 10 M. für ein Zweigespann ebenfalls
einen Kostenaufwand von 3 M. pro Festmeter. Das russische Holz konkurriert des-
halb hier sehr erfolgreich mit dem Materiale aus den unmittelbar angrenzenden Ober-
förstereien Chorin und Freienwalde.

B. Zweiter (spezieller) Teil.
transport auf dem Maine hervor, indem hier das starke Holz aus dem
Frankenwalde zunächst auf die Eisenbahn verladen und alsdann so weit
längs des Flusses transportiert wird, bis der Main die nötige Tiefe er-
langt hat, um Flöſse aus den betreffenden Sortimenten tragen zu
können. Je nach dem Wasserstande und der Stärke des Holzes ist
dieses in Hochstadt, Zapfendorf oder Staffelbach und teilweise sogar
erst in Würzburg der Fall.

Die Vorzüge des Wassertransportes kommen im gröſsten Maſsstabe
im Weltholzhandel zur Geltung; hier ermöglichen sie u. a. namentlich
die Konkurrenzfähigkeit des russischen 1) und schwedischen Holzes
und selbst einzelner amerikanischer Sortimente (Pitch pine) auf dem
deutschen Markte.

Die Seefracht von den nördlichen skandinavischen Häfen nach
Rotterdam kostet bei 2600 km Entfernung 6 M. pro Festmeter, wofür
die deutschen Bahnen den Festmeter nur 400 km weit transportieren.
Von Riga via Rotterdam nach Köln, eine Entfernung gleich München-
Köln, kostet der Festmeter 10 M., weshalb russisches und skandinavi-
sches Holz mit dem süddeutschen Holze schon auf dessen Hauptstapel-
platz Mannheim erfolgreich konkurrieren. Eine Tonne Faſsdauben kostet
von Fiume oder Triest nach Bordeaux per Schiff auf 5000 km 12 bis
15 Frcs., von Remiremont nach Bordeaux auf 875 km 35 Frcs.

Da die schiff- und flöſsbaren Wasserstraſsen im Eigentume des
Staates stehen, tritt an diesen sowohl von seiten der Waldeigentümer
als auch von jener der Holzhändler und holzverarbeitenden Gewerbe die
Anforderung heran, die Wasserstraſsen in einem guten Zustande zu er-
halten, künstliche Wasserstraſsen (Kanäle) neu anzulegen und die Be-
nutzung der vorhandenen durch Herstellung von Häfen, Ablagen und
Verbindungsgeleisen mit den Eisenbahnen zu erleichtern.

Im Interesse der Ordnung und der Sicherung des Verkehres ist der
Betrieb der Flöſserei durch besondere allgemeine Vorschriften (Floſs-
ordnungen) oder durch spezielle Verordnungen geregelt. Neuerdings
wird erstrebt, daſs auch die Flöſser ebenso wie die Schiffer einen be-
sonderen Befähigungsnachweis beibringen.

Für den Transport des Holzes in Schiffen gelten die allgemeinen
Bestimmungen über Regelung der Schiffahrt.


1) Der Floſstransport von Kiefern-Schneidhölzern zwischen Thorn und Pod-
gorzelice und den Sägemühlen am Lieper-See, dem gröſsten Nutzholzlager in Preuſsen,
via Bromberger Kanal, Netze, Warthe, Oder und Finow-Kanal verursacht auf eine
Entfernung von ungefähr 380 km einschlieſslich aller Unkosten einen Aufwand von
3 M. pro Festmeter, dagegen verursacht der Landtransport bei einer mittleren Entfer-
nung von 10 km und einem Taglohne von 10 M. für ein Zweigespann ebenfalls
einen Kostenaufwand von 3 M. pro Festmeter. Das russische Holz konkurriert des-
halb hier sehr erfolgreich mit dem Materiale aus den unmittelbar angrenzenden Ober-
förstereien Chorin und Freienwalde.
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[148/0166] B. Zweiter (spezieller) Teil. transport auf dem Maine hervor, indem hier das starke Holz aus dem Frankenwalde zunächst auf die Eisenbahn verladen und alsdann so weit längs des Flusses transportiert wird, bis der Main die nötige Tiefe er- langt hat, um Flöſse aus den betreffenden Sortimenten tragen zu können. Je nach dem Wasserstande und der Stärke des Holzes ist dieses in Hochstadt, Zapfendorf oder Staffelbach und teilweise sogar erst in Würzburg der Fall. Die Vorzüge des Wassertransportes kommen im gröſsten Maſsstabe im Weltholzhandel zur Geltung; hier ermöglichen sie u. a. namentlich die Konkurrenzfähigkeit des russischen 1) und schwedischen Holzes und selbst einzelner amerikanischer Sortimente (Pitch pine) auf dem deutschen Markte. Die Seefracht von den nördlichen skandinavischen Häfen nach Rotterdam kostet bei 2600 km Entfernung 6 M. pro Festmeter, wofür die deutschen Bahnen den Festmeter nur 400 km weit transportieren. Von Riga via Rotterdam nach Köln, eine Entfernung gleich München- Köln, kostet der Festmeter 10 M., weshalb russisches und skandinavi- sches Holz mit dem süddeutschen Holze schon auf dessen Hauptstapel- platz Mannheim erfolgreich konkurrieren. Eine Tonne Faſsdauben kostet von Fiume oder Triest nach Bordeaux per Schiff auf 5000 km 12 bis 15 Frcs., von Remiremont nach Bordeaux auf 875 km 35 Frcs. Da die schiff- und flöſsbaren Wasserstraſsen im Eigentume des Staates stehen, tritt an diesen sowohl von seiten der Waldeigentümer als auch von jener der Holzhändler und holzverarbeitenden Gewerbe die Anforderung heran, die Wasserstraſsen in einem guten Zustande zu er- halten, künstliche Wasserstraſsen (Kanäle) neu anzulegen und die Be- nutzung der vorhandenen durch Herstellung von Häfen, Ablagen und Verbindungsgeleisen mit den Eisenbahnen zu erleichtern. Im Interesse der Ordnung und der Sicherung des Verkehres ist der Betrieb der Flöſserei durch besondere allgemeine Vorschriften (Floſs- ordnungen) oder durch spezielle Verordnungen geregelt. Neuerdings wird erstrebt, daſs auch die Flöſser ebenso wie die Schiffer einen be- sonderen Befähigungsnachweis beibringen. Für den Transport des Holzes in Schiffen gelten die allgemeinen Bestimmungen über Regelung der Schiffahrt. 1) Der Floſstransport von Kiefern-Schneidhölzern zwischen Thorn und Pod- gorzelice und den Sägemühlen am Lieper-See, dem gröſsten Nutzholzlager in Preuſsen, via Bromberger Kanal, Netze, Warthe, Oder und Finow-Kanal verursacht auf eine Entfernung von ungefähr 380 km einschlieſslich aller Unkosten einen Aufwand von 3 M. pro Festmeter, dagegen verursacht der Landtransport bei einer mittleren Entfer- nung von 10 km und einem Taglohne von 10 M. für ein Zweigespann ebenfalls einen Kostenaufwand von 3 M. pro Festmeter. Das russische Holz konkurriert des- halb hier sehr erfolgreich mit dem Materiale aus den unmittelbar angrenzenden Ober- förstereien Chorin und Freienwalde.

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Zitationshilfe: Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwappach_forstpolitik_1894/166>, abgerufen am 18.04.2024.