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Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894.

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B. Zweiter (spezieller) Teil.
Ausgaben 1) und der schematischen Darstellung dieser Betriebsergebnisse;
in Deutschland machte sich auch die ungleiche Grösse der Erhebungs-
einheiten unangenehm fühlbar. 2)

Obwohl diese allgemeinen Grundsätze von keiner Seite erheblichen
Widerspruch erfahren dürften und die Notwendigkeit einer guten Forst-
statistik überall anerkannt wird, so entsprechen doch die thatsächlichen
Verhältnisse den angeführten Forderungen bis jetzt noch recht wenig und
befinden wir uns noch immer in den Anfangsstadien einer Forststatistik.

In mehreren Staaten ist selbst die Grösse der Waldfläche überhaupt
noch nicht bekannt (Russland, Nordamerika), in anderen höchstens die
Fläche der Staats- und Kronforsten, weitergehende Angaben sind auch
bezüglich der Betriebsgrundlagen meist nur für die Staatswaldungen
vorhanden, so dass hiernach die Verhältnisse in den übrigen Waldungen
geschätzt werden müssen.

Was Deutschland betrifft, so macht sich auf dem Gebiete der
Forststatistik die Einwirkung des Partikularismus recht störend be-
merkbar. Von einzelnen Staaten sind zwar sehr anerkennenswerte Bei-
träge zur Forststatistik geliefert worden (in neuerer Zeit von Preussen,
Württemberg, Elsass-Lothringen, Baden, Hessen, Anhalt), allein die
Vergleichbarkeit der Angaben ist aus den oben angegebenen Gründen

1) So werden z. B. in Preussen (teilweise) und Baden Ausgaben für die Er-
werbung von Forstgrundstücken unter den laufenden ordentlichen Betriebsausgaben
verrechnet, in Württemberg ist dies nicht der Fall.
In Preussen werden die Kosten für die gewöhnlichen Waldwege mit den Kultur-
kosten zusammengeworfen, in Bayern und Württemberg aber gesondert verrechnet. Die
Kosten des forstlichen Unterrichtes stehen in den Staaten mit Forstakademien ganz
auf dem Etat der Forstverwaltung, in Bayern zum Teil hier, zum Teil auf jenem des
Kultusministeriums. In Württemberg und Hessen ist nur letzteres der Fall.
2) Auch nach anderer Richtung treten die ungleichmässigen Verhältnisse
auf dem Gebiete der Statistik hervor, so z. B. bezüglich der Bewaldungsziffer
(vgl. Anl. I). Hiernach ist Schwarzburg-Rudolstadt das am meisten bewaldete Land.
Vergleicht man jedoch die Bewaldungsziffern der kleinsten Verwaltungseinheiten
(Kreise, Ämter), so zeigt sich, dass noch eine grössere Anzahl von Verwaltungsein-
heiten mit zusammen etwa 9 Proz. der Oberfläche Deutschlands eine ähnlich starke
Bewaldung haben. Bei der Zusammenstellung nach diesen kleinsten Verwaltungs-
einheiten erhält man folgendes Bild.
Von der Gesamtfläche Deutschlands haben:
23,1 Proz. mit einer Fläche von 12400 ha eine Bewaldungsziffer von 0--14,9 Proz.
52,3 Proz. mit einer Fläche von 28096 ha eine Bewaldungsziffer von 15--34,9 Proz.
23,6 Proz. mit einer Fläche von 13206 ha eine Bewaldungsziffer von 35 Proz.
und mehr.
Rechnet man dagegen nach einzelnen Ländern oder in grösseren Ländern nach
Regierungsbezirken, so findet man bei:
9,6 Proz. der Gesamtfläche = 5200 ha eine Bewaldungsziffer von 0--14,9 Proz.
38,9 Proz. der Gesamtfläche = 38900 ha eine Bewaldungsziffer von 15--34,9 Proz.
17,9 Proz. der Gesamtfläche = 9600 ha eine Bewaldungsziffer von 35 Proz.
und mehr

B. Zweiter (spezieller) Teil.
Ausgaben 1) und der schematischen Darstellung dieser Betriebsergebnisse;
in Deutschland machte sich auch die ungleiche Gröſse der Erhebungs-
einheiten unangenehm fühlbar. 2)

Obwohl diese allgemeinen Grundsätze von keiner Seite erheblichen
Widerspruch erfahren dürften und die Notwendigkeit einer guten Forst-
statistik überall anerkannt wird, so entsprechen doch die thatsächlichen
Verhältnisse den angeführten Forderungen bis jetzt noch recht wenig und
befinden wir uns noch immer in den Anfangsstadien einer Forststatistik.

In mehreren Staaten ist selbst die Gröſse der Waldfläche überhaupt
noch nicht bekannt (Ruſsland, Nordamerika), in anderen höchstens die
Fläche der Staats- und Kronforsten, weitergehende Angaben sind auch
bezüglich der Betriebsgrundlagen meist nur für die Staatswaldungen
vorhanden, so daſs hiernach die Verhältnisse in den übrigen Waldungen
geschätzt werden müssen.

Was Deutschland betrifft, so macht sich auf dem Gebiete der
Forststatistik die Einwirkung des Partikularismus recht störend be-
merkbar. Von einzelnen Staaten sind zwar sehr anerkennenswerte Bei-
träge zur Forststatistik geliefert worden (in neuerer Zeit von Preuſsen,
Württemberg, Elsaſs-Lothringen, Baden, Hessen, Anhalt), allein die
Vergleichbarkeit der Angaben ist aus den oben angegebenen Gründen

1) So werden z. B. in Preuſsen (teilweise) und Baden Ausgaben für die Er-
werbung von Forstgrundstücken unter den laufenden ordentlichen Betriebsausgaben
verrechnet, in Württemberg ist dies nicht der Fall.
In Preuſsen werden die Kosten für die gewöhnlichen Waldwege mit den Kultur-
kosten zusammengeworfen, in Bayern und Württemberg aber gesondert verrechnet. Die
Kosten des forstlichen Unterrichtes stehen in den Staaten mit Forstakademien ganz
auf dem Etat der Forstverwaltung, in Bayern zum Teil hier, zum Teil auf jenem des
Kultusministeriums. In Württemberg und Hessen ist nur letzteres der Fall.
2) Auch nach anderer Richtung treten die ungleichmäſsigen Verhältnisse
auf dem Gebiete der Statistik hervor, so z. B. bezüglich der Bewaldungsziffer
(vgl. Anl. I). Hiernach ist Schwarzburg-Rudolstadt das am meisten bewaldete Land.
Vergleicht man jedoch die Bewaldungsziffern der kleinsten Verwaltungseinheiten
(Kreise, Ämter), so zeigt sich, daſs noch eine grössere Anzahl von Verwaltungsein-
heiten mit zusammen etwa 9 Proz. der Oberfläche Deutschlands eine ähnlich starke
Bewaldung haben. Bei der Zusammenstellung nach diesen kleinsten Verwaltungs-
einheiten erhält man folgendes Bild.
Von der Gesamtfläche Deutschlands haben:
23,1 Proz. mit einer Fläche von 12400 ha eine Bewaldungsziffer von 0—14,9 Proz.
52,3 Proz. mit einer Fläche von 28096 ha eine Bewaldungsziffer von 15—34,9 Proz.
23,6 Proz. mit einer Fläche von 13206 ha eine Bewaldungsziffer von 35 Proz.
und mehr.
Rechnet man dagegen nach einzelnen Ländern oder in grösseren Ländern nach
Regierungsbezirken, so findet man bei:
9,6 Proz. der Gesamtfläche = 5200 ha eine Bewaldungsziffer von 0—14,9 Proz.
38,9 Proz. der Gesamtfläche = 38900 ha eine Bewaldungsziffer von 15—34,9 Proz.
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[132/0150] B. Zweiter (spezieller) Teil. Ausgaben 1) und der schematischen Darstellung dieser Betriebsergebnisse; in Deutschland machte sich auch die ungleiche Gröſse der Erhebungs- einheiten unangenehm fühlbar. 2) Obwohl diese allgemeinen Grundsätze von keiner Seite erheblichen Widerspruch erfahren dürften und die Notwendigkeit einer guten Forst- statistik überall anerkannt wird, so entsprechen doch die thatsächlichen Verhältnisse den angeführten Forderungen bis jetzt noch recht wenig und befinden wir uns noch immer in den Anfangsstadien einer Forststatistik. In mehreren Staaten ist selbst die Gröſse der Waldfläche überhaupt noch nicht bekannt (Ruſsland, Nordamerika), in anderen höchstens die Fläche der Staats- und Kronforsten, weitergehende Angaben sind auch bezüglich der Betriebsgrundlagen meist nur für die Staatswaldungen vorhanden, so daſs hiernach die Verhältnisse in den übrigen Waldungen geschätzt werden müssen. Was Deutschland betrifft, so macht sich auf dem Gebiete der Forststatistik die Einwirkung des Partikularismus recht störend be- merkbar. Von einzelnen Staaten sind zwar sehr anerkennenswerte Bei- träge zur Forststatistik geliefert worden (in neuerer Zeit von Preuſsen, Württemberg, Elsaſs-Lothringen, Baden, Hessen, Anhalt), allein die Vergleichbarkeit der Angaben ist aus den oben angegebenen Gründen 1) So werden z. B. in Preuſsen (teilweise) und Baden Ausgaben für die Er- werbung von Forstgrundstücken unter den laufenden ordentlichen Betriebsausgaben verrechnet, in Württemberg ist dies nicht der Fall. In Preuſsen werden die Kosten für die gewöhnlichen Waldwege mit den Kultur- kosten zusammengeworfen, in Bayern und Württemberg aber gesondert verrechnet. Die Kosten des forstlichen Unterrichtes stehen in den Staaten mit Forstakademien ganz auf dem Etat der Forstverwaltung, in Bayern zum Teil hier, zum Teil auf jenem des Kultusministeriums. In Württemberg und Hessen ist nur letzteres der Fall. 2) Auch nach anderer Richtung treten die ungleichmäſsigen Verhältnisse auf dem Gebiete der Statistik hervor, so z. B. bezüglich der Bewaldungsziffer (vgl. Anl. I). Hiernach ist Schwarzburg-Rudolstadt das am meisten bewaldete Land. Vergleicht man jedoch die Bewaldungsziffern der kleinsten Verwaltungseinheiten (Kreise, Ämter), so zeigt sich, daſs noch eine grössere Anzahl von Verwaltungsein- heiten mit zusammen etwa 9 Proz. der Oberfläche Deutschlands eine ähnlich starke Bewaldung haben. Bei der Zusammenstellung nach diesen kleinsten Verwaltungs- einheiten erhält man folgendes Bild. Von der Gesamtfläche Deutschlands haben: 23,1 Proz. mit einer Fläche von 12400 ha eine Bewaldungsziffer von 0—14,9 Proz. 52,3 Proz. mit einer Fläche von 28096 ha eine Bewaldungsziffer von 15—34,9 Proz. 23,6 Proz. mit einer Fläche von 13206 ha eine Bewaldungsziffer von 35 Proz. und mehr. Rechnet man dagegen nach einzelnen Ländern oder in grösseren Ländern nach Regierungsbezirken, so findet man bei: 9,6 Proz. der Gesamtfläche = 5200 ha eine Bewaldungsziffer von 0—14,9 Proz. 38,9 Proz. der Gesamtfläche = 38900 ha eine Bewaldungsziffer von 15—34,9 Proz. 17,9 Proz. der Gesamtfläche = 9600 ha eine Bewaldungsziffer von 35 Proz. und mehr

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Zitationshilfe: Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwappach_forstpolitik_1894/150>, abgerufen am 18.04.2024.