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Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814.

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Jene vier Thiere, allenthalben voll Augen, ohne
Stillstand und voll lauten Lobes; die sieben Lampen,
oder der siebenarmige Leuchter; die beyden Oelbäume
und andre Bilder jener Art, *) finden wir bey Meh-
reren; das neu zu begründende Reich des Guten wird
bey den verschiedensten auf dieselbe Weise, durch den
zu bauenden oder auszumessenden Tempel bezeichnet,
große Monarchien und Völkerfürsten unter dem Bil-
de chimärischer Thiere oder der Hörner; das Verhält-
niß zwischen Gott und seiner Gemeinde unter dem
Bilde der Ehe; das Gewühl mannichfacher Nationen
unter dem des Meeres; allgemeiner Untergang unter
jenem des Erdbebens, der Stürme; das Unterliegen
der Besseren, unter dem Bilde einer großen Aerndre;
die Lehrer des Volkes unter jenem der Sterne; das
Reich des Bösen, so wie das des Guten, unter dem
Bilde einer großen Stadt; die Wiederbringung und
Wiedererneuerung des zerstreuten Volkes Gottes, un-
ter jenem der leiblichen Auferstehung. Eben so sind
die (kriegbringenden) Wägen, mit starken Rossen be-
spannt, so wie jener Reuter, ausgesandt das Land
als Rächer zu durchziehen, -- der Brief -- je-
nes Gefäß, worin die feindliche, abtrünnige Gewalt,
in Gestalt eines Weibes verschlossen wird, wie schon
St. Martin bemerkt hat, Mehrern gemein.

Jener Ton der Ironie, welcher schon in der Spra-
che des Traumes bemerkt wird, gehet denn auch, nur

auf
*) Die vier Thiergestalten (als Köpfe) finden sich auch
bey dem Weltschöpfer der Orphiker und der persisch-
indische Sonnengott Mithras hat sie als Attribute neben
sich (nach Kaune.)

Jene vier Thiere, allenthalben voll Augen, ohne
Stillſtand und voll lauten Lobes; die ſieben Lampen,
oder der ſiebenarmige Leuchter; die beyden Oelbaͤume
und andre Bilder jener Art, *) finden wir bey Meh-
reren; das neu zu begruͤndende Reich des Guten wird
bey den verſchiedenſten auf dieſelbe Weiſe, durch den
zu bauenden oder auszumeſſenden Tempel bezeichnet,
große Monarchien und Voͤlkerfuͤrſten unter dem Bil-
de chimaͤriſcher Thiere oder der Hoͤrner; das Verhaͤlt-
niß zwiſchen Gott und ſeiner Gemeinde unter dem
Bilde der Ehe; das Gewuͤhl mannichfacher Nationen
unter dem des Meeres; allgemeiner Untergang unter
jenem des Erdbebens, der Stuͤrme; das Unterliegen
der Beſſeren, unter dem Bilde einer großen Aerndre;
die Lehrer des Volkes unter jenem der Sterne; das
Reich des Boͤſen, ſo wie das des Guten, unter dem
Bilde einer großen Stadt; die Wiederbringung und
Wiedererneuerung des zerſtreuten Volkes Gottes, un-
ter jenem der leiblichen Auferſtehung. Eben ſo ſind
die (kriegbringenden) Waͤgen, mit ſtarken Roſſen be-
ſpannt, ſo wie jener Reuter, ausgeſandt das Land
als Raͤcher zu durchziehen, — der Brief — je-
nes Gefaͤß, worin die feindliche, abtruͤnnige Gewalt,
in Geſtalt eines Weibes verſchloſſen wird, wie ſchon
St. Martin bemerkt hat, Mehrern gemein.

Jener Ton der Ironie, welcher ſchon in der Spra-
che des Traumes bemerkt wird, gehet denn auch, nur

auf
*) Die vier Thiergeſtalten (als Koͤpfe) finden ſich auch
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indiſche Sonnengott Mithras hat ſie als Attribute neben
ſich (nach Kaune.)
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[18/0028] Jene vier Thiere, allenthalben voll Augen, ohne Stillſtand und voll lauten Lobes; die ſieben Lampen, oder der ſiebenarmige Leuchter; die beyden Oelbaͤume und andre Bilder jener Art, *) finden wir bey Meh- reren; das neu zu begruͤndende Reich des Guten wird bey den verſchiedenſten auf dieſelbe Weiſe, durch den zu bauenden oder auszumeſſenden Tempel bezeichnet, große Monarchien und Voͤlkerfuͤrſten unter dem Bil- de chimaͤriſcher Thiere oder der Hoͤrner; das Verhaͤlt- niß zwiſchen Gott und ſeiner Gemeinde unter dem Bilde der Ehe; das Gewuͤhl mannichfacher Nationen unter dem des Meeres; allgemeiner Untergang unter jenem des Erdbebens, der Stuͤrme; das Unterliegen der Beſſeren, unter dem Bilde einer großen Aerndre; die Lehrer des Volkes unter jenem der Sterne; das Reich des Boͤſen, ſo wie das des Guten, unter dem Bilde einer großen Stadt; die Wiederbringung und Wiedererneuerung des zerſtreuten Volkes Gottes, un- ter jenem der leiblichen Auferſtehung. Eben ſo ſind die (kriegbringenden) Waͤgen, mit ſtarken Roſſen be- ſpannt, ſo wie jener Reuter, ausgeſandt das Land als Raͤcher zu durchziehen, — der Brief — je- nes Gefaͤß, worin die feindliche, abtruͤnnige Gewalt, in Geſtalt eines Weibes verſchloſſen wird, wie ſchon St. Martin bemerkt hat, Mehrern gemein. Jener Ton der Ironie, welcher ſchon in der Spra- che des Traumes bemerkt wird, gehet denn auch, nur auf *) Die vier Thiergeſtalten (als Koͤpfe) finden ſich auch bey dem Weltſchoͤpfer der Orphiker und der perſiſch- indiſche Sonnengott Mithras hat ſie als Attribute neben ſich (nach Kaune.)

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Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_symbolik_1814/28>, abgerufen am 19.04.2024.