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Schreyvogel, Joseph: Samuel Brinks letzte Liebesgeschichte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–94. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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tritt mit dem jungen Bramarbas nicht dazu? sagt' ich scherzend. -- In der That, das thu' ich, antwortete sie ernsthaft; dieser junge Offizier hatte etwas unbeschreiblich Beleidigendes in seinem Blick und seinem ganzen Wesen. Mein Innerstes empört sich, wenn ich nur daran denke. -- Ich hielt Gretchens Hand, welche in der meinigen zu zucken schien; über ihre Wangen flog der Wiederschein einer inneren Aufwallung von Scham und Unwillen, der mich auf eine seltsame Weise ergriff. Es war ein Reiz von ganz eigener Art, worin alle Zauber der Weiblichkeit vereinigt schienen.

Es kann Ihnen, sagte ich mit merkbarer Beklemmung, im Guten wie im Schlimmen nicht an Gelegenheit gefehlt haben, den Eindruck zu beobachten, welchen Sie auf Männer von dem verschiedensten Charakter machen müssen. -- Gretchen hörte mir etwas zerstreut zu; schien aber die Folge meiner Rede zu erwarten. -- Hat man Ihnen nie gesagt, fuhr ich zögernd fort, daß Sie -- ein schönes Mädchen sind? -- Sie lächelte, als hätte ich etwas sehr Gleichgültiges gesagt. Das wohl, erwiderte sie; aber ich habe eben nicht viel darauf gehört. -- Hatten Sie nie einen Liebhaber, Gretchen? fragte ich lebhafter. -- Was man eigentlich so nennt, -- nein! -- Gretchen! sagt' ich, indem ich einen Kuß auf ihren Arm drückte; Sie wissen nicht, wie unendlich liebenswürdig Sie sind! -- Sie wurde roth, und zog ihren Arm zurück. -- Gretchen! wiederholt' ich leise, ihr näher rückend. --

Haben Sie donnern gehört? rief Paul, indem er

tritt mit dem jungen Bramarbas nicht dazu? sagt' ich scherzend. — In der That, das thu' ich, antwortete sie ernsthaft; dieser junge Offizier hatte etwas unbeschreiblich Beleidigendes in seinem Blick und seinem ganzen Wesen. Mein Innerstes empört sich, wenn ich nur daran denke. — Ich hielt Gretchens Hand, welche in der meinigen zu zucken schien; über ihre Wangen flog der Wiederschein einer inneren Aufwallung von Scham und Unwillen, der mich auf eine seltsame Weise ergriff. Es war ein Reiz von ganz eigener Art, worin alle Zauber der Weiblichkeit vereinigt schienen.

Es kann Ihnen, sagte ich mit merkbarer Beklemmung, im Guten wie im Schlimmen nicht an Gelegenheit gefehlt haben, den Eindruck zu beobachten, welchen Sie auf Männer von dem verschiedensten Charakter machen müssen. — Gretchen hörte mir etwas zerstreut zu; schien aber die Folge meiner Rede zu erwarten. — Hat man Ihnen nie gesagt, fuhr ich zögernd fort, daß Sie — ein schönes Mädchen sind? — Sie lächelte, als hätte ich etwas sehr Gleichgültiges gesagt. Das wohl, erwiderte sie; aber ich habe eben nicht viel darauf gehört. — Hatten Sie nie einen Liebhaber, Gretchen? fragte ich lebhafter. — Was man eigentlich so nennt, — nein! — Gretchen! sagt' ich, indem ich einen Kuß auf ihren Arm drückte; Sie wissen nicht, wie unendlich liebenswürdig Sie sind! — Sie wurde roth, und zog ihren Arm zurück. — Gretchen! wiederholt' ich leise, ihr näher rückend. —

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[0023] tritt mit dem jungen Bramarbas nicht dazu? sagt' ich scherzend. — In der That, das thu' ich, antwortete sie ernsthaft; dieser junge Offizier hatte etwas unbeschreiblich Beleidigendes in seinem Blick und seinem ganzen Wesen. Mein Innerstes empört sich, wenn ich nur daran denke. — Ich hielt Gretchens Hand, welche in der meinigen zu zucken schien; über ihre Wangen flog der Wiederschein einer inneren Aufwallung von Scham und Unwillen, der mich auf eine seltsame Weise ergriff. Es war ein Reiz von ganz eigener Art, worin alle Zauber der Weiblichkeit vereinigt schienen. Es kann Ihnen, sagte ich mit merkbarer Beklemmung, im Guten wie im Schlimmen nicht an Gelegenheit gefehlt haben, den Eindruck zu beobachten, welchen Sie auf Männer von dem verschiedensten Charakter machen müssen. — Gretchen hörte mir etwas zerstreut zu; schien aber die Folge meiner Rede zu erwarten. — Hat man Ihnen nie gesagt, fuhr ich zögernd fort, daß Sie — ein schönes Mädchen sind? — Sie lächelte, als hätte ich etwas sehr Gleichgültiges gesagt. Das wohl, erwiderte sie; aber ich habe eben nicht viel darauf gehört. — Hatten Sie nie einen Liebhaber, Gretchen? fragte ich lebhafter. — Was man eigentlich so nennt, — nein! — Gretchen! sagt' ich, indem ich einen Kuß auf ihren Arm drückte; Sie wissen nicht, wie unendlich liebenswürdig Sie sind! — Sie wurde roth, und zog ihren Arm zurück. — Gretchen! wiederholt' ich leise, ihr näher rückend. — Haben Sie donnern gehört? rief Paul, indem er

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Zitationshilfe: Schreyvogel, Joseph: Samuel Brinks letzte Liebesgeschichte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–94. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreyvogel_liebesgeschichte_1910/23>, abgerufen am 29.03.2024.