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Schreiner, Olive (Übers. Helene Lobedan): Peter Halket im Mashonalande. Berlin, 1898.

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Der Fremde wischte mit dem Fuß die Worte aus und die Asche erschien wieder so glatt wie vorher.

"Und wenn er noch mehr lästern und sagen sollte: ,Es giebt in Südafrika weder Mann noch Weib, das ich nicht mit meinem Gelde erkaufen könnte. Wenn ich Transvaal besitze, könnte ich selbst den lieben Gott kaufen, wenn ich wollte', dann sage nur noch zu ihm: ,Dein Geld sterbe mit Dir!' und gehe von ihm."

Einen Augenblick herrschte Todesstille. Dann reckte der Fremdling die Hand aus und sagte:

"Wenn Du von ihm gehst, bedenke das Eine. Es ist nicht die Handlung, sondern der Wille, welcher der Seele des Menschen den Stempel aufdrückt. Derjenige, welcher eine Nation zertreten hat, sündigt nicht mehr als jener, der sich an den Todesqualen des niedrigsten Geschöpfs weidet. Die kleine faulige Lache ist in jedem Tropfen ebenso giftig wie der große Morast. Wer dasselbe ersehnt und erstrebt hat wie jener Mann, ist ebenso schuldig, wenn ihm auch die Macht gefehlt hat, das Gleiche zu vollbringen. Und bedenke auch dieses: Auf der Erde werden Kinder Gottes geboren, die von den Menschen Genies genannt werden. Ein jedes von ihnen wird in früher Jugend an einen Scheideweg gestellt und muß seine Wahl treffen. Seine Gabe ist ihm verliehen für andere sowohl wie für sich selbst. Vergiß es nicht,

Der Fremde wischte mit dem Fuß die Worte aus und die Asche erschien wieder so glatt wie vorher.

„Und wenn er noch mehr lästern und sagen sollte: ‚Es giebt in Südafrika weder Mann noch Weib, das ich nicht mit meinem Gelde erkaufen könnte. Wenn ich Transvaal besitze, könnte ich selbst den lieben Gott kaufen, wenn ich wollte‘, dann sage nur noch zu ihm: ‚Dein Geld sterbe mit Dir!‘ und gehe von ihm.“

Einen Augenblick herrschte Todesstille. Dann reckte der Fremdling die Hand aus und sagte:

„Wenn Du von ihm gehst, bedenke das Eine. Es ist nicht die Handlung, sondern der Wille, welcher der Seele des Menschen den Stempel aufdrückt. Derjenige, welcher eine Nation zertreten hat, sündigt nicht mehr als jener, der sich an den Todesqualen des niedrigsten Geschöpfs weidet. Die kleine faulige Lache ist in jedem Tropfen ebenso giftig wie der große Morast. Wer dasselbe ersehnt und erstrebt hat wie jener Mann, ist ebenso schuldig, wenn ihm auch die Macht gefehlt hat, das Gleiche zu vollbringen. Und bedenke auch dieses: Auf der Erde werden Kinder Gottes geboren, die von den Menschen Genies genannt werden. Ein jedes von ihnen wird in früher Jugend an einen Scheideweg gestellt und muß seine Wahl treffen. Seine Gabe ist ihm verliehen für andere sowohl wie für sich selbst. Vergiß es nicht,

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[82/0082] Der Fremde wischte mit dem Fuß die Worte aus und die Asche erschien wieder so glatt wie vorher. „Und wenn er noch mehr lästern und sagen sollte: ‚Es giebt in Südafrika weder Mann noch Weib, das ich nicht mit meinem Gelde erkaufen könnte. Wenn ich Transvaal besitze, könnte ich selbst den lieben Gott kaufen, wenn ich wollte‘, dann sage nur noch zu ihm: ‚Dein Geld sterbe mit Dir!‘ und gehe von ihm.“ Einen Augenblick herrschte Todesstille. Dann reckte der Fremdling die Hand aus und sagte: „Wenn Du von ihm gehst, bedenke das Eine. Es ist nicht die Handlung, sondern der Wille, welcher der Seele des Menschen den Stempel aufdrückt. Derjenige, welcher eine Nation zertreten hat, sündigt nicht mehr als jener, der sich an den Todesqualen des niedrigsten Geschöpfs weidet. Die kleine faulige Lache ist in jedem Tropfen ebenso giftig wie der große Morast. Wer dasselbe ersehnt und erstrebt hat wie jener Mann, ist ebenso schuldig, wenn ihm auch die Macht gefehlt hat, das Gleiche zu vollbringen. Und bedenke auch dieses: Auf der Erde werden Kinder Gottes geboren, die von den Menschen Genies genannt werden. Ein jedes von ihnen wird in früher Jugend an einen Scheideweg gestellt und muß seine Wahl treffen. Seine Gabe ist ihm verliehen für andere sowohl wie für sich selbst. Vergiß es nicht,

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Zitationshilfe: Schreiner, Olive (Übers. Helene Lobedan): Peter Halket im Mashonalande. Berlin, 1898, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreiner_halket_1898/82>, abgerufen am 29.03.2024.