Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schreiner, Olive (Übers. Helene Lobedan): Peter Halket im Mashonalande. Berlin, 1898.

Bild:
<< vorherige Seite

meine gesellschaftliche Stellung einbüßen, wenn ich meine Stimme erheben wollte". O liebe Frau, unser Land, unser schönes Land, von dem ich hoffte, daß es frei und stark unter den Völkern der Erde dastehen werde, ist verfault und durchlöchert durch die Tyrannei des Goldes. Wir, die gehofft hatten, die erste Stelle in der angelsächsischen Schwesternschaft einzunehmen, um der Gerechtigkeit und Freiheit willen, sind nicht einmal wert, am letzten Platz zu stehen. Weiß ich zu meinem Schmerz nicht selbst, wie schwach meine Stimme ist, und daß Alles, was ich zu thun vermag, nichts bewirken wird; doch soll ich darum schweigen? Soll das Glühwürmchen sich weigern, seinen schwachen Schein zu verbreiten, weil es kein Stern am Firmament ist; soll der kleine trockene Zweig sich weigern, zu brennen, und die erstarrten Hände eines Einzelnen zu wärmen, weil er kein weithin strahlendes Leuchtfeuer ist? Auch ich vernehme eine flüsternde Stimme hinter mir: "Warum willst Du Dir den Kopf an einer steinernen Mauer einrennen? Überlaß diese Aufgabe den größeren und stärkeren Männern Deines Volks; sie werden es besser machen, als Du es kannst. Warum beschwerst Du Dein Herz, da das Leben so schön für Dich sein könnte?" Aber, liebe Frau, die Starken schweigen! Soll ich da nicht reden? obwohl ich weiß, daß meine ,Kraft nichts vermag.'

meine gesellschaftliche Stellung einbüßen, wenn ich meine Stimme erheben wollte“. O liebe Frau, unser Land, unser schönes Land, von dem ich hoffte, daß es frei und stark unter den Völkern der Erde dastehen werde, ist verfault und durchlöchert durch die Tyrannei des Goldes. Wir, die gehofft hatten, die erste Stelle in der angelsächsischen Schwesternschaft einzunehmen, um der Gerechtigkeit und Freiheit willen, sind nicht einmal wert, am letzten Platz zu stehen. Weiß ich zu meinem Schmerz nicht selbst, wie schwach meine Stimme ist, und daß Alles, was ich zu thun vermag, nichts bewirken wird; doch soll ich darum schweigen? Soll das Glühwürmchen sich weigern, seinen schwachen Schein zu verbreiten, weil es kein Stern am Firmament ist; soll der kleine trockene Zweig sich weigern, zu brennen, und die erstarrten Hände eines Einzelnen zu wärmen, weil er kein weithin strahlendes Leuchtfeuer ist? Auch ich vernehme eine flüsternde Stimme hinter mir: „Warum willst Du Dir den Kopf an einer steinernen Mauer einrennen? Überlaß diese Aufgabe den größeren und stärkeren Männern Deines Volks; sie werden es besser machen, als Du es kannst. Warum beschwerst Du Dein Herz, da das Leben so schön für Dich sein könnte?“ Aber, liebe Frau, die Starken schweigen! Soll ich da nicht reden? obwohl ich weiß, daß meine ‚Kraft nichts vermag.‘

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0057" n="57"/>
meine gesellschaftliche Stellung einbüßen, wenn ich meine Stimme erheben wollte&#x201C;. O liebe Frau, unser Land, unser schönes Land, von dem ich hoffte, daß es frei und stark unter den Völkern der Erde dastehen werde, ist verfault und durchlöchert durch die Tyrannei des Goldes. Wir, die gehofft hatten, die erste Stelle in der angelsächsischen Schwesternschaft einzunehmen, um der Gerechtigkeit und Freiheit willen, sind nicht einmal wert, am letzten Platz zu stehen. Weiß ich zu meinem Schmerz nicht selbst, wie schwach meine Stimme ist, und daß Alles, was ich zu thun vermag, nichts bewirken wird; doch soll ich darum schweigen? Soll das Glühwürmchen sich weigern, seinen schwachen Schein zu verbreiten, weil es kein Stern am Firmament ist; soll der kleine trockene Zweig sich weigern, zu brennen, und die erstarrten Hände eines Einzelnen zu wärmen, weil er kein weithin strahlendes Leuchtfeuer ist? Auch ich vernehme eine flüsternde Stimme hinter mir: &#x201E;Warum willst Du Dir den Kopf an einer steinernen Mauer einrennen? Überlaß diese Aufgabe den größeren und stärkeren Männern Deines Volks; sie werden es besser machen, als Du es kannst. Warum beschwerst Du Dein Herz, da das Leben so schön für Dich sein könnte?&#x201C; Aber, liebe Frau, die Starken schweigen! Soll ich da nicht reden? obwohl ich weiß, daß meine &#x201A;Kraft nichts vermag.&#x2018;</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[57/0057] meine gesellschaftliche Stellung einbüßen, wenn ich meine Stimme erheben wollte“. O liebe Frau, unser Land, unser schönes Land, von dem ich hoffte, daß es frei und stark unter den Völkern der Erde dastehen werde, ist verfault und durchlöchert durch die Tyrannei des Goldes. Wir, die gehofft hatten, die erste Stelle in der angelsächsischen Schwesternschaft einzunehmen, um der Gerechtigkeit und Freiheit willen, sind nicht einmal wert, am letzten Platz zu stehen. Weiß ich zu meinem Schmerz nicht selbst, wie schwach meine Stimme ist, und daß Alles, was ich zu thun vermag, nichts bewirken wird; doch soll ich darum schweigen? Soll das Glühwürmchen sich weigern, seinen schwachen Schein zu verbreiten, weil es kein Stern am Firmament ist; soll der kleine trockene Zweig sich weigern, zu brennen, und die erstarrten Hände eines Einzelnen zu wärmen, weil er kein weithin strahlendes Leuchtfeuer ist? Auch ich vernehme eine flüsternde Stimme hinter mir: „Warum willst Du Dir den Kopf an einer steinernen Mauer einrennen? Überlaß diese Aufgabe den größeren und stärkeren Männern Deines Volks; sie werden es besser machen, als Du es kannst. Warum beschwerst Du Dein Herz, da das Leben so schön für Dich sein könnte?“ Aber, liebe Frau, die Starken schweigen! Soll ich da nicht reden? obwohl ich weiß, daß meine ‚Kraft nichts vermag.‘

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-21T10:10:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-21T10:10:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-21T10:10:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schreiner_halket_1898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schreiner_halket_1898/57
Zitationshilfe: Schreiner, Olive (Übers. Helene Lobedan): Peter Halket im Mashonalande. Berlin, 1898, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreiner_halket_1898/57>, abgerufen am 29.03.2024.