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Schreiner, Olive (Übers. Helene Lobedan): Peter Halket im Mashonalande. Berlin, 1898.

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"aber wir sind auch Weiße und das sind die Armenier ebenfalls, beinah wenigstens -." Mit einem schnellen Blick das gebräunte Antlitz des Fremden streifend, fügte er eilig hinzu: "Und dann kommt es ja überhaupt nicht auf die Farbe an, wissen Sie. Ich habe die dunkeln Gesichter sehr gern; die Augen meiner Mutter sind auch braun - und die Armenier haben langes schlichtes Haar wie wir."

"Also kommt es auf das Haar an?" fragte der Fremde in demselben gelassenen Ton.

"Nun, natürlich nicht allein. Aber es ist ganz etwas anderes, wenn die Armenier die Türken los werden wollen, als wenn dies elende schwarze Gesindel sich gegen die Chartered Company auflehnt. Außerdem sind die Armenier Christen wie wir."

"Seid Ihr Christen?" Es zog wie eine düstere Gewitterwolke über das Antlitz des Fremden; er stand auf.

"Nun natürlich sind wir Christen," behauptete Peter. "Wir sind alle Christen, wir Engländer. Sie können wohl die Christen nicht leiden? Ich weiß, daß dies bei den Juden vorkommen soll," sagte Peter und sah ihn begütigend an.

"Ich liebe weder einen Menschen noch hasse ich ihn um des Bekenntnisses willen, nach dem er genannt wird; am Namen ist nichts gelegen."

Der Fremde setzte sich wieder und faltete die Hände.

„aber wir sind auch Weiße und das sind die Armenier ebenfalls, beinah wenigstens –.“ Mit einem schnellen Blick das gebräunte Antlitz des Fremden streifend, fügte er eilig hinzu: „Und dann kommt es ja überhaupt nicht auf die Farbe an, wissen Sie. Ich habe die dunkeln Gesichter sehr gern; die Augen meiner Mutter sind auch braun – und die Armenier haben langes schlichtes Haar wie wir.“

„Also kommt es auf das Haar an?“ fragte der Fremde in demselben gelassenen Ton.

„Nun, natürlich nicht allein. Aber es ist ganz etwas anderes, wenn die Armenier die Türken los werden wollen, als wenn dies elende schwarze Gesindel sich gegen die Chartered Company auflehnt. Außerdem sind die Armenier Christen wie wir.“

„Seid Ihr Christen?“ Es zog wie eine düstere Gewitterwolke über das Antlitz des Fremden; er stand auf.

„Nun natürlich sind wir Christen,“ behauptete Peter. „Wir sind alle Christen, wir Engländer. Sie können wohl die Christen nicht leiden? Ich weiß, daß dies bei den Juden vorkommen soll,“ sagte Peter und sah ihn begütigend an.

„Ich liebe weder einen Menschen noch hasse ich ihn um des Bekenntnisses willen, nach dem er genannt wird; am Namen ist nichts gelegen.“

Der Fremde setzte sich wieder und faltete die Hände.

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[45/0045] „aber wir sind auch Weiße und das sind die Armenier ebenfalls, beinah wenigstens –.“ Mit einem schnellen Blick das gebräunte Antlitz des Fremden streifend, fügte er eilig hinzu: „Und dann kommt es ja überhaupt nicht auf die Farbe an, wissen Sie. Ich habe die dunkeln Gesichter sehr gern; die Augen meiner Mutter sind auch braun – und die Armenier haben langes schlichtes Haar wie wir.“ „Also kommt es auf das Haar an?“ fragte der Fremde in demselben gelassenen Ton. „Nun, natürlich nicht allein. Aber es ist ganz etwas anderes, wenn die Armenier die Türken los werden wollen, als wenn dies elende schwarze Gesindel sich gegen die Chartered Company auflehnt. Außerdem sind die Armenier Christen wie wir.“ „Seid Ihr Christen?“ Es zog wie eine düstere Gewitterwolke über das Antlitz des Fremden; er stand auf. „Nun natürlich sind wir Christen,“ behauptete Peter. „Wir sind alle Christen, wir Engländer. Sie können wohl die Christen nicht leiden? Ich weiß, daß dies bei den Juden vorkommen soll,“ sagte Peter und sah ihn begütigend an. „Ich liebe weder einen Menschen noch hasse ich ihn um des Bekenntnisses willen, nach dem er genannt wird; am Namen ist nichts gelegen.“ Der Fremde setzte sich wieder und faltete die Hände.

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Zitationshilfe: Schreiner, Olive (Übers. Helene Lobedan): Peter Halket im Mashonalande. Berlin, 1898, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreiner_halket_1898/45>, abgerufen am 28.03.2024.