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Schreiner, Olive (Übers. Helene Lobedan): Peter Halket im Mashonalande. Berlin, 1898.

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setzte er sich wieder fest auf die Erde. Von diesem Boden Südafrikas hatte er vor zwei Jahren kaum gehört, ihn vor achtzehn Monaten erst betreten, jetzt that er so, als ob er hier geboren und groß geworden sei.

Der Fremde sagte nachdenklich: "Ich kenne ein Land, das weit von hier liegt. Dort leben Menschen ganz verschiedener Art neben einander. Vor tausend Jahren hat das eine Volk das andere besiegt, und sie haben seitdem neben einander gelebt. Jetzt sucht das eine Volk seine früheren Besieger zu vertreiben. Sind diese Leute ebenfalls Rebellen?"

Peter, der sich geschmeichelt fühlte, daß er um seine Meinung gefragt wurde, versetzte: "Nun, das kommt ganz darauf an, wer diese Leute sind?"

"Das eine Volk nennt man Türken; das andere Armenier," versetzte der Fremde.

"O die Armenier sind keine Rebellen, die sind auf unserer Seite!" entschied Peter. "Die Zeitungen sind ja voll davon." Es war ihm sehr lieb, seine Kenntnisse zu zeigen. "Diese nichtswürdigen Türken. Sie hatten gar kein Recht, die Armenier zu unterwerfen! Wer hat ihnen gestattet Armenien fort zu nehmen? Ich möchte selbst gegen die Türken losgehen."

"Warum sind die Armenier nicht Rebellen?" fragte der Fremde sanft.

"Was Sie für sonderbare Fragen stellen?!

setzte er sich wieder fest auf die Erde. Von diesem Boden Südafrikas hatte er vor zwei Jahren kaum gehört, ihn vor achtzehn Monaten erst betreten, jetzt that er so, als ob er hier geboren und groß geworden sei.

Der Fremde sagte nachdenklich: „Ich kenne ein Land, das weit von hier liegt. Dort leben Menschen ganz verschiedener Art neben einander. Vor tausend Jahren hat das eine Volk das andere besiegt, und sie haben seitdem neben einander gelebt. Jetzt sucht das eine Volk seine früheren Besieger zu vertreiben. Sind diese Leute ebenfalls Rebellen?“

Peter, der sich geschmeichelt fühlte, daß er um seine Meinung gefragt wurde, versetzte: „Nun, das kommt ganz darauf an, wer diese Leute sind?“

„Das eine Volk nennt man Türken; das andere Armenier,“ versetzte der Fremde.

„O die Armenier sind keine Rebellen, die sind auf unserer Seite!“ entschied Peter. „Die Zeitungen sind ja voll davon.“ Es war ihm sehr lieb, seine Kenntnisse zu zeigen. „Diese nichtswürdigen Türken. Sie hatten gar kein Recht, die Armenier zu unterwerfen! Wer hat ihnen gestattet Armenien fort zu nehmen? Ich möchte selbst gegen die Türken losgehen.“

Warum sind die Armenier nicht Rebellen?“ fragte der Fremde sanft.

„Was Sie für sonderbare Fragen stellen?!

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[43/0043] setzte er sich wieder fest auf die Erde. Von diesem Boden Südafrikas hatte er vor zwei Jahren kaum gehört, ihn vor achtzehn Monaten erst betreten, jetzt that er so, als ob er hier geboren und groß geworden sei. Der Fremde sagte nachdenklich: „Ich kenne ein Land, das weit von hier liegt. Dort leben Menschen ganz verschiedener Art neben einander. Vor tausend Jahren hat das eine Volk das andere besiegt, und sie haben seitdem neben einander gelebt. Jetzt sucht das eine Volk seine früheren Besieger zu vertreiben. Sind diese Leute ebenfalls Rebellen?“ Peter, der sich geschmeichelt fühlte, daß er um seine Meinung gefragt wurde, versetzte: „Nun, das kommt ganz darauf an, wer diese Leute sind?“ „Das eine Volk nennt man Türken; das andere Armenier,“ versetzte der Fremde. „O die Armenier sind keine Rebellen, die sind auf unserer Seite!“ entschied Peter. „Die Zeitungen sind ja voll davon.“ Es war ihm sehr lieb, seine Kenntnisse zu zeigen. „Diese nichtswürdigen Türken. Sie hatten gar kein Recht, die Armenier zu unterwerfen! Wer hat ihnen gestattet Armenien fort zu nehmen? Ich möchte selbst gegen die Türken losgehen.“ „Warum sind die Armenier nicht Rebellen?“ fragte der Fremde sanft. „Was Sie für sonderbare Fragen stellen?!

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Zitationshilfe: Schreiner, Olive (Übers. Helene Lobedan): Peter Halket im Mashonalande. Berlin, 1898, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreiner_halket_1898/43>, abgerufen am 29.03.2024.