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Schreiner, Olive (Übers. Helene Lobedan): Peter Halket im Mashonalande. Berlin, 1898.

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Doch plötzlich fuhr es ihm durch den Sinn: wie, wenn es einer seiner Kameraden sei, der ihn suche und kein barfüßiger Feind? Die Ungewißheit war qualvoll und er schwankte einen Augenblick. Dann rief er eiskalt vor Entsetzen:

"Wer da?"

Und eine Stimme erwiderte langsam und deutlich auf englisch: "Ein Freund."

Bei dieser überraschenden Wendung wäre die Flinte beinah Peter Halkets Hand entglitten. Der kalte Schweiß, den die Aufregung bisher zurückgehalten hatte, trat jetzt in großen Tropfen auf seine Stirn. Doch blieb er noch immer in knieender Stellung und hielt das Gewehr in Anschlag.

"Was wollen Sie?" rief er mit bebender Stimme.

Aus dem Dunkel am Rande der Kuppe trat eine Gestalt in den von dem Feuer hell erleuchteten Kreis.

Peter Halket sah zu ihr empor.

Es war ein hochgewachsener Mann, der ein loses leinenes Gewand trug, welches bis beinah an die Knöchel reichte und sich dicht an ihn schmiegte. Der Kopf, die Arme und Füße waren nackt. Er trug keinerlei Waffe und die vollen Locken seines dunklen Haares wallten ihm bis auf die Schultern herab.

Doch plötzlich fuhr es ihm durch den Sinn: wie, wenn es einer seiner Kameraden sei, der ihn suche und kein barfüßiger Feind? Die Ungewißheit war qualvoll und er schwankte einen Augenblick. Dann rief er eiskalt vor Entsetzen:

„Wer da?“

Und eine Stimme erwiderte langsam und deutlich auf englisch: „Ein Freund.“

Bei dieser überraschenden Wendung wäre die Flinte beinah Peter Halkets Hand entglitten. Der kalte Schweiß, den die Aufregung bisher zurückgehalten hatte, trat jetzt in großen Tropfen auf seine Stirn. Doch blieb er noch immer in knieender Stellung und hielt das Gewehr in Anschlag.

„Was wollen Sie?“ rief er mit bebender Stimme.

Aus dem Dunkel am Rande der Kuppe trat eine Gestalt in den von dem Feuer hell erleuchteten Kreis.

Peter Halket sah zu ihr empor.

Es war ein hochgewachsener Mann, der ein loses leinenes Gewand trug, welches bis beinah an die Knöchel reichte und sich dicht an ihn schmiegte. Der Kopf, die Arme und Füße waren nackt. Er trug keinerlei Waffe und die vollen Locken seines dunklen Haares wallten ihm bis auf die Schultern herab.

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[20/0020] Doch plötzlich fuhr es ihm durch den Sinn: wie, wenn es einer seiner Kameraden sei, der ihn suche und kein barfüßiger Feind? Die Ungewißheit war qualvoll und er schwankte einen Augenblick. Dann rief er eiskalt vor Entsetzen: „Wer da?“ Und eine Stimme erwiderte langsam und deutlich auf englisch: „Ein Freund.“ Bei dieser überraschenden Wendung wäre die Flinte beinah Peter Halkets Hand entglitten. Der kalte Schweiß, den die Aufregung bisher zurückgehalten hatte, trat jetzt in großen Tropfen auf seine Stirn. Doch blieb er noch immer in knieender Stellung und hielt das Gewehr in Anschlag. „Was wollen Sie?“ rief er mit bebender Stimme. Aus dem Dunkel am Rande der Kuppe trat eine Gestalt in den von dem Feuer hell erleuchteten Kreis. Peter Halket sah zu ihr empor. Es war ein hochgewachsener Mann, der ein loses leinenes Gewand trug, welches bis beinah an die Knöchel reichte und sich dicht an ihn schmiegte. Der Kopf, die Arme und Füße waren nackt. Er trug keinerlei Waffe und die vollen Locken seines dunklen Haares wallten ihm bis auf die Schultern herab.

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Zitationshilfe: Schreiner, Olive (Übers. Helene Lobedan): Peter Halket im Mashonalande. Berlin, 1898, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreiner_halket_1898/20>, abgerufen am 29.03.2024.