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Schreber, Daniel Gottlob Moritz: Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Leipzig, 1858.

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VORWORT.
von den Aerzten, bald vorwaltend von seiner moralischen
Seite -- von den Pädagogen. Die Physiologie und die Psy-
chologie der kindlichen Natur sind aber die beiden unzer-
trennbaren Grundlagen der Erziehungslehre, auf welchen der
Aufbau der letzteren ganz gleichmässig ruhen muss, wenn er
naturgetreue Richtigkeit und gediegene Festigkeit erhalten soll.

Es war daher das besondere Bestreben des Verfassers,
die Wagschale zwischen dem physischen und moralischen
Theile der Erziehung genau im Gleichgewichte zu erhalten und
auch den letzteren so eng und fest als möglich an die erst in
neuester Zeit klarer durchschauten physiologischen Gesetze an-
zuschliessen.

Die gegenwärtige Schrift ist die Frucht langjähriger, das
Aeussere und Innere des Menschenlebens durchforschender
Beobachtungen (zu denen der ärztliche Beruf die meiste Gele-
genheit bietet), unbefangenen Nachdenkens und sowohl eige-
ner als fremder Erfahrungen. Sie ist aus dem Leben und für's
Leben geschrieben. Ihre Tendenz ist einfach praktisch, und
ebendeshalb, wie bemerkt, gleichmässig auf das Körper- und
Geisteswohl gerichtet. Diese Tendenz brachte es auch mit
sich, dass der Verfasser Einiges von dem Inhalte zweier sei-
ner früheren Schriften ("die schädlichen Körperhaltungen und
Gewohnheiten der Kinder, Leipzig 1853" und "System der ärzt-
lichen Zimmer-Gymnastik, in 4. Aufl. Leipzig 1858") in dieser,
zu deren Vollständigkeit es unerlässlich war, wieder mit auf-
nehmen musste. Das unbefangene Urtheil des Lesers wird dies
vollkommen gerechtfertigt finden.

Zur Erreichung grosser Lebenszwecke kann der Einzelne
nur wenig thun. Die Aufstellung eines durch und durch rich-
tigen, allgemein verständlichen und die wesentlichen Einzeln-
heiten anschaulich machenden Erziehungssystemes ist eine so
umfassende und schwierige Aufgabe, dass man eine solche
Schrift mit ihren unvermeidlichen Mängeln nur mit dem Maass-
stabe der Billigkeit beurtheilen wird. Möge der Segen von
Oben diesen schwachen Versuch befruchten.

Leipzig, im August 1857.
Der Verfasser.

VORWORT.
von den Aerzten, bald vorwaltend von seiner moralischen
Seite — von den Pädagogen. Die Physiologie und die Psy-
chologie der kindlichen Natur sind aber die beiden unzer-
trennbaren Grundlagen der Erziehungslehre, auf welchen der
Aufbau der letzteren ganz gleichmässig ruhen muss, wenn er
naturgetreue Richtigkeit und gediegene Festigkeit erhalten soll.

Es war daher das besondere Bestreben des Verfassers,
die Wagschale zwischen dem physischen und moralischen
Theile der Erziehung genau im Gleichgewichte zu erhalten und
auch den letzteren so eng und fest als möglich an die erst in
neuester Zeit klarer durchschauten physiologischen Gesetze an-
zuschliessen.

Die gegenwärtige Schrift ist die Frucht langjähriger, das
Aeussere und Innere des Menschenlebens durchforschender
Beobachtungen (zu denen der ärztliche Beruf die meiste Gele-
genheit bietet), unbefangenen Nachdenkens und sowohl eige-
ner als fremder Erfahrungen. Sie ist aus dem Leben und für's
Leben geschrieben. Ihre Tendenz ist einfach praktisch, und
ebendeshalb, wie bemerkt, gleichmässig auf das Körper- und
Geisteswohl gerichtet. Diese Tendenz brachte es auch mit
sich, dass der Verfasser Einiges von dem Inhalte zweier sei-
ner früheren Schriften („die schädlichen Körperhaltungen und
Gewohnheiten der Kinder, Leipzig 1853“ und „System der ärzt-
lichen Zimmer-Gymnastik, in 4. Aufl. Leipzig 1858“) in dieser,
zu deren Vollständigkeit es unerlässlich war, wieder mit auf-
nehmen musste. Das unbefangene Urtheil des Lesers wird dies
vollkommen gerechtfertigt finden.

Zur Erreichung grosser Lebenszwecke kann der Einzelne
nur wenig thun. Die Aufstellung eines durch und durch rich-
tigen, allgemein verständlichen und die wesentlichen Einzeln-
heiten anschaulich machenden Erziehungssystemes ist eine so
umfassende und schwierige Aufgabe, dass man eine solche
Schrift mit ihren unvermeidlichen Mängeln nur mit dem Maass-
stabe der Billigkeit beurtheilen wird. Möge der Segen von
Oben diesen schwachen Versuch befruchten.

Leipzig, im August 1857.
Der Verfasser.
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[VIII/0012] VORWORT. von den Aerzten, bald vorwaltend von seiner moralischen Seite — von den Pädagogen. Die Physiologie und die Psy- chologie der kindlichen Natur sind aber die beiden unzer- trennbaren Grundlagen der Erziehungslehre, auf welchen der Aufbau der letzteren ganz gleichmässig ruhen muss, wenn er naturgetreue Richtigkeit und gediegene Festigkeit erhalten soll. Es war daher das besondere Bestreben des Verfassers, die Wagschale zwischen dem physischen und moralischen Theile der Erziehung genau im Gleichgewichte zu erhalten und auch den letzteren so eng und fest als möglich an die erst in neuester Zeit klarer durchschauten physiologischen Gesetze an- zuschliessen. Die gegenwärtige Schrift ist die Frucht langjähriger, das Aeussere und Innere des Menschenlebens durchforschender Beobachtungen (zu denen der ärztliche Beruf die meiste Gele- genheit bietet), unbefangenen Nachdenkens und sowohl eige- ner als fremder Erfahrungen. Sie ist aus dem Leben und für's Leben geschrieben. Ihre Tendenz ist einfach praktisch, und ebendeshalb, wie bemerkt, gleichmässig auf das Körper- und Geisteswohl gerichtet. Diese Tendenz brachte es auch mit sich, dass der Verfasser Einiges von dem Inhalte zweier sei- ner früheren Schriften („die schädlichen Körperhaltungen und Gewohnheiten der Kinder, Leipzig 1853“ und „System der ärzt- lichen Zimmer-Gymnastik, in 4. Aufl. Leipzig 1858“) in dieser, zu deren Vollständigkeit es unerlässlich war, wieder mit auf- nehmen musste. Das unbefangene Urtheil des Lesers wird dies vollkommen gerechtfertigt finden. Zur Erreichung grosser Lebenszwecke kann der Einzelne nur wenig thun. Die Aufstellung eines durch und durch rich- tigen, allgemein verständlichen und die wesentlichen Einzeln- heiten anschaulich machenden Erziehungssystemes ist eine so umfassende und schwierige Aufgabe, dass man eine solche Schrift mit ihren unvermeidlichen Mängeln nur mit dem Maass- stabe der Billigkeit beurtheilen wird. Möge der Segen von Oben diesen schwachen Versuch befruchten. Leipzig, im August 1857. Der Verfasser.

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Zitationshilfe: Schreber, Daniel Gottlob Moritz: Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Leipzig, 1858, S. VIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreber_kallipaedie_1858/12>, abgerufen am 25.04.2024.