Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

Bild:
<< vorherige Seite
der Hölle und Höllischen Zustandes.
VIII.
WO der Tod von Todten kan volles Leben
stetig nagen.
Wo gehn tausend Thür' hinein/ doch man nim-
mermehr kan sagen/
Daß nur eine geh' herauß/ wo man immer-
immer stirbt/
Und doch nimmer-nimmermehr den begehrten
Tod erwirbt.


Wo der Tod von Todten kan volles Leben
stetig nagen
) Der Tod allhier/ ist der andere Tod/ da-
von kurtz vorher gesaget ist/ dieser andere Tod ist und
lebet ewig in der Hölle/ er plaget/ martert und naget
unaufhörlich die Verdamten/ das ist die schon Tödlich-
abgemergelten und Geplagten/ und naget also dieser im-
mer etwas ab/ und zwar naget er ein volles Leben stetig
ab/ wie der Reimtext saget/ welches wunderlich lautet
und doch die lautere Warheit darin ist/ daß durch das
Nagen des andern Todes man immer neue Stets-
wehrenheit/ frischen Anfang zur Ewigkeit und neue
Kräfte zur Unsterbligkeit bekomt/ und weil der andere
Tod ewig in uns bleibet/ und derselbe immer ihm ein
volles Leben abnaget/
darumb muß auch solcher Tod
bei uns untödlich verbleiben.

Nachdenckliche Worte des Fulgentii lib. 1. ad
Monimum cap.
6. finden sich hiervon: Uni morti im-
pietatis, quam non fecit Deus, quae per Diabolum in-
troivit in orbem terrarum, quam peccator sibi per
contemtum divinae jussionis injuste concupiscendo
arcessivit, Duplam Deus mortem juste judicando re-
tribuit, hoc est, Primam in separatione animae & cor-

poris;
der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes.
VIII.
WO der Tod von Todten kan volles Leben
ſtetig nagen.
Wo gehn tauſend Thuͤr’ hinein/ doch man nim-
mermehr kan ſagen/
Daß nur eine geh’ herauß/ wo man immer-
immer ſtirbt/
Und doch nimmer-nimmermehr den begehrten
Tod erwirbt.


Wo der Tod von Todten kan volles Leben
ſtetig nagen
) Der Tod allhier/ iſt der andere Tod/ da-
von kurtz vorher geſaget iſt/ dieſer andere Tod iſt und
lebet ewig in der Hoͤlle/ er plaget/ martert und naget
unaufhoͤrlich die Verdamten/ das iſt die ſchon Toͤdlich-
abgemergelten und Geplagten/ und naget alſo dieſer im-
mer etwas ab/ und zwar naget er ein volles Leben ſtetig
ab/ wie der Reimtext ſaget/ welches wunderlich lautet
und doch die lautere Warheit darin iſt/ daß durch das
Nagen des andern Todes man immer neue Stets-
wehrenheit/ friſchen Anfang zur Ewigkeit und neue
Kraͤfte zur Unſterbligkeit bekomt/ und weil der andere
Tod ewig in uns bleibet/ und derſelbe immer ihm ein
volles Leben abnaget/
darumb muß auch ſolcher Tod
bei uns untoͤdlich verbleiben.

Nachdenckliche Worte des Fulgentii lib. 1. ad
Monimum cap.
6. finden ſich hiervon: Uni morti im-
pietatis, quam non fecit Deus, quæ per Diabolum in-
troivit in orbem terrarum, quam peccator ſibi per
contemtum divinæ juſſionis injuſtè concupiſcendo
arceſſivit, Duplam Deus mortem juſtè judicando re-
tribuit, hoc eſt, Primam in ſeparatione animæ & cor-

poris;
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0099" n="31"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">der Ho&#x0364;lle und Ho&#x0364;lli&#x017F;chen Zu&#x017F;tandes.</hi> </fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">VIII.</hi> </hi> </head><lb/>
        <lg type="poem">
          <l><hi rendition="#in">W</hi>O der <hi rendition="#fr">Tod</hi> von <hi rendition="#fr">Todten</hi> kan volles <hi rendition="#fr">Leben</hi></l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;tetig nagen.</hi> </l><lb/>
          <l>Wo gehn tau&#x017F;end Thu&#x0364;r&#x2019; hinein/ doch man nim-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">mermehr kan &#x017F;agen/</hi> </l><lb/>
          <l>Daß nur eine geh&#x2019; herauß/ wo man immer-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">immer &#x017F;tirbt/</hi> </l><lb/>
          <l>Und doch nimmer-nimmermehr den begehrten</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Tod erwirbt.</hi> </l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Wo der Tod von Todten kan volles Leben<lb/>
&#x017F;tetig nagen</hi>) Der <hi rendition="#fr">Tod</hi> allhier/ i&#x017F;t der <hi rendition="#fr">andere Tod/</hi> da-<lb/>
von kurtz vorher ge&#x017F;aget i&#x017F;t/ die&#x017F;er <hi rendition="#fr">andere Tod i&#x017F;t</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">lebet ewig in der Ho&#x0364;lle/</hi> er plaget/ martert und naget<lb/>
unaufho&#x0364;rlich die Verdamten/ das i&#x017F;t die &#x017F;chon To&#x0364;dlich-<lb/>
abgemergelten und Geplagten/ und naget al&#x017F;o die&#x017F;er im-<lb/>
mer etwas ab/ und zwar naget er ein volles Leben &#x017F;tetig<lb/>
ab/ wie der Reimtext &#x017F;aget/ welches wunderlich lautet<lb/>
und doch die lautere Warheit darin i&#x017F;t/ daß durch das<lb/><hi rendition="#fr">Nagen des andern Todes</hi> man immer neue Stets-<lb/>
wehrenheit/ fri&#x017F;chen Anfang zur Ewigkeit und neue<lb/>
Kra&#x0364;fte zur Un&#x017F;terbligkeit bekomt/ und weil der andere<lb/>
Tod <hi rendition="#fr">ewig</hi> in uns bleibet/ und der&#x017F;elbe immer <hi rendition="#fr">ihm ein<lb/>
volles Leben abnaget/</hi> darumb muß auch &#x017F;olcher Tod<lb/>
bei uns <hi rendition="#fr">unto&#x0364;dlich</hi> verbleiben.</p><lb/>
        <p>Nachdenckliche Worte des <hi rendition="#aq">Fulgentii lib. 1. ad<lb/>
Monimum cap.</hi> 6. finden &#x017F;ich hiervon: <hi rendition="#aq">Uni morti im-<lb/>
pietatis, quam non fecit <hi rendition="#k">De</hi>us, quæ per Diabolum in-<lb/>
troivit in orbem terrarum, quam peccator &#x017F;ibi per<lb/>
contemtum divinæ ju&#x017F;&#x017F;ionis inju&#x017F;tè concupi&#x017F;cendo<lb/>
arce&#x017F;&#x017F;ivit, Duplam <hi rendition="#k">De</hi>us mortem ju&#x017F;tè judicando re-<lb/>
tribuit, hoc e&#x017F;t, Primam in &#x017F;eparatione animæ &amp; cor-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">poris;</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0099] der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes. VIII. WO der Tod von Todten kan volles Leben ſtetig nagen. Wo gehn tauſend Thuͤr’ hinein/ doch man nim- mermehr kan ſagen/ Daß nur eine geh’ herauß/ wo man immer- immer ſtirbt/ Und doch nimmer-nimmermehr den begehrten Tod erwirbt. Wo der Tod von Todten kan volles Leben ſtetig nagen) Der Tod allhier/ iſt der andere Tod/ da- von kurtz vorher geſaget iſt/ dieſer andere Tod iſt und lebet ewig in der Hoͤlle/ er plaget/ martert und naget unaufhoͤrlich die Verdamten/ das iſt die ſchon Toͤdlich- abgemergelten und Geplagten/ und naget alſo dieſer im- mer etwas ab/ und zwar naget er ein volles Leben ſtetig ab/ wie der Reimtext ſaget/ welches wunderlich lautet und doch die lautere Warheit darin iſt/ daß durch das Nagen des andern Todes man immer neue Stets- wehrenheit/ friſchen Anfang zur Ewigkeit und neue Kraͤfte zur Unſterbligkeit bekomt/ und weil der andere Tod ewig in uns bleibet/ und derſelbe immer ihm ein volles Leben abnaget/ darumb muß auch ſolcher Tod bei uns untoͤdlich verbleiben. Nachdenckliche Worte des Fulgentii lib. 1. ad Monimum cap. 6. finden ſich hiervon: Uni morti im- pietatis, quam non fecit Deus, quæ per Diabolum in- troivit in orbem terrarum, quam peccator ſibi per contemtum divinæ juſſionis injuſtè concupiſcendo arceſſivit, Duplam Deus mortem juſtè judicando re- tribuit, hoc eſt, Primam in ſeparatione animæ & cor- poris;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/99
Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/99>, abgerufen am 20.04.2024.