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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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der Hölle und Höllischen Zustandes.
II.
WAnn nur eine Stundelang dieses du wirst
durchbedenken/
Mit Betracht und mit Vernunft dein Gedächt-
niß dahin lenken/
Ei so wird dein wilder Sinn meist in dir geen-
dert seyn/
Wo du nicht ein Tiger Thier/ und dein Hertz ein
Kisel Stein.


Mit Bedacht und mit Vernunft) Obenhin
was lesen/ obenhin was hören/ solches wird auch oben-
hin
betrachtet/ und gewinnet keinen Nachtruk noch Ein-
truk im Hertzen und Gedächtniß/ sondern fleucht dahin
durchs Gehirn/ wie der Vogel durch die Luft/ da kein
Nachspur verhanden bleibt: Wird also ein obenhin-
liebender Leser
etwa durchblätteren und durchschauen/
und ohn alles Betracht und Nachsinnen hinlauffen las-
sen/ was hier als in Teutschen Reimen gesaget/ und dar-
bei nachdenklich erinnert ist/ der wird des wolgemeinten
Zwekkes verfehlen/ und die nachlässige Betrachtung sei-
ner gleichsam noch schlaffenden Ewigkeit mit andeuten/
und seiner gefährlichen Sorglosigkeit günstig verblei-
ben: Wer aber/ dürfte ich wol versicheren/ noch etwa ein
paar Stunde mit rechter Betrachtung anwenden wird/
was an statt der geoffenbarten Bewandniß des Höl-
lischen Reichs
mit Teutschen Worten vorgestellet
wird/ nicht obenhin zu überlegen/ der wird sich müssen än-
deren/ und anderst beginnen von der Hölle zu gedenken/
und seinen zeitlichen Bemühungen lassen einige Rukkge-
dancken auf solche Ewigkeit mit einlauffen.

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der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes.
II.
WAnn nur eine Stundelang dieſes du wirſt
durchbedenken/
Mit Betracht und mit Vernunft dein Gedaͤcht-
niß dahin lenken/
Ei ſo wird dein wilder Sinn meiſt in dir geen-
dert ſeyn/
Wo du nicht ein Tiger Thier/ und dein Hertz ein
Kiſel Stein.


Mit Bedacht und mit Vernunft) Obenhin
was leſen/ obenhin was hoͤren/ ſolches wird auch oben-
hin
betrachtet/ und gewinnet keinen Nachtruk noch Ein-
truk im Hertzen und Gedaͤchtniß/ ſondern fleucht dahin
durchs Gehirn/ wie der Vogel durch die Luft/ da kein
Nachſpur verhanden bleibt: Wird alſo ein obenhin-
liebender Leſer
etwa durchblaͤtteren und durchſchauen/
und ohn alles Betracht und Nachſinnen hinlauffen laſ-
ſen/ was hier als in Teutſchen Reimen geſaget/ und dar-
bei nachdenklich erinnert iſt/ der wird des wolgemeinten
Zwekkes verfehlen/ und die nachlaͤſſige Betrachtung ſei-
ner gleichſam noch ſchlaffenden Ewigkeit mit andeuten/
und ſeiner gefaͤhrlichen Sorgloſigkeit guͤnſtig verblei-
ben: Wer aber/ duͤrfte ich wol verſicheren/ noch etwa ein
paar Stunde mit rechter Betrachtung anwenden wird/
was an ſtatt der geoffenbarten Bewandniß des Hoͤl-
liſchen Reichs
mit Teutſchen Worten vorgeſtellet
wird/ nicht obenhin zu uͤberlegen/ der wird ſich muͤſſen aͤn-
deren/ und anderſt beginnen von der Hoͤlle zu gedenken/
und ſeinen zeitlichen Bemuͤhungen laſſen einige Rukkge-
dancken auf ſolche Ewigkeit mit einlauffen.

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[5/0073] der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes. II. WAnn nur eine Stundelang dieſes du wirſt durchbedenken/ Mit Betracht und mit Vernunft dein Gedaͤcht- niß dahin lenken/ Ei ſo wird dein wilder Sinn meiſt in dir geen- dert ſeyn/ Wo du nicht ein Tiger Thier/ und dein Hertz ein Kiſel Stein. Mit Bedacht und mit Vernunft) Obenhin was leſen/ obenhin was hoͤren/ ſolches wird auch oben- hin betrachtet/ und gewinnet keinen Nachtruk noch Ein- truk im Hertzen und Gedaͤchtniß/ ſondern fleucht dahin durchs Gehirn/ wie der Vogel durch die Luft/ da kein Nachſpur verhanden bleibt: Wird alſo ein obenhin- liebender Leſer etwa durchblaͤtteren und durchſchauen/ und ohn alles Betracht und Nachſinnen hinlauffen laſ- ſen/ was hier als in Teutſchen Reimen geſaget/ und dar- bei nachdenklich erinnert iſt/ der wird des wolgemeinten Zwekkes verfehlen/ und die nachlaͤſſige Betrachtung ſei- ner gleichſam noch ſchlaffenden Ewigkeit mit andeuten/ und ſeiner gefaͤhrlichen Sorgloſigkeit guͤnſtig verblei- ben: Wer aber/ duͤrfte ich wol verſicheren/ noch etwa ein paar Stunde mit rechter Betrachtung anwenden wird/ was an ſtatt der geoffenbarten Bewandniß des Hoͤl- liſchen Reichs mit Teutſchen Worten vorgeſtellet wird/ nicht obenhin zu uͤberlegen/ der wird ſich muͤſſen aͤn- deren/ und anderſt beginnen von der Hoͤlle zu gedenken/ und ſeinen zeitlichen Bemuͤhungen laſſen einige Rukkge- dancken auf ſolche Ewigkeit mit einlauffen. Lan- A iij

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/73>, abgerufen am 29.03.2024.