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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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der Hölleund Höllischen Zustandes.
allerversicherste Hülfe und Vermittelung: Zumahl wir
uns selbst/ für uns selbst nicht scheuen/ sonderen uns recht
angreiffen und erinnern/ wo das Angreiffen und der Hin-
rukk zur Besserung am nötigsten.

So lange wir können gedenken und bedenken/
das ist/ so lange wir unseren Verstand und das Vermö-
gen unseres Verstandes gebrauchen und anwenden kön-
nen/ zu unterscheiden das Gute von dem Bösen/ das
Nützliche von dem Schädlichen/ das Ehrbahre von dem
Unehrbaren/ und die Gnadenwandelzeit annoch verhan-
den/ (vid. den 6. Reimschluß) so lange haben wir noch
Stunde und Zeit/ und stehet in unserem Willen und
Widerwillen/ bei unserem Thun und Lassen/ ob wir
wollen den Himmel oder Hölle zur ewigen Verbleibung
erwehlen. Darum bedenke doch/ was da gelegen an
dem Bedenken? gedenke/ was da gelegen an dem Ge-
denken? Dan es kan unmöglich anderst sein/ wer recht
gedenket und bedenket den Himmel/ der wird sich über
den Himmel freuen: Wer recht gedenket und bedenket
die Hölle/ der wird die Hölle scheuen. Diese unsere noch
vermögsame Gedanken recht anzuwenden/ ist der Reim-
text allhier vor erst bemühet/ einen Stich ins Hertze dem
teutschen Leser zu versetzen/ und ihn zu Bedenkung des
höllischen Ortes zu erinnern: O was für ein Ort? Liß
und bedenk/ was vorhin von dem Pechschmauchen/ von
dem Schwefelrauchen/ von den Funken der glüenden
Eisenroste/ von denen durchdringenden Flammen-
pfriemen dir ist ins Hertze getrükkt/ in dem Kupfer vor
Augen gelegt/ und aus Gottes Wort vorgestellet/ so
wirstu für diesem allergrausamsten Ort gnugsam zu dei-
nem Nutzen erschrekken.

Wan du aber nicht erschrikst/
Diesen Feur Ort nicht anblikst/
Dan

der Hoͤlleund Hoͤlliſchen Zuſtandes.
allerverſicherſte Huͤlfe und Vermittelung: Zumahl wir
uns ſelbſt/ fuͤr uns ſelbſt nicht ſcheuen/ ſonderen uns recht
angreiffen und erinnern/ wo das Angreiffen und der Hin-
rukk zur Beſſerung am noͤtigſten.

So lange wir koͤnnen gedenken und bedenken/
das iſt/ ſo lange wir unſeren Verſtand und das Vermoͤ-
gen unſeres Verſtandes gebrauchen und anwenden koͤn-
nen/ zu unterſcheiden das Gute von dem Boͤſen/ das
Nuͤtzliche von dem Schaͤdlichen/ das Ehrbahre von dem
Unehrbaren/ und die Gnadenwandelzeit annoch verhan-
den/ (vid. den 6. Reimſchluß) ſo lange haben wir noch
Stunde und Zeit/ und ſtehet in unſerem Willen und
Widerwillen/ bei unſerem Thun und Laſſen/ ob wir
wollen den Himmel oder Hoͤlle zur ewigen Verbleibung
erwehlen. Darum bedenke doch/ was da gelegen an
dem Bedenken? gedenke/ was da gelegen an dem Ge-
denken? Dan es kan unmoͤglich anderſt ſein/ wer recht
gedenket und bedenket den Himmel/ der wird ſich uͤber
den Himmel freuen: Wer recht gedenket und bedenket
die Hoͤlle/ der wird die Hoͤlle ſcheuen. Dieſe unſere noch
vermoͤgſame Gedanken recht anzuwenden/ iſt der Reim-
text allhier vor erſt bemuͤhet/ einen Stich ins Hertze dem
teutſchen Leſer zu verſetzen/ und ihn zu Bedenkung des
hoͤlliſchen Ortes zu erinnern: O was fuͤr ein Ort? Liß
und bedenk/ was vorhin von dem Pechſchmauchen/ von
dem Schwefelrauchen/ von den Funken der gluͤenden
Eiſenroſte/ von denen durchdringenden Flammen-
pfriemen dir iſt ins Hertze getruͤkkt/ in dem Kupfer vor
Augen gelegt/ und aus Gottes Wort vorgeſtellet/ ſo
wirſtu fuͤr dieſem allergrauſamſten Ort gnugſam zu dei-
nem Nutzen erſchrekken.

Wan du aber nicht erſchrikſt/
Dieſen Feur Ort nicht anblikſt/
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[203/0271] der Hoͤlleund Hoͤlliſchen Zuſtandes. allerverſicherſte Huͤlfe und Vermittelung: Zumahl wir uns ſelbſt/ fuͤr uns ſelbſt nicht ſcheuen/ ſonderen uns recht angreiffen und erinnern/ wo das Angreiffen und der Hin- rukk zur Beſſerung am noͤtigſten. So lange wir koͤnnen gedenken und bedenken/ das iſt/ ſo lange wir unſeren Verſtand und das Vermoͤ- gen unſeres Verſtandes gebrauchen und anwenden koͤn- nen/ zu unterſcheiden das Gute von dem Boͤſen/ das Nuͤtzliche von dem Schaͤdlichen/ das Ehrbahre von dem Unehrbaren/ und die Gnadenwandelzeit annoch verhan- den/ (vid. den 6. Reimſchluß) ſo lange haben wir noch Stunde und Zeit/ und ſtehet in unſerem Willen und Widerwillen/ bei unſerem Thun und Laſſen/ ob wir wollen den Himmel oder Hoͤlle zur ewigen Verbleibung erwehlen. Darum bedenke doch/ was da gelegen an dem Bedenken? gedenke/ was da gelegen an dem Ge- denken? Dan es kan unmoͤglich anderſt ſein/ wer recht gedenket und bedenket den Himmel/ der wird ſich uͤber den Himmel freuen: Wer recht gedenket und bedenket die Hoͤlle/ der wird die Hoͤlle ſcheuen. Dieſe unſere noch vermoͤgſame Gedanken recht anzuwenden/ iſt der Reim- text allhier vor erſt bemuͤhet/ einen Stich ins Hertze dem teutſchen Leſer zu verſetzen/ und ihn zu Bedenkung des hoͤlliſchen Ortes zu erinnern: O was fuͤr ein Ort? Liß und bedenk/ was vorhin von dem Pechſchmauchen/ von dem Schwefelrauchen/ von den Funken der gluͤenden Eiſenroſte/ von denen durchdringenden Flammen- pfriemen dir iſt ins Hertze getruͤkkt/ in dem Kupfer vor Augen gelegt/ und aus Gottes Wort vorgeſtellet/ ſo wirſtu fuͤr dieſem allergrauſamſten Ort gnugſam zu dei- nem Nutzen erſchrekken. Wan du aber nicht erſchrikſt/ Dieſen Feur Ort nicht anblikſt/ Dan

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/271>, abgerufen am 25.04.2024.