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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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der Hölle und Höllischen Zustandes.
und sie los gemacht und heraus genommen/ were ein un-
leidsamer Gestank entstanden/ da der Teufel vermuht-
lich weichen müssen: Die Dirne hat berichtet/ daß der
Teufel sie über 14. Tage also auf Bergen/ auf Bäumen
und in der Luft herum geführet/ und oft von ihr begehrt/
sie möchte dem Teufel etwas von ihrem Zeuge geben/
dessen sie sich aber immer gewegert/ der Teufel hat end-
lich nur eine Steknadel/ endlich nur ein Haar begehret/
so die Dirn dennoch immer dem Teufel versaget: Wie
ihr auch der Hunger ankommen/ hette ihr der Teufel et-
was vom Weisbrodte gereichet/ und sie in diesen Dorn-
busch aufs letzte also gestopfet. Wie der Priester dar-
auf die Dirne in die Kirche vor den Altar geführt/ und
nebst beiwesenden Leuten GOtt dem Herrn deshalber
gedanket/ hat einer und ander der Anwesenden gesehen/
daß hinter dem Altar sich etwas/ als Gespenst eräuget/
so aber verschwunden/ und ein solcher Gestank darauf
den Ort erfüllet/ daß die Leute hetten mögen ohnmächtig
dafür werden. Solcher Exempel sind vielmehr verhan-
den. Kan nun und muß ein einiger Teufel ein solches
Stankwesen veruhrsachen/ so fragt und verwundert der
Reimtext allhier nicht unbillig/ wan nun hundert tau-
send Teufel zusammen sein/ und von einem Qwaalorte
zum andern weichen müssen/ was für eine Unaussprech-
lichkeit des Gestankes sich alsdan eindringen werde?



LXII.
N

der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes.
und ſie los gemacht und heraus genommen/ were ein un-
leidſamer Geſtank entſtanden/ da der Teufel vermuht-
lich weichen muͤſſen: Die Dirne hat berichtet/ daß der
Teufel ſie uͤber 14. Tage alſo auf Bergen/ auf Baͤumen
und in der Luft herum gefuͤhret/ und oft von ihr begehrt/
ſie moͤchte dem Teufel etwas von ihrem Zeuge geben/
deſſen ſie ſich aber immer gewegert/ der Teufel hat end-
lich nur eine Steknadel/ endlich nur ein Haar begehret/
ſo die Dirn dennoch immer dem Teufel verſaget: Wie
ihr auch der Hunger ankommen/ hette ihr der Teufel et-
was vom Weisbrodte gereichet/ und ſie in dieſen Dorn-
buſch aufs letzte alſo geſtopfet. Wie der Prieſter dar-
auf die Dirne in die Kirche vor den Altar gefuͤhrt/ und
nebſt beiweſenden Leuten GOtt dem Herꝛn deshalber
gedanket/ hat einer und ander der Anweſenden geſehen/
daß hinter dem Altar ſich etwas/ als Geſpenſt eraͤuget/
ſo aber verſchwunden/ und ein ſolcher Geſtank darauf
den Ort erfuͤllet/ daß die Leute hetten moͤgen ohnmaͤchtig
dafuͤr werden. Solcher Exempel ſind vielmehr verhan-
den. Kan nun und muß ein einiger Teufel ein ſolches
Stankweſen veruhrſachen/ ſo fragt und verwundert der
Reimtext allhier nicht unbillig/ wan nun hundert tau-
ſend Teufel zuſammen ſein/ und von einem Qwaalorte
zum andern weichen muͤſſen/ was fuͤr eine Unausſprech-
lichkeit des Geſtankes ſich alsdan eindringen werde?



LXII.
N
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[193/0261] der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes. und ſie los gemacht und heraus genommen/ were ein un- leidſamer Geſtank entſtanden/ da der Teufel vermuht- lich weichen muͤſſen: Die Dirne hat berichtet/ daß der Teufel ſie uͤber 14. Tage alſo auf Bergen/ auf Baͤumen und in der Luft herum gefuͤhret/ und oft von ihr begehrt/ ſie moͤchte dem Teufel etwas von ihrem Zeuge geben/ deſſen ſie ſich aber immer gewegert/ der Teufel hat end- lich nur eine Steknadel/ endlich nur ein Haar begehret/ ſo die Dirn dennoch immer dem Teufel verſaget: Wie ihr auch der Hunger ankommen/ hette ihr der Teufel et- was vom Weisbrodte gereichet/ und ſie in dieſen Dorn- buſch aufs letzte alſo geſtopfet. Wie der Prieſter dar- auf die Dirne in die Kirche vor den Altar gefuͤhrt/ und nebſt beiweſenden Leuten GOtt dem Herꝛn deshalber gedanket/ hat einer und ander der Anweſenden geſehen/ daß hinter dem Altar ſich etwas/ als Geſpenſt eraͤuget/ ſo aber verſchwunden/ und ein ſolcher Geſtank darauf den Ort erfuͤllet/ daß die Leute hetten moͤgen ohnmaͤchtig dafuͤr werden. Solcher Exempel ſind vielmehr verhan- den. Kan nun und muß ein einiger Teufel ein ſolches Stankweſen veruhrſachen/ ſo fragt und verwundert der Reimtext allhier nicht unbillig/ wan nun hundert tau- ſend Teufel zuſammen ſein/ und von einem Qwaalorte zum andern weichen muͤſſen/ was fuͤr eine Unausſprech- lichkeit des Geſtankes ſich alsdan eindringen werde? LXII. N

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/261>, abgerufen am 16.04.2024.