Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

Bild:
<< vorherige Seite
der Hölle und Höllischen Zustandes.
XLVIII.
Höllen Angst treibt Thränen aus/ die nicht
Wangenab herrinnen/
Und durch Ausbruch Linderung dem Angst-
Brunnen abgewinnen;
Thränen sind es Funkengleich/ Flammenflok-
ken/ Qwaalgebrüt/
Dieses ist der Thränen Bach/ der alsdan aus
Augen glüet.


Höllen Angst treibt Thränen aus) Heisse
Thränen sind gleichsam das Blut einer verwundten
Seele/ lacrymae sunt sanguis animi vulnerati: Wird
unser Gemüht verwundt/ muß solches ein innerlich drin-
gender Schmertz thun/ welches also ausbluten muß
mit Thränen: Treibt nun Hertzeleid/ Seelenbedruk
und Creutzesangst uns die Thränen heraus/ und also der
innerliche Angstbrunne durch eusserlichen Ausbruch wil
Linderung suchen/ wie man dan weiß/ daß man von sei-
nem Unglükke oftmahls ein Stükke abweinen/ und das
Hertz durch milde Thränen erleichteren/ und in etwas
zu einem Troste aufrichten kan.

Sedatur lacrymis, egeriturque dolor, nennet es
Ovidius: Welches hier in der Welt/ so lange unsere
Thränen Wangenab herrinnen/ und das beklummene
Hertz dadurch in etwas abspülen können/ ungebräuch-
lich eben nicht ist; Was aber die Höllen Angst werde
für Thränen austreiben/ und hervor pressen/ und was
für ein Geheul werde in der Hölle sein/ O das wird eine
gantz andere erschreklichste Weinens Art sein/ davon her-
nach mit mehren.

Thrä-
L
der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes.
XLVIII.
Hoͤllen Angſt treibt Thraͤnen aus/ die nicht
Wangenab herrinnen/
Und durch Ausbruch Linderung dem Angſt-
Brunnen abgewinnen;
Thraͤnen ſind es Funkengleich/ Flammenflok-
ken/ Qwaalgebruͤt/
Dieſes iſt der Thraͤnen Bach/ der alsdan aus
Augen gluͤet.


Hoͤllen Angſt treibt Thraͤnen aus) Heiſſe
Thraͤnen ſind gleichſam das Blut einer verwundten
Seele/ lacrymæ ſunt ſanguis animi vulnerati: Wird
unſer Gemuͤht verwundt/ muß ſolches ein innerlich drin-
gender Schmertz thun/ welches alſo ausbluten muß
mit Thraͤnen: Treibt nun Hertzeleid/ Seelenbedruk
und Creutzesangſt uns die Thraͤnen heraus/ und alſo der
innerliche Angſtbrunne durch euſſerlichen Ausbruch wil
Linderung ſuchen/ wie man dan weiß/ daß man von ſei-
nem Ungluͤkke oftmahls ein Stuͤkke abweinen/ und das
Hertz durch milde Thraͤnen erleichteren/ und in etwas
zu einem Troſte aufrichten kan.

Sedatur lacrymis, egeriturq́ue dolor, nennet es
Ovidius: Welches hier in der Welt/ ſo lange unſere
Thraͤnen Wangenab herrinnen/ und das beklummene
Hertz dadurch in etwas abſpuͤlen koͤnnen/ ungebraͤuch-
lich eben nicht iſt; Was aber die Hoͤllen Angſt werde
fuͤr Thraͤnen austreiben/ und hervor preſſen/ und was
fuͤr ein Geheul werde in der Hoͤlle ſein/ O das wird eine
gantz andere erſchreklichſte Weinens Art ſein/ davon her-
nach mit mehren.

Thraͤ-
L
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0229" n="161"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">der Ho&#x0364;lle und Ho&#x0364;lli&#x017F;chen Zu&#x017F;tandes.</hi> </fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">XLVIII.</hi> </hi> </head><lb/>
        <lg type="poem">
          <l><hi rendition="#in">H</hi>o&#x0364;llen Ang&#x017F;t treibt Thra&#x0364;nen aus/ die nicht</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Wangenab herrinnen/</hi> </l><lb/>
          <l>Und durch Ausbruch Linderung dem Ang&#x017F;t-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Brunnen abgewinnen;</hi> </l><lb/>
          <l>Thra&#x0364;nen &#x017F;ind es Funkengleich/ Flammenflok-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">ken/ Qwaalgebru&#x0364;t/</hi> </l><lb/>
          <l>Die&#x017F;es i&#x017F;t der Thra&#x0364;nen Bach/ der alsdan aus</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Augen glu&#x0364;et.</hi> </l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Ho&#x0364;llen Ang&#x017F;t treibt Thra&#x0364;nen aus)</hi> Hei&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Thra&#x0364;nen &#x017F;ind gleich&#x017F;am das Blut einer verwundten<lb/>
Seele/ <hi rendition="#aq">lacrymæ &#x017F;unt &#x017F;anguis animi vulnerati:</hi> Wird<lb/>
un&#x017F;er Gemu&#x0364;ht verwundt/ muß &#x017F;olches ein innerlich drin-<lb/>
gender Schmertz thun/ welches al&#x017F;o ausbluten muß<lb/>
mit Thra&#x0364;nen: Treibt nun Hertzeleid/ Seelenbedruk<lb/>
und Creutzesang&#x017F;t uns die Thra&#x0364;nen heraus/ und al&#x017F;o der<lb/>
innerliche Ang&#x017F;tbrunne durch eu&#x017F;&#x017F;erlichen Ausbruch wil<lb/>
Linderung &#x017F;uchen/ wie man dan weiß/ daß man von &#x017F;ei-<lb/>
nem Unglu&#x0364;kke oftmahls ein Stu&#x0364;kke abweinen/ und das<lb/>
Hertz durch milde Thra&#x0364;nen erleichteren/ und in etwas<lb/>
zu einem Tro&#x017F;te aufrichten kan.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">Sedatur lacrymis, egeriturq&#x0301;ue dolor,</hi> nennet es<lb/><hi rendition="#aq">Ovidius:</hi> Welches hier in der Welt/ &#x017F;o lange un&#x017F;ere<lb/>
Thra&#x0364;nen Wangenab herrinnen/ und das beklummene<lb/>
Hertz dadurch in etwas ab&#x017F;pu&#x0364;len ko&#x0364;nnen/ ungebra&#x0364;uch-<lb/>
lich eben nicht i&#x017F;t; Was aber die Ho&#x0364;llen Ang&#x017F;t werde<lb/>
fu&#x0364;r Thra&#x0364;nen austreiben/ und hervor pre&#x017F;&#x017F;en/ und was<lb/>
fu&#x0364;r ein Geheul werde in der Ho&#x0364;lle &#x017F;ein/ O das wird eine<lb/>
gantz andere er&#x017F;chreklich&#x017F;te Weinens Art &#x017F;ein/ davon her-<lb/>
nach mit mehren.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">L</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Thra&#x0364;-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[161/0229] der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes. XLVIII. Hoͤllen Angſt treibt Thraͤnen aus/ die nicht Wangenab herrinnen/ Und durch Ausbruch Linderung dem Angſt- Brunnen abgewinnen; Thraͤnen ſind es Funkengleich/ Flammenflok- ken/ Qwaalgebruͤt/ Dieſes iſt der Thraͤnen Bach/ der alsdan aus Augen gluͤet. Hoͤllen Angſt treibt Thraͤnen aus) Heiſſe Thraͤnen ſind gleichſam das Blut einer verwundten Seele/ lacrymæ ſunt ſanguis animi vulnerati: Wird unſer Gemuͤht verwundt/ muß ſolches ein innerlich drin- gender Schmertz thun/ welches alſo ausbluten muß mit Thraͤnen: Treibt nun Hertzeleid/ Seelenbedruk und Creutzesangſt uns die Thraͤnen heraus/ und alſo der innerliche Angſtbrunne durch euſſerlichen Ausbruch wil Linderung ſuchen/ wie man dan weiß/ daß man von ſei- nem Ungluͤkke oftmahls ein Stuͤkke abweinen/ und das Hertz durch milde Thraͤnen erleichteren/ und in etwas zu einem Troſte aufrichten kan. Sedatur lacrymis, egeriturq́ue dolor, nennet es Ovidius: Welches hier in der Welt/ ſo lange unſere Thraͤnen Wangenab herrinnen/ und das beklummene Hertz dadurch in etwas abſpuͤlen koͤnnen/ ungebraͤuch- lich eben nicht iſt; Was aber die Hoͤllen Angſt werde fuͤr Thraͤnen austreiben/ und hervor preſſen/ und was fuͤr ein Geheul werde in der Hoͤlle ſein/ O das wird eine gantz andere erſchreklichſte Weinens Art ſein/ davon her- nach mit mehren. Thraͤ- L

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/229
Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/229>, abgerufen am 18.04.2024.