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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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Nachdenkliche Beschreibung
XLI.
WAn der Schmertz des Blasen Steins dich
hier unaufhörlich plaget/
Wan der Zahn des Zipperleins Gliederdurch
dich schmertzlich naget/
Augen-Kopf- und Zahneweh dich für schmer-
tzen sinnlos macht/
Und in stetem Schmertzenthum wer' ein gan-
tzes Jahr zubracht:


XLII.
DEnk/ O denk/ elender Mensch! wie würd
dich dis heftig qweelen/
Daß du Jahrlang hättest nicht einmahl Ruh
an Leib und Seelen/
Da doch nur ein Fingerlein Gottes Züchtigung
dich rührt/
Und ein Augenblikk es heist/ so als Leibesstraff
man spürt.


Ein Fingerlein Gottes Züchtigung.) Wo
Gottes Finger ist und gerühret wird/ daselbst ist die un-
abwendliche Allmacht selbst verhanden: Närrisch und
unbedachtsam ist es/ wan man pflegt in leiblichen
Schmertzen allhier zu sagen/ es were wie Höllen Pein/
es were dieser oder jener Schmertz ärger/ als Höllen-
Pein/ es möchte wol keine Qwaal in der Hölle so groß
sein/ als dieses oder jenes; Wie dan solche ungeduldige
mißbräuchliche Reden und Klag Worte oft gehöret wer-

den
Nachdenkliche Beſchreibung
XLI.
WAn der Schmertz des Blaſen Steins dich
hier unaufhoͤrlich plaget/
Wan der Zahn des Zipperleins Gliederdurch
dich ſchmertzlich naget/
Augen-Kopf- und Zahneweh dich fuͤr ſchmer-
tzen ſinnlos macht/
Und in ſtetem Schmertzenthum wer’ ein gan-
tzes Jahr zubracht:


XLII.
DEnk/ O denk/ elender Menſch! wie wuͤrd
dich dis heftig qweelen/
Daß du Jahrlang haͤtteſt nicht einmahl Ruh
an Leib und Seelen/
Da doch nur ein Fingerlein Gottes Zuͤchtigung
dich ruͤhrt/
Und ein Augenblikk es heiſt/ ſo als Leibesſtraff
man ſpuͤrt.


Ein Fingerlein Gottes Zuͤchtigung.) Wo
Gottes Finger iſt und geruͤhret wird/ daſelbſt iſt die un-
abwendliche Allmacht ſelbſt verhanden: Naͤrriſch und
unbedachtſam iſt es/ wan man pflegt in leiblichen
Schmertzen allhier zu ſagen/ es were wie Hoͤllen Pein/
es were dieſer oder jener Schmertz aͤrger/ als Hoͤllen-
Pein/ es moͤchte wol keine Qwaal in der Hoͤlle ſo groß
ſein/ als dieſes oder jenes; Wie dan ſolche ungeduldige
mißbraͤuchliche Reden und Klag Worte oft gehoͤret wer-

den
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[150/0218] Nachdenkliche Beſchreibung XLI. WAn der Schmertz des Blaſen Steins dich hier unaufhoͤrlich plaget/ Wan der Zahn des Zipperleins Gliederdurch dich ſchmertzlich naget/ Augen-Kopf- und Zahneweh dich fuͤr ſchmer- tzen ſinnlos macht/ Und in ſtetem Schmertzenthum wer’ ein gan- tzes Jahr zubracht: XLII. DEnk/ O denk/ elender Menſch! wie wuͤrd dich dis heftig qweelen/ Daß du Jahrlang haͤtteſt nicht einmahl Ruh an Leib und Seelen/ Da doch nur ein Fingerlein Gottes Zuͤchtigung dich ruͤhrt/ Und ein Augenblikk es heiſt/ ſo als Leibesſtraff man ſpuͤrt. Ein Fingerlein Gottes Zuͤchtigung.) Wo Gottes Finger iſt und geruͤhret wird/ daſelbſt iſt die un- abwendliche Allmacht ſelbſt verhanden: Naͤrriſch und unbedachtſam iſt es/ wan man pflegt in leiblichen Schmertzen allhier zu ſagen/ es were wie Hoͤllen Pein/ es were dieſer oder jener Schmertz aͤrger/ als Hoͤllen- Pein/ es moͤchte wol keine Qwaal in der Hoͤlle ſo groß ſein/ als dieſes oder jenes; Wie dan ſolche ungeduldige mißbraͤuchliche Reden und Klag Worte oft gehoͤret wer- den

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/218>, abgerufen am 29.03.2024.