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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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der Hölle und Höllischen Zustandes.
Wer die grausamst' Ewigkeit/
Höllen Pein und Höllenleid
Recht betrachtet hier auf Erden/
Möchte wol unsinnig werden:
Zwar unsinnig nicht sein sol/
Leidmuhtsinnig aber wol
Es betrachten und besinnen/
Abscheu dafür zu gewinnen.

Je länger Jahr und Zeit/ je mehr sich der
Anfang doch immer-immerfort erneut)
Man
hat nun bißhero gnugsam/ und manchem etwa zum Ver-
druß/ vor Augen gestellet was Höllenqwaal/ wie lange
wehre Höllenqwaal/ und zwar mit Worten/ so etzliche
Arten der Marter und der Marterzeiten in sich halten/
und weil von hunderten/ von tausenden/ von hundert
tausenden/ von Millionen und Millionen-tausendten
man nicht weiter sagen wil noch kan/ so schleust sich end-
lich dieser Reimschluß mit dieser Meinung wegen vor-
zustellender Ewigkeit/
je mehr man solche lange Zei-
ten und Jahre nach aller Anzahl erzehle/ und erzehlen
würde/ je mehr sich immer-immerfort der Anfang der
erste Anfang/ und als das erste Augenblikk sich er-
neuere/
wieder neu würde/ wieder jung würde/ wieder
anfinge/ daraus man endlich nachdenken und nachsin-
nen kan der endelosen Ewigkeit.

Quamvis nemo hominum aeternitatem sic ani-
mo conceperit, ut, quid ipsa sit, liquido possit dice-
re, ejus tamen immensitatem similitudinibus & pi-
cturis, quasi quibusdam umbrarum lineis licet propo-
nere. Umbra prorsus est & umbrarun umbra, quicquid
vel scribitur vel pingitur de aeternitate: Neque e-
nim omnia tempora in unum coacervata, ejus latitu-
dinem exhaurient: non horae, non dies, non hebdo-

ma-
H v
der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes.
Wer die grauſamſt’ Ewigkeit/
Hoͤllen Pein und Hoͤllenleid
Recht betrachtet hier auf Erden/
Moͤchte wol unſinnig werden:
Zwar unſinnig nicht ſein ſol/
Leidmuhtſinnig aber wol
Es betrachten und beſinnen/
Abſcheu dafuͤr zu gewinnen.

Je laͤnger Jahr und Zeit/ je mehr ſich der
Anfang doch immer-immerfort erneut)
Man
hat nun bißhero gnugſam/ und manchem etwa zum Ver-
druß/ vor Augen geſtellet was Hoͤllenqwaal/ wie lange
wehre Hoͤllenqwaal/ und zwar mit Worten/ ſo etzliche
Arten der Marter und der Marterzeiten in ſich halten/
und weil von hunderten/ von tauſenden/ von hundert
tauſenden/ von Millionen und Millionen-tauſendten
man nicht weiter ſagen wil noch kan/ ſo ſchleuſt ſich end-
lich dieſer Reimſchluß mit dieſer Meinung wegen vor-
zuſtellender Ewigkeit/
je mehr man ſolche lange Zei-
ten und Jahre nach aller Anzahl erzehle/ und erzehlen
wuͤrde/ je mehr ſich immer-immerfort der Anfang der
erſte Anfang/ und als das erſte Augenblikk ſich er-
neuere/
wieder neu wuͤrde/ wieder jung wuͤrde/ wieder
anfinge/ daraus man endlich nachdenken und nachſin-
nen kan der endeloſen Ewigkeit.

Quamvis nemo hominum æternitatem ſic ani-
mo conceperit, ut, quid ipſa ſit, liquidò poſſit dice-
re, ejus tamen immenſitatem ſimilitudinibus & pi-
cturis, quaſi quibusdam umbrarum lineis licet propo-
nere. Umbra prorſus eſt & umbrarũ umbra, quicquid
vel ſcribitur vel pingitur de æternitate: Neque e-
nim omnia tempora in unum coacervata, ejus latitu-
dinem exhaurient: non horæ, non dies, non hebdo-

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[121/0189] der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes. Wer die grauſamſt’ Ewigkeit/ Hoͤllen Pein und Hoͤllenleid Recht betrachtet hier auf Erden/ Moͤchte wol unſinnig werden: Zwar unſinnig nicht ſein ſol/ Leidmuhtſinnig aber wol Es betrachten und beſinnen/ Abſcheu dafuͤr zu gewinnen. Je laͤnger Jahr und Zeit/ je mehr ſich der Anfang doch immer-immerfort erneut) Man hat nun bißhero gnugſam/ und manchem etwa zum Ver- druß/ vor Augen geſtellet was Hoͤllenqwaal/ wie lange wehre Hoͤllenqwaal/ und zwar mit Worten/ ſo etzliche Arten der Marter und der Marterzeiten in ſich halten/ und weil von hunderten/ von tauſenden/ von hundert tauſenden/ von Millionen und Millionen-tauſendten man nicht weiter ſagen wil noch kan/ ſo ſchleuſt ſich end- lich dieſer Reimſchluß mit dieſer Meinung wegen vor- zuſtellender Ewigkeit/ je mehr man ſolche lange Zei- ten und Jahre nach aller Anzahl erzehle/ und erzehlen wuͤrde/ je mehr ſich immer-immerfort der Anfang der erſte Anfang/ und als das erſte Augenblikk ſich er- neuere/ wieder neu wuͤrde/ wieder jung wuͤrde/ wieder anfinge/ daraus man endlich nachdenken und nachſin- nen kan der endeloſen Ewigkeit. Quamvis nemo hominum æternitatem ſic ani- mo conceperit, ut, quid ipſa ſit, liquidò poſſit dice- re, ejus tamen immenſitatem ſimilitudinibus & pi- cturis, quaſi quibusdam umbrarum lineis licet propo- nere. Umbra prorſus eſt & umbrarũ umbra, quicquid vel ſcribitur vel pingitur de æternitate: Neque e- nim omnia tempora in unum coacervata, ejus latitu- dinem exhaurient: non horæ, non dies, non hebdo- ma- H v

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/189>, abgerufen am 23.04.2024.