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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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Nachdenkliche Beschreibung
ter Mahler angewendete kunstreiche Arbeit/ mit eigent-
licher grausamer Vorstellung der Hölle und höllischen
Feurs; Dan wie die Poesis durch künstlich gefassete
Worte ins Hertz dringet/ also vermag der Mahler durch
künstlichen Pinsel das Auge anhalten/ und dadurch das
Hertz und Gewissen nicht weniger treffen. Seines
offenbaren grossen Nutzens würde es nicht ermangeln/
wan ein erfahrner und mit der Naturkunst begabter
künstlicher Sanderart diesen hier in seiner Pech-
Schwefel-Eisen- und Pfriemen Flammen elendigst und
ewig ligenden verdamten Menschen offentlich den Au-
gen vorstellen/ und also lebhaft ins Hertz und Gewissen
eindrükken würde/ daher mancher nützlicher Rükkdanke/
als der erste Puff und Stich zur Reu/ könte erwekket/
und die Lust zur Hölle abscheulich werden: Sonderlich
wan in Kirchen es öffentlich befindlich were/ da dan den
Augen das Anschauen/ auch dem Hertzen das Entfin-
den/ auch dem Gewissen das heimliche Erinnern nicht
würde verwehret werden können.

Jn den alten Sachsen Rechten Weich Bild art.
16. gl.
heisset es also: GOTT sitzet in seinem Gerichte
über den Richter und über die Schöppen/ darum sol ein
jeder Richter in dem Rahthause lassen mahlen/ das
strenge Gerichte Gottes. Welches auch also hin und
wieder in alten teutschen Rahtstuben und Hofgerichts-
stuben zu finden ist.



XXXI.

Nachdenkliche Beſchreibung
ter Mahler angewendete kunſtreiche Arbeit/ mit eigent-
licher grauſamer Vorſtellung der Hoͤlle und hoͤlliſchen
Feurs; Dan wie die Poeſis durch kuͤnſtlich gefaſſete
Worte ins Hertz dringet/ alſo vermag der Mahler durch
kuͤnſtlichen Pinſel das Auge anhalten/ und dadurch das
Hertz und Gewiſſen nicht weniger treffen. Seines
offenbaren groſſen Nutzens wuͤrde es nicht ermangeln/
wan ein erfahrner und mit der Naturkunſt begabter
kuͤnſtlicher Sanderart dieſen hier in ſeiner Pech-
Schwefel-Eiſen- und Pfriemen Flammen elendigſt und
ewig ligenden verdamten Menſchen offentlich den Au-
gen vorſtellen/ und alſo lebhaft ins Hertz und Gewiſſen
eindruͤkken wuͤrde/ daher mancher nuͤtzlicher Ruͤkkdanke/
als der erſte Puff und Stich zur Reu/ koͤnte erwekket/
und die Luſt zur Hoͤlle abſcheulich werden: Sonderlich
wan in Kirchen es oͤffentlich befindlich were/ da dan den
Augen das Anſchauen/ auch dem Hertzen das Entfin-
den/ auch dem Gewiſſen das heimliche Erinnern nicht
wuͤrde verwehret werden koͤnnen.

Jn den alten Sachſen Rechten Weich Bild art.
16. gl.
heiſſet es alſo: GOTT ſitzet in ſeinem Gerichte
uͤber den Richter und uͤber die Schoͤppen/ darum ſol ein
jeder Richter in dem Rahthauſe laſſen mahlen/ das
ſtrenge Gerichte Gottes. Welches auch alſo hin und
wieder in alten teutſchen Rahtſtuben und Hofgerichts-
ſtuben zu finden iſt.



XXXI.
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[118/0186] Nachdenkliche Beſchreibung ter Mahler angewendete kunſtreiche Arbeit/ mit eigent- licher grauſamer Vorſtellung der Hoͤlle und hoͤlliſchen Feurs; Dan wie die Poeſis durch kuͤnſtlich gefaſſete Worte ins Hertz dringet/ alſo vermag der Mahler durch kuͤnſtlichen Pinſel das Auge anhalten/ und dadurch das Hertz und Gewiſſen nicht weniger treffen. Seines offenbaren groſſen Nutzens wuͤrde es nicht ermangeln/ wan ein erfahrner und mit der Naturkunſt begabter kuͤnſtlicher Sanderart dieſen hier in ſeiner Pech- Schwefel-Eiſen- und Pfriemen Flammen elendigſt und ewig ligenden verdamten Menſchen offentlich den Au- gen vorſtellen/ und alſo lebhaft ins Hertz und Gewiſſen eindruͤkken wuͤrde/ daher mancher nuͤtzlicher Ruͤkkdanke/ als der erſte Puff und Stich zur Reu/ koͤnte erwekket/ und die Luſt zur Hoͤlle abſcheulich werden: Sonderlich wan in Kirchen es oͤffentlich befindlich were/ da dan den Augen das Anſchauen/ auch dem Hertzen das Entfin- den/ auch dem Gewiſſen das heimliche Erinnern nicht wuͤrde verwehret werden koͤnnen. Jn den alten Sachſen Rechten Weich Bild art. 16. gl. heiſſet es alſo: GOTT ſitzet in ſeinem Gerichte uͤber den Richter und uͤber die Schoͤppen/ darum ſol ein jeder Richter in dem Rahthauſe laſſen mahlen/ das ſtrenge Gerichte Gottes. Welches auch alſo hin und wieder in alten teutſchen Rahtſtuben und Hofgerichts- ſtuben zu finden iſt. XXXI.

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/186>, abgerufen am 24.04.2024.