Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

der Hölle und Höllischen Zustandes.

Und verbrent an ihnen doch etwas im ge-
ringsten nicht) Was ins Feur kommt/ kommet so
fort zur Enderung/ und zu seinem Untergange: Gleich
wie allhier Leib und Seel solcher gestalt vereiniget sein/
daß sie können zusammen sündigen/ so ist ihre Verei-
nigung doch nicht also bewandt/ daß sie durch eine Leib-
esstraffe/ und sonderlich durchs Feur nicht solten kön-
nen so fort getrennet/ und solcher Vereinigungsband
aufgelöset werden; welches aber dorten in der Hölle ei-
nen gantz andern Zustand gewinnen/ und Leib und Seel
der Verdamten mit einer solchen unzertrennlichen Kette
werden ewiglich und unzertrennlich vereiniget und durch-
knüpfet sein/ daß keine Trennung oder Scheidung/ kein
Abgang oder Untergang/ kein Sterben oder Verderben
mehr verhanden sein wird/ noch verhanden sein kan.
Was den Leib tödlich schmertzet und martert/ greift die
Seel zugleich mit an/ verwikkelt sie beide zu peinlicher Er-
leidung und bleibender ewigwehrender Lebhaftigkeit:
Was die Seele tödlich kränket und qweelet/ greiffet den
Leib zugleich mit an/ verwikkelt nicht weniger sie beide zu
gleichmässiger peinlicher Erleidung und bleibender ewig-
wehrender Lebhaftigkeit: Also was den Leib schmertz-
et/ kränket zugleich den Leib und Seel; Was auch
die Seel betrübt/ qweelet zugleich die Seel und den
Leib.

Werden also die Leiber der Verdamten unsterb-
lich/ unverderblich und unvergänglich sein und bleiben/
aber O weh! zu immer-sterbender Unsterbligkeit/ zu
immer-verderbender Unverderblichkeit/ zu immer-verge-
hender Unvergänglichkeit: Welches Chrysostomus
Homil. 1. de resur. also ausdeutet: Hic autem honor
(immortalitatis & incorruptibilitatis) fomentum &
viaticum ipsis erit suppliciorum et vindictae: incor-
ruptibilia enim resurgent, ut semper urantur.

F iij

der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes.

Und verbrent an ihnen doch etwas im ge-
ringſten nicht) Was ins Feur kommt/ kommet ſo
fort zur Enderung/ und zu ſeinem Untergange: Gleich
wie allhier Leib und Seel ſolcher geſtalt vereiniget ſein/
daß ſie koͤnnen zuſammen ſuͤndigen/ ſo iſt ihre Verei-
nigung doch nicht alſo bewandt/ daß ſie durch eine Leib-
esſtraffe/ und ſonderlich durchs Feur nicht ſolten koͤn-
nen ſo fort getrennet/ und ſolcheꝛ Vereinigungsband
aufgeloͤſet werden; welches aber dorten in der Hoͤlle ei-
nen gantz andern Zuſtand gewinnen/ und Leib und Seel
der Verdamten mit einer ſolchen unzertrennlichen Kette
werden ewiglich und unzertreñlich vereiniget und durch-
knuͤpfet ſein/ daß keine Trennung oder Scheidung/ kein
Abgang oder Untergang/ kein Sterben oder Verderben
mehr verhanden ſein wird/ noch verhanden ſein kan.
Was den Leib toͤdlich ſchmertzet und martert/ greift die
Seel zugleich mit an/ verwikkelt ſie beide zu peinlicher Er-
leidung und bleibender ewigwehrender Lebhaftigkeit:
Was die Seele toͤdlich kraͤnket und qweelet/ greiffet den
Leib zugleich mit an/ verwikkelt nicht weniger ſie beide zu
gleichmaͤſſiger peinlicher Erleidung und bleibender ewig-
wehrender Lebhaftigkeit: Alſo was den Leib ſchmertz-
et/ kraͤnket zugleich den Leib und Seel; Was auch
die Seel betruͤbt/ qweelet zugleich die Seel und den
Leib.

Werden alſo die Leiber der Verdamten unſterb-
lich/ unverderblich und unvergaͤnglich ſein und bleiben/
aber O weh! zu immer-ſterbender Unſterbligkeit/ zu
immer-verderbender Unverderblichkeit/ zu immer-verge-
hender Unvergaͤnglichkeit: Welches Chryſoſtomus
Homil. 1. de reſur. alſo ausdeutet: Hic autem honor
(immortalitatis & incorruptibilitatis) fomentum &
viaticum ipſis erit ſuppliciorum et vindictæ: incor-
ruptibilia enim reſurgent, ut ſemper urantur.

F iij

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0153" n="85"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">der Ho&#x0364;lle und Ho&#x0364;lli&#x017F;chen Zu&#x017F;tandes.</hi> </fw><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Und verbrent an ihnen doch etwas im ge-<lb/>
ring&#x017F;ten nicht</hi>) Was ins Feur kommt/ kommet &#x017F;o<lb/>
fort zur Enderung/ und zu &#x017F;einem Untergange: Gleich<lb/>
wie allhier Leib und Seel &#x017F;olcher ge&#x017F;talt vereiniget &#x017F;ein/<lb/>
daß &#x017F;ie ko&#x0364;nnen <hi rendition="#fr">zu&#x017F;ammen &#x017F;u&#x0364;ndigen/</hi> &#x017F;o i&#x017F;t ihre Verei-<lb/>
nigung doch nicht al&#x017F;o bewandt/ daß &#x017F;ie durch eine Leib-<lb/>
es&#x017F;traffe/ und &#x017F;onderlich durchs Feur nicht &#x017F;olten ko&#x0364;n-<lb/>
nen &#x017F;o fort <hi rendition="#fr">getrennet/</hi> und &#x017F;olche&#xA75B; <hi rendition="#fr">Vereinigungsband</hi><lb/>
aufgelo&#x0364;&#x017F;et werden; welches aber dorten in der Ho&#x0364;lle ei-<lb/>
nen gantz andern Zu&#x017F;tand gewinnen/ und Leib und Seel<lb/>
der Verdamten mit einer &#x017F;olchen unzertrennlichen Kette<lb/>
werden ewiglich und unzertren&#x0303;lich vereiniget und durch-<lb/>
knu&#x0364;pfet &#x017F;ein/ daß keine Trennung oder Scheidung/ kein<lb/>
Abgang oder Untergang/ kein Sterben oder Verderben<lb/>
mehr verhanden &#x017F;ein wird/ noch verhanden &#x017F;ein kan.<lb/>
Was den Leib to&#x0364;dlich &#x017F;chmertzet und martert/ greift die<lb/>
Seel zugleich mit an/ verwikkelt &#x017F;ie beide zu peinlicher Er-<lb/>
leidung und bleibender ewigwehrender Lebhaftigkeit:<lb/>
Was die Seele to&#x0364;dlich kra&#x0364;nket und qweelet/ greiffet den<lb/>
Leib zugleich mit an/ verwikkelt nicht weniger &#x017F;ie beide zu<lb/>
gleichma&#x0364;&#x017F;&#x017F;iger peinlicher Erleidung und bleibender ewig-<lb/>
wehrender Lebhaftigkeit: Al&#x017F;o was den <hi rendition="#fr">Leib</hi> &#x017F;chmertz-<lb/>
et/ kra&#x0364;nket zugleich den <hi rendition="#fr">Leib</hi> und <hi rendition="#fr">Seel;</hi> Was auch<lb/>
die <hi rendition="#fr">Seel</hi> betru&#x0364;bt/ qweelet zugleich die <hi rendition="#fr">Seel</hi> und den<lb/><hi rendition="#fr">Leib.</hi></p><lb/>
          <p>Werden al&#x017F;o die Leiber der Verdamten un&#x017F;terb-<lb/>
lich/ unverderblich und unverga&#x0364;nglich &#x017F;ein und bleiben/<lb/>
aber O weh! zu immer-&#x017F;terbender Un&#x017F;terbligkeit/ zu<lb/>
immer-verderbender Unverderblichkeit/ zu immer-verge-<lb/>
hender Unverga&#x0364;nglichkeit: Welches <hi rendition="#aq">Chry&#x017F;o&#x017F;tomus<lb/>
Homil. 1. de re&#x017F;ur.</hi> al&#x017F;o ausdeutet: <hi rendition="#aq">Hic autem honor<lb/>
(immortalitatis &amp; incorruptibilitatis) fomentum &amp;<lb/>
viaticum ip&#x017F;is erit &#x017F;uppliciorum et vindictæ: incor-<lb/>
ruptibilia enim re&#x017F;urgent, ut &#x017F;emper urantur.</hi></p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">F iij</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">In</hi> </hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[85/0153] der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes. Und verbrent an ihnen doch etwas im ge- ringſten nicht) Was ins Feur kommt/ kommet ſo fort zur Enderung/ und zu ſeinem Untergange: Gleich wie allhier Leib und Seel ſolcher geſtalt vereiniget ſein/ daß ſie koͤnnen zuſammen ſuͤndigen/ ſo iſt ihre Verei- nigung doch nicht alſo bewandt/ daß ſie durch eine Leib- esſtraffe/ und ſonderlich durchs Feur nicht ſolten koͤn- nen ſo fort getrennet/ und ſolcheꝛ Vereinigungsband aufgeloͤſet werden; welches aber dorten in der Hoͤlle ei- nen gantz andern Zuſtand gewinnen/ und Leib und Seel der Verdamten mit einer ſolchen unzertrennlichen Kette werden ewiglich und unzertreñlich vereiniget und durch- knuͤpfet ſein/ daß keine Trennung oder Scheidung/ kein Abgang oder Untergang/ kein Sterben oder Verderben mehr verhanden ſein wird/ noch verhanden ſein kan. Was den Leib toͤdlich ſchmertzet und martert/ greift die Seel zugleich mit an/ verwikkelt ſie beide zu peinlicher Er- leidung und bleibender ewigwehrender Lebhaftigkeit: Was die Seele toͤdlich kraͤnket und qweelet/ greiffet den Leib zugleich mit an/ verwikkelt nicht weniger ſie beide zu gleichmaͤſſiger peinlicher Erleidung und bleibender ewig- wehrender Lebhaftigkeit: Alſo was den Leib ſchmertz- et/ kraͤnket zugleich den Leib und Seel; Was auch die Seel betruͤbt/ qweelet zugleich die Seel und den Leib. Werden alſo die Leiber der Verdamten unſterb- lich/ unverderblich und unvergaͤnglich ſein und bleiben/ aber O weh! zu immer-ſterbender Unſterbligkeit/ zu immer-verderbender Unverderblichkeit/ zu immer-verge- hender Unvergaͤnglichkeit: Welches Chryſoſtomus Homil. 1. de reſur. alſo ausdeutet: Hic autem honor (immortalitatis & incorruptibilitatis) fomentum & viaticum ipſis erit ſuppliciorum et vindictæ: incor- ruptibilia enim reſurgent, ut ſemper urantur. In F iij

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/153
Zitationshilfe:	Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/153>, abgerufen am 20.04.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.