Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

Bild:
<< vorherige Seite

Nachdenkliche Beschreibung
zwar brennen/ aber nichts verbrennen/ werden eben nicht
leuchten und hellscheinend sein/ werden aber glintzeren/
und zur Anschauung der Marter und Pein dennoch An-
blikk und Liecht gnugsam verleihen: Und wie das Fin-
stere hier in der Welt unangenehm ist/ und Schrekniß
verursachet/ also wird die Finsterniß in der Hölle unver-
gleichlich vielmehr schreklicher und abscheulicher sein.
Mit Ketten der Finsterniß werden die Verdamten durch
und durch gebunden und ewig in den allerschreklichsten
dunkelen Qwaalstand gleichsam angeschmiedet sein.
Des Chrysostomi Rede hiervon tom. 5. Paraenes. prior.
ad Theod.
sind unter andern diese: Plorabimus omnes
tristissime flamma nobis vehementius incumbente.
Neminem videbimus praeter condemnatos nobis-
cum & immanem solitudinem. Quis potest verbis
consequi, quam formidabiles pavores a tenebris
exorientur, quae in animis nostris extabunt? Quem-
admodum ignis illis non habet vim resolvendi, sic
nec lucere potest: alioquin non essent tenebrae. Hu-
jusmodi igitur pavorem a tenebris, tremorem, so-
litudinem, membrorum attonitum stuporem addu-
cere sufficit una illius temporis ratio.

Durch sichtbares Trauerbild allerseits sich
mit einhüllet.
) Gleich wie unter andern Freuden so
die Auserwehlten in dem himmlischen Jerusalem ge-
niessen sollen/ dieses gesetzt wird Apoc. c. 21. v. 35. cap.
22. v.
5. Daß keine Nacht/ und also kein dunkeles
noch finsteres daselbst sein werde/ also sagt hergegen
Petrus 2. Epist. c. 2. v. 17. daß in der Hölle werde ver-
handen sein eine dunkele Finsterniß in Ewigkeit:
Und Jud. v. 13. heisset es/ wie den Verdamten behalten
sei das Dunckel der Finsterniß in Ewigkeit. Christus
selbst auch saget/ Matth. 8. v. 12. wie sie sollen ausge-
stossen sein in die Finsterniß. Woher allerseits wol

zu

Nachdenkliche Beſchreibung
zwar brennen/ aber nichts verbrennen/ werden eben nicht
leuchten und hellſcheinend ſein/ werden aber glintzeren/
und zur Anſchauung der Marter und Pein dennoch An-
blikk und Liecht gnugſam verleihen: Und wie das Fin-
ſtere hier in der Welt unangenehm iſt/ und Schrekniß
verurſachet/ alſo wird die Finſterniß in der Hoͤlle unver-
gleichlich vielmehr ſchreklicher und abſcheulicher ſein.
Mit Ketten der Finſterniß werden die Verdamten durch
und durch gebunden und ewig in den allerſchreklichſten
dunkelen Qwaalſtand gleichſam angeſchmiedet ſein.
Des Chryſoſtomi Rede hiervon tom. 5. Parænes. prior.
ad Theod.
ſind unter andern dieſe: Plorabimus omnes
triſtiſſimè flamma nobis vehementius incumbente.
Neminem videbimus præter condemnatos nobiſ-
cum & immanem ſolitudinem. Quis poteſt verbis
conſequi, quam formidabiles pavores à tenebris
exorientur, quæ in animis noſtris extabunt? Quem-
admodum ignis illis non habet vim reſolvendi, ſic
nec lucere poteſt: alioquin non eſſent tenebræ. Hu-
jusmodi igitur pavorem à tenebris, tremorem, ſo-
litudinem, membrorum attonitum ſtuporem addu-
cere ſufficit una illius temporis ratio.

Durch ſichtbares Trauerbild allerſeits ſich
mit einhuͤllet.
) Gleich wie unter andern Freuden ſo
die Auserwehlten in dem himmliſchen Jeruſalem ge-
nieſſen ſollen/ dieſes geſetzt wird Apoc. c. 21. v. 35. cap.
22. v.
5. Daß keine Nacht/ und alſo kein dunkeles
noch finſteres daſelbſt ſein werde/ alſo ſagt hergegen
Petrus 2. Epiſt. c. 2. v. 17. daß in der Hoͤlle werde ver-
handen ſein eine dunkele Finſterniß in Ewigkeit:
Und Jud. v. 13. heiſſet es/ wie den Verdamten behalten
ſei das Dunckel der Finſterniß in Ewigkeit. Chriſtus
ſelbſt auch ſaget/ Matth. 8. v. 12. wie ſie ſollen ausge-
ſtoſſen ſein in die Finſterniß. Woher allerſeits wol

zu
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0134" n="66"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Nachdenkliche Be&#x017F;chreibung</hi></fw><lb/>
zwar brennen/ aber nichts verbrennen/ werden eben nicht<lb/>
leuchten und hell&#x017F;cheinend &#x017F;ein/ werden aber glintzeren/<lb/>
und zur An&#x017F;chauung der Marter und Pein dennoch An-<lb/>
blikk und Liecht gnug&#x017F;am verleihen: Und wie das Fin-<lb/>
&#x017F;tere hier in der Welt unangenehm i&#x017F;t/ und Schrekniß<lb/>
verur&#x017F;achet/ al&#x017F;o wird die Fin&#x017F;terniß in der Ho&#x0364;lle unver-<lb/>
gleichlich vielmehr &#x017F;chreklicher und ab&#x017F;cheulicher &#x017F;ein.<lb/>
Mit Ketten der Fin&#x017F;terniß werden die Verdamten durch<lb/>
und durch gebunden und ewig in den aller&#x017F;chreklich&#x017F;ten<lb/>
dunkelen Qwaal&#x017F;tand gleich&#x017F;am ange&#x017F;chmiedet &#x017F;ein.<lb/>
Des <hi rendition="#aq">Chry&#x017F;o&#x017F;tomi</hi> Rede hiervon <hi rendition="#aq">tom. 5. Parænes. prior.<lb/>
ad Theod.</hi> &#x017F;ind unter andern die&#x017F;e: <hi rendition="#aq">Plorabimus omnes<lb/>
tri&#x017F;ti&#x017F;&#x017F;imè flamma nobis vehementius incumbente.<lb/>
Neminem videbimus præter condemnatos nobi&#x017F;-<lb/>
cum &amp; immanem &#x017F;olitudinem. Quis pote&#x017F;t verbis<lb/>
con&#x017F;equi, quam formidabiles pavores à tenebris<lb/>
exorientur, quæ in animis no&#x017F;tris extabunt? Quem-<lb/>
admodum ignis illis non habet vim re&#x017F;olvendi, &#x017F;ic<lb/>
nec lucere pote&#x017F;t: alioquin non e&#x017F;&#x017F;ent tenebræ. Hu-<lb/>
jusmodi igitur pavorem à tenebris, tremorem, &#x017F;o-<lb/>
litudinem, membrorum attonitum &#x017F;tuporem addu-<lb/>
cere &#x017F;ufficit una illius temporis ratio.</hi></p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Durch &#x017F;ichtbares Trauerbild aller&#x017F;eits &#x017F;ich<lb/>
mit einhu&#x0364;llet.</hi>) Gleich wie unter andern Freuden &#x017F;o<lb/>
die Auserwehlten in dem himmli&#x017F;chen Jeru&#x017F;alem ge-<lb/>
nie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ollen/ die&#x017F;es ge&#x017F;etzt wird <hi rendition="#aq">Apoc. c. 21. v. 35. cap.<lb/>
22. v.</hi> 5. Daß keine <hi rendition="#fr">Nacht/</hi> und al&#x017F;o kein <hi rendition="#fr">dunkeles</hi><lb/>
noch <hi rendition="#fr">fin&#x017F;teres</hi> da&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ein werde/ al&#x017F;o &#x017F;agt hergegen<lb/><hi rendition="#aq">Petrus 2. Epi&#x017F;t. c. 2. v.</hi> 17. daß in der Ho&#x0364;lle werde ver-<lb/>
handen &#x017F;ein eine <hi rendition="#fr">dunkele Fin&#x017F;terniß in Ewigkeit:</hi><lb/>
Und <hi rendition="#aq">Jud. v.</hi> 13. hei&#x017F;&#x017F;et es/ wie den Verdamten behalten<lb/>
&#x017F;ei das <hi rendition="#fr">Dunckel der Fin&#x017F;terniß</hi> in Ewigkeit. Chri&#x017F;tus<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t auch &#x017F;aget/ <hi rendition="#aq">Matth. 8. v.</hi> 12. wie &#x017F;ie &#x017F;ollen ausge-<lb/>
&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ein in die <hi rendition="#fr">Fin&#x017F;terniß.</hi> Woher aller&#x017F;eits wol<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[66/0134] Nachdenkliche Beſchreibung zwar brennen/ aber nichts verbrennen/ werden eben nicht leuchten und hellſcheinend ſein/ werden aber glintzeren/ und zur Anſchauung der Marter und Pein dennoch An- blikk und Liecht gnugſam verleihen: Und wie das Fin- ſtere hier in der Welt unangenehm iſt/ und Schrekniß verurſachet/ alſo wird die Finſterniß in der Hoͤlle unver- gleichlich vielmehr ſchreklicher und abſcheulicher ſein. Mit Ketten der Finſterniß werden die Verdamten durch und durch gebunden und ewig in den allerſchreklichſten dunkelen Qwaalſtand gleichſam angeſchmiedet ſein. Des Chryſoſtomi Rede hiervon tom. 5. Parænes. prior. ad Theod. ſind unter andern dieſe: Plorabimus omnes triſtiſſimè flamma nobis vehementius incumbente. Neminem videbimus præter condemnatos nobiſ- cum & immanem ſolitudinem. Quis poteſt verbis conſequi, quam formidabiles pavores à tenebris exorientur, quæ in animis noſtris extabunt? Quem- admodum ignis illis non habet vim reſolvendi, ſic nec lucere poteſt: alioquin non eſſent tenebræ. Hu- jusmodi igitur pavorem à tenebris, tremorem, ſo- litudinem, membrorum attonitum ſtuporem addu- cere ſufficit una illius temporis ratio. Durch ſichtbares Trauerbild allerſeits ſich mit einhuͤllet.) Gleich wie unter andern Freuden ſo die Auserwehlten in dem himmliſchen Jeruſalem ge- nieſſen ſollen/ dieſes geſetzt wird Apoc. c. 21. v. 35. cap. 22. v. 5. Daß keine Nacht/ und alſo kein dunkeles noch finſteres daſelbſt ſein werde/ alſo ſagt hergegen Petrus 2. Epiſt. c. 2. v. 17. daß in der Hoͤlle werde ver- handen ſein eine dunkele Finſterniß in Ewigkeit: Und Jud. v. 13. heiſſet es/ wie den Verdamten behalten ſei das Dunckel der Finſterniß in Ewigkeit. Chriſtus ſelbſt auch ſaget/ Matth. 8. v. 12. wie ſie ſollen ausge- ſtoſſen ſein in die Finſterniß. Woher allerſeits wol zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/134
Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/134>, abgerufen am 28.03.2024.