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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822.

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vor, dessen Hände die Treue zusammen gibt.
Faccius gedenkt bewundernd der täuschenden Per-
spective eines von Johann van Eyck dargestellten
Bibliothek-Zimmers, und setzt hinzu: "auf
"der äußern Seite derselben Tafel ist Baptista
"Lommellinus gemalt, dem sie (die Bibliothek)
"zugehört hatte, und dem nur die Stimme zu
"fehlen scheint und sein geliebtes Weib, genau
"so schön abgebildet als sie war; zwischen beiden
"fällt ein Sonnenstrahl, wie durch eine Ritze
"herein, den man für wahren Sonenschein halten
"möchte."

Vasari gedenkt der Abbildung eines Badezim-
mers, welche ebenfalls König Alfonso von Neapel
von Johann van Eyck erhielt, und die ein Wunder
naturgetreuer Darstellung gewesen seyn muß. Wahr-
scheinlich ist es dieselbe, welche Faccius als das
Eigenthum des Kardinals Octavian folgendermaßen
beschreibt: "Du siehst schöne Frauen, wie sie
aus dem Bade steigen, und, merklich erröthend,
sich mit einem feinen Tuche bedecken; eine davon
stellte er so, daß nur Gesicht und Brust gesehen


vor, deſſen Hände die Treue zuſammen gibt.
Faccius gedenkt bewundernd der täuſchenden Per-
ſpective eines von Johann van Eyck dargeſtellten
Bibliothek-Zimmers, und ſetzt hinzu: „auf
„der äußern Seite derſelben Tafel iſt Baptiſta
„Lommellinus gemalt, dem ſie (die Bibliothek)
„zugehört hatte, und dem nur die Stimme zu
„fehlen ſcheint und ſein geliebtes Weib, genau
„ſo ſchön abgebildet als ſie war; zwiſchen beiden
„fällt ein Sonnenſtrahl, wie durch eine Ritze
„herein, den man für wahren Sonenſchein halten
„möchte.“

Vaſari gedenkt der Abbildung eines Badezim-
mers, welche ebenfalls König Alfonſo von Neapel
von Johann van Eyck erhielt, und die ein Wunder
naturgetreuer Darſtellung geweſen ſeyn muß. Wahr-
ſcheinlich iſt es dieſelbe, welche Faccius als das
Eigenthum des Kardinals Octavian folgendermaßen
beſchreibt: „Du ſiehſt ſchöne Frauen, wie ſie
aus dem Bade ſteigen, und, merklich erröthend,
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[73/0085] vor, deſſen Hände die Treue zuſammen gibt. Faccius gedenkt bewundernd der täuſchenden Per- ſpective eines von Johann van Eyck dargeſtellten Bibliothek-Zimmers, und ſetzt hinzu: „auf „der äußern Seite derſelben Tafel iſt Baptiſta „Lommellinus gemalt, dem ſie (die Bibliothek) „zugehört hatte, und dem nur die Stimme zu „fehlen ſcheint und ſein geliebtes Weib, genau „ſo ſchön abgebildet als ſie war; zwiſchen beiden „fällt ein Sonnenſtrahl, wie durch eine Ritze „herein, den man für wahren Sonenſchein halten „möchte.“ Vaſari gedenkt der Abbildung eines Badezim- mers, welche ebenfalls König Alfonſo von Neapel von Johann van Eyck erhielt, und die ein Wunder naturgetreuer Darſtellung geweſen ſeyn muß. Wahr- ſcheinlich iſt es dieſelbe, welche Faccius als das Eigenthum des Kardinals Octavian folgendermaßen beſchreibt: „Du ſiehſt ſchöne Frauen, wie ſie aus dem Bade ſteigen, und, merklich erröthend, ſich mit einem feinen Tuche bedecken; eine davon ſtellte er ſo, daß nur Geſicht und Bruſt geſehen

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/85>, abgerufen am 25.04.2024.