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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822.

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"Dann wer diesem Mann wohlgewollt und um
"ihn geweßt, dem ist sie feind worden, das wahr-
"lich den Albrecht mit dem Höchsten bekümmert,
"und ihn unter die Erden bracht hat."

"Jch hab ihr seit seines Todes nie gesehen, sie
"auch nit zu mir wollen lassen, wiewohl ich ihr
"dennoch in viel Sachen hülflich geweßt bin, aber
"da ist kein Vertrauen. Wer ihr Widerpart hält,
"und nit aller Sach Recht gibt, der ist ihr verdächt-
"lich, dem wird sie auch alsbald feind, darum sie
"mir lieber weit von mir denn um mich ist."

"Es sind ja sie und ihr Schwester nit Bübinn,
"sondern wie ich nit zweifel, der Ehren fromm und
"ganz gottsfürchtig Frauen. Es sollt aber einer
"lieber ein Bübinn, die sich sonst freundlich hielt,
"haben, denn solch nagend, argwöhnig, und
"keifend fromm Frauen, bei der er weder Tag noch
"Nacht Ruhe oder Fried haben könnt. Aber wie
"dem, wir müssen die Sach Gott befehlen, der
"woll dem frommen Albrecht gnädig und barmherzig
"seyn, denn er hat wie ein frommer Biedermann
"gelebt, so ist er auch ganz christenlich und seeliglich


„Dann wer dieſem Mann wohlgewollt und um
„ihn geweßt, dem iſt ſie feind worden, das wahr-
„lich den Albrecht mit dem Höchſten bekümmert,
„und ihn unter die Erden bracht hat.“

„Jch hab ihr ſeit ſeines Todes nie geſehen, ſie
„auch nit zu mir wollen laſſen, wiewohl ich ihr
„dennoch in viel Sachen hülflich geweßt bin, aber
„da iſt kein Vertrauen. Wer ihr Widerpart hält,
„und nit aller Sach Recht gibt, der iſt ihr verdächt-
„lich, dem wird ſie auch alsbald feind, darum ſie
„mir lieber weit von mir denn um mich iſt.“

„Es ſind ja ſie und ihr Schweſter nit Bübinn,
„ſondern wie ich nit zweifel, der Ehren fromm und
„ganz gottsfürchtig Frauen. Es ſollt aber einer
„lieber ein Bübinn, die ſich ſonſt freundlich hielt,
„haben, denn ſolch nagend, argwöhnig, und
„keifend fromm Frauen, bei der er weder Tag noch
„Nacht Ruhe oder Fried haben könnt. Aber wie
„dem, wir müſſen die Sach Gott befehlen, der
„woll dem frommen Albrecht gnädig und barmherzig
„ſeyn, denn er hat wie ein frommer Biedermann
„gelebt, ſo iſt er auch ganz chriſtenlich und ſeeliglich

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[264/0276] „Dann wer dieſem Mann wohlgewollt und um „ihn geweßt, dem iſt ſie feind worden, das wahr- „lich den Albrecht mit dem Höchſten bekümmert, „und ihn unter die Erden bracht hat.“ „Jch hab ihr ſeit ſeines Todes nie geſehen, ſie „auch nit zu mir wollen laſſen, wiewohl ich ihr „dennoch in viel Sachen hülflich geweßt bin, aber „da iſt kein Vertrauen. Wer ihr Widerpart hält, „und nit aller Sach Recht gibt, der iſt ihr verdächt- „lich, dem wird ſie auch alsbald feind, darum ſie „mir lieber weit von mir denn um mich iſt.“ „Es ſind ja ſie und ihr Schweſter nit Bübinn, „ſondern wie ich nit zweifel, der Ehren fromm und „ganz gottsfürchtig Frauen. Es ſollt aber einer „lieber ein Bübinn, die ſich ſonſt freundlich hielt, „haben, denn ſolch nagend, argwöhnig, und „keifend fromm Frauen, bei der er weder Tag noch „Nacht Ruhe oder Fried haben könnt. Aber wie „dem, wir müſſen die Sach Gott befehlen, der „woll dem frommen Albrecht gnädig und barmherzig „ſeyn, denn er hat wie ein frommer Biedermann „gelebt, ſo iſt er auch ganz chriſtenlich und ſeeliglich

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/276>, abgerufen am 20.04.2024.