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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822.

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"loren, und dauert mich nichts höher, als daß er
"eines so hartseligen Todes gestorben ist, welchem
"ich nach dem Verhängniß Gottes niemand denn
"seiner Hausfrauen zusagen kann, die ihm sein
"Herz eingenagen, und dermaß gepeiniget hat,
"daß er sich desto schneller von hinnen gemacht hat,
"denn er war ausgedorrt wie ein Schaub, durft
"niendert keinen guten Muth mehr suchen, oder zu den
"Leuten gehn. Also hat das böse Weib sein Sorg,
"das ihn doch wahrlich nit Noth gethan hat. Zu
"dem hat sie ihm Tag und Nacht zu der Arbeit
"härtiglich gedrungen, allein darum daß er Geld
"verdient und ihr das ließ, so er starb. Denn sie
"allweg verderben hat wollen, wie sie dann noch
"thuet, unangesehen daß ihr Albrecht bis in die
"sechs tausend Gulden Werth gelassen hat. Aber
"da ist kein Genügen, und in Summa ist sie allein
"seines Todes ein Ursach."

"Jch hab sie selbst oft für ihr argwöhnig sträf-
"lich Wesen gebeten und sie gewarnet, auch ihr vor-
"hergesagt, was das Ende hievon seyn wird, aber
"damit hab ich nit anders denn Undank erlangt."


„loren, und dauert mich nichts höher, als daß er
„eines ſo hartſeligen Todes geſtorben iſt, welchem
„ich nach dem Verhängniß Gottes niemand denn
„ſeiner Hausfrauen zuſagen kann, die ihm ſein
„Herz eingenagen, und dermaß gepeiniget hat,
„daß er ſich deſto ſchneller von hinnen gemacht hat,
„denn er war ausgedorrt wie ein Schaub, durft
„niendert keinen guten Muth mehr ſuchen, oder zu den
„Leuten gehn. Alſo hat das böſe Weib ſein Sorg,
„das ihn doch wahrlich nit Noth gethan hat. Zu
„dem hat ſie ihm Tag und Nacht zu der Arbeit
„härtiglich gedrungen, allein darum daß er Geld
„verdient und ihr das ließ, ſo er ſtarb. Denn ſie
„allweg verderben hat wollen, wie ſie dann noch
„thuet, unangeſehen daß ihr Albrecht bis in die
„ſechs tauſend Gulden Werth gelaſſen hat. Aber
„da iſt kein Genügen, und in Summa iſt ſie allein
„ſeines Todes ein Urſach.“

„Jch hab ſie ſelbſt oft für ihr argwöhnig ſträf-
„lich Weſen gebeten und ſie gewarnet, auch ihr vor-
„hergeſagt, was das Ende hievon ſeyn wird, aber
„damit hab ich nit anders denn Undank erlangt.“

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[263/0275] „loren, und dauert mich nichts höher, als daß er „eines ſo hartſeligen Todes geſtorben iſt, welchem „ich nach dem Verhängniß Gottes niemand denn „ſeiner Hausfrauen zuſagen kann, die ihm ſein „Herz eingenagen, und dermaß gepeiniget hat, „daß er ſich deſto ſchneller von hinnen gemacht hat, „denn er war ausgedorrt wie ein Schaub, durft „niendert keinen guten Muth mehr ſuchen, oder zu den „Leuten gehn. Alſo hat das böſe Weib ſein Sorg, „das ihn doch wahrlich nit Noth gethan hat. Zu „dem hat ſie ihm Tag und Nacht zu der Arbeit „härtiglich gedrungen, allein darum daß er Geld „verdient und ihr das ließ, ſo er ſtarb. Denn ſie „allweg verderben hat wollen, wie ſie dann noch „thuet, unangeſehen daß ihr Albrecht bis in die „ſechs tauſend Gulden Werth gelaſſen hat. Aber „da iſt kein Genügen, und in Summa iſt ſie allein „ſeines Todes ein Urſach.“ „Jch hab ſie ſelbſt oft für ihr argwöhnig ſträf- „lich Weſen gebeten und ſie gewarnet, auch ihr vor- „hergeſagt, was das Ende hievon ſeyn wird, aber „damit hab ich nit anders denn Undank erlangt.“

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/275>, abgerufen am 28.03.2024.