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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822.

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so sind alle Gründe vorhanden, es für das Werk
dieses von seinen Zeitgenossen über Alle hoch ge-
gepriesenen Meisters Wilhelm zu halten.

Auf diesem aus einem Mittelbilde und zweien
Seitentafeln bestehenden Altar-Gemälde ist noch
immer keine Ahnung von Perspektive zu erblicken;
der reine, Alles abschließende Goldgrund, der mit
Stempeln gepreßte, mit Farben bunt ausgemalte
Teppich sind beibehalten, die Figuren des Mittel-
bildes, so wie auch die der Seitenbilder beziehen sich
auf die Mitte mit gewohnter Symmetrie; die
herkömmliche byzantinische Manier herrscht noch voll-
kommen, aber mit Lieblichkeit und Freiheit beachtet.
Die Anbetung der drei weisen Könige des Morgen-
landes, welche der helle Stern zur Hütte des neu-
gebornen Heilandes führte, ist auf der mittlern
Tafel dargestellt; auf einem der beiden Flügel
der heilige Gereon in hellglänzender prächtiger
Rüstung, ihm folgen die Ritter welche mit ihm
unter dem Kaiser Maximian für den christlichen
Glauben den Märtyrer-Tod litten; auf dem
zweiten Flügelbilde, in hoher Schönheit und An-


ſo ſind alle Gründe vorhanden, es für das Werk
dieſes von ſeinen Zeitgenoſſen über Alle hoch ge-
geprieſenen Meiſters Wilhelm zu halten.

Auf dieſem aus einem Mittelbilde und zweien
Seitentafeln beſtehenden Altar-Gemälde iſt noch
immer keine Ahnung von Perſpektive zu erblicken;
der reine, Alles abſchließende Goldgrund, der mit
Stempeln gepreßte, mit Farben bunt ausgemalte
Teppich ſind beibehalten, die Figuren des Mittel-
bildes, ſo wie auch die der Seitenbilder beziehen ſich
auf die Mitte mit gewohnter Symmetrie; die
herkömmliche byzantiniſche Manier herrſcht noch voll-
kommen, aber mit Lieblichkeit und Freiheit beachtet.
Die Anbetung der drei weiſen Könige des Morgen-
landes, welche der helle Stern zur Hütte des neu-
gebornen Heilandes führte, iſt auf der mittlern
Tafel dargeſtellt; auf einem der beiden Flügel
der heilige Gereon in hellglänzender prächtiger
Rüſtung, ihm folgen die Ritter welche mit ihm
unter dem Kaiſer Maximian für den chriſtlichen
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[14/0026] ſo ſind alle Gründe vorhanden, es für das Werk dieſes von ſeinen Zeitgenoſſen über Alle hoch ge- geprieſenen Meiſters Wilhelm zu halten. Auf dieſem aus einem Mittelbilde und zweien Seitentafeln beſtehenden Altar-Gemälde iſt noch immer keine Ahnung von Perſpektive zu erblicken; der reine, Alles abſchließende Goldgrund, der mit Stempeln gepreßte, mit Farben bunt ausgemalte Teppich ſind beibehalten, die Figuren des Mittel- bildes, ſo wie auch die der Seitenbilder beziehen ſich auf die Mitte mit gewohnter Symmetrie; die herkömmliche byzantiniſche Manier herrſcht noch voll- kommen, aber mit Lieblichkeit und Freiheit beachtet. Die Anbetung der drei weiſen Könige des Morgen- landes, welche der helle Stern zur Hütte des neu- gebornen Heilandes führte, iſt auf der mittlern Tafel dargeſtellt; auf einem der beiden Flügel der heilige Gereon in hellglänzender prächtiger Rüſtung, ihm folgen die Ritter welche mit ihm unter dem Kaiſer Maximian für den chriſtlichen Glauben den Märtyrer-Tod litten; auf dem zweiten Flügelbilde, in hoher Schönheit und An-

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/26>, abgerufen am 29.03.2024.