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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822.

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Lobsprüche verdienen konnte, welche Don Alonzo
Ponz jenen Gemälden in Miraflores gibt; der Vor-
namen des Meisters, die Wahl des Gegenstandes,
die Eigenschaften welche vorzugsweise an jenen
Tafeln gerühmt werden, Alles dient dazu, uns in
der Vermuthung zu bestärken, daß Hemling sie
wirklich malte. Vielleicht haben selbst die eben
erwähnten deutschen Baumeister, Johann, oder
dessen Sohn Simon von Köln, Hemling früher ge-
kannt und seinen Ruf nach Spanien veranlaßt.
Auch ist es sehr denkbar, daß der junge Philipp
von Spanien bei seiner Huldigung als Herzog von
Brabant, welche in Löwen selbst im Jahr 1494 vor
sich ging, den berühmten Hemling dort kennen
lernte und ihn mit sich nach Spanien führte, einem
Lande, wo auch späterhin die Meister seiner Schule
in hohen Ehren gehalten wurden.

Gewiß hatte der um das Jahr 1439 ge-
borne Hemling schon ein bedeutendes Alter erreicht,
als er die Reise nach Spanien unternahm, um
dort im Jahr 1499 vielleicht sein letztes Werk in
der Karthause von Miraflores zu vollenden. Seine


Lobſprüche verdienen konnte, welche Don Alonzo
Ponz jenen Gemälden in Miraflores gibt; der Vor-
namen des Meiſters, die Wahl des Gegenſtandes,
die Eigenſchaften welche vorzugsweiſe an jenen
Tafeln gerühmt werden, Alles dient dazu, uns in
der Vermuthung zu beſtärken, daß Hemling ſie
wirklich malte. Vielleicht haben ſelbſt die eben
erwähnten deutſchen Baumeiſter, Johann, oder
deſſen Sohn Simon von Köln, Hemling früher ge-
kannt und ſeinen Ruf nach Spanien veranlaßt.
Auch iſt es ſehr denkbar, daß der junge Philipp
von Spanien bei ſeiner Huldigung als Herzog von
Brabant, welche in Löwen ſelbſt im Jahr 1494 vor
ſich ging, den berühmten Hemling dort kennen
lernte und ihn mit ſich nach Spanien führte, einem
Lande, wo auch ſpäterhin die Meiſter ſeiner Schule
in hohen Ehren gehalten wurden.

Gewiß hatte der um das Jahr 1439 ge-
borne Hemling ſchon ein bedeutendes Alter erreicht,
als er die Reiſe nach Spanien unternahm, um
dort im Jahr 1499 vielleicht ſein letztes Werk in
der Karthauſe von Miraflores zu vollenden. Seine

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[174/0186] Lobſprüche verdienen konnte, welche Don Alonzo Ponz jenen Gemälden in Miraflores gibt; der Vor- namen des Meiſters, die Wahl des Gegenſtandes, die Eigenſchaften welche vorzugsweiſe an jenen Tafeln gerühmt werden, Alles dient dazu, uns in der Vermuthung zu beſtärken, daß Hemling ſie wirklich malte. Vielleicht haben ſelbſt die eben erwähnten deutſchen Baumeiſter, Johann, oder deſſen Sohn Simon von Köln, Hemling früher ge- kannt und ſeinen Ruf nach Spanien veranlaßt. Auch iſt es ſehr denkbar, daß der junge Philipp von Spanien bei ſeiner Huldigung als Herzog von Brabant, welche in Löwen ſelbſt im Jahr 1494 vor ſich ging, den berühmten Hemling dort kennen lernte und ihn mit ſich nach Spanien führte, einem Lande, wo auch ſpäterhin die Meiſter ſeiner Schule in hohen Ehren gehalten wurden. Gewiß hatte der um das Jahr 1439 ge- borne Hemling ſchon ein bedeutendes Alter erreicht, als er die Reiſe nach Spanien unternahm, um dort im Jahr 1499 vielleicht ſein letztes Werk in der Karthauſe von Miraflores zu vollenden. Seine

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/186>, abgerufen am 28.03.2024.