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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822.

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Die Fortsetzung der schönen reichen Landschaft
des Mittelbildes füllt den Hintergrund der beiden
zu diesem Gemälde gehörenden Flügelbilder, welche
man leider, wie schon erwähnt ward, in einem ganz
andern Lokal aufsuchen muß. Auf dem ersten der-
selben knieet der Donator und erhebt die schön ge-
formten Hände zum frommen Gebet. Er trägt
ein schwarzsamtnes mit Pelzwerk aufgeschlagnes
Kleid und schönes braunes Haar umgibt die angeneh-
men Züge des biedern Gesichts; keiner der berühm-
testen spätern Niederländer hat in Anmuth und
Wahrheit dieses so vollendete, und dabei so lebendige
Porträt übertroffen. Neben dem Betenden steht
dessen Schutzheiliger, der Evangelist Johannes,
himmlische Güte in dem schönen geistreichen Gesicht.
Sein weißer Mantel fällt von der Rechten zur
Linken in herrlichen Falten über das graue Gewand,
sein Haar fließt in schönen Locken ihm über die
Schultern hin. Ganz im Hintergrunde der Land-
schaft sieht man noch ein ganz kleines Figürchen dem
Prediger in der Wüste auf dem Mittelbilde zueilen.

Auf dem zweiten Flügelbilde knieet im Vor-


Die Fortſetzung der ſchönen reichen Landſchaft
des Mittelbildes füllt den Hintergrund der beiden
zu dieſem Gemälde gehörenden Flügelbilder, welche
man leider, wie ſchon erwähnt ward, in einem ganz
andern Lokal aufſuchen muß. Auf dem erſten der-
ſelben knieet der Donator und erhebt die ſchön ge-
formten Hände zum frommen Gebet. Er trägt
ein ſchwarzſamtnes mit Pelzwerk aufgeſchlagnes
Kleid und ſchönes braunes Haar umgibt die angeneh-
men Züge des biedern Geſichts; keiner der berühm-
teſten ſpätern Niederländer hat in Anmuth und
Wahrheit dieſes ſo vollendete, und dabei ſo lebendige
Porträt übertroffen. Neben dem Betenden ſteht
deſſen Schutzheiliger, der Evangeliſt Johannes,
himmliſche Güte in dem ſchönen geiſtreichen Geſicht.
Sein weißer Mantel fällt von der Rechten zur
Linken in herrlichen Falten über das graue Gewand,
ſein Haar fließt in ſchönen Locken ihm über die
Schultern hin. Ganz im Hintergrunde der Land-
ſchaft ſieht man noch ein ganz kleines Figürchen dem
Prediger in der Wüſte auf dem Mittelbilde zueilen.

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[149/0161] Die Fortſetzung der ſchönen reichen Landſchaft des Mittelbildes füllt den Hintergrund der beiden zu dieſem Gemälde gehörenden Flügelbilder, welche man leider, wie ſchon erwähnt ward, in einem ganz andern Lokal aufſuchen muß. Auf dem erſten der- ſelben knieet der Donator und erhebt die ſchön ge- formten Hände zum frommen Gebet. Er trägt ein ſchwarzſamtnes mit Pelzwerk aufgeſchlagnes Kleid und ſchönes braunes Haar umgibt die angeneh- men Züge des biedern Geſichts; keiner der berühm- teſten ſpätern Niederländer hat in Anmuth und Wahrheit dieſes ſo vollendete, und dabei ſo lebendige Porträt übertroffen. Neben dem Betenden ſteht deſſen Schutzheiliger, der Evangeliſt Johannes, himmliſche Güte in dem ſchönen geiſtreichen Geſicht. Sein weißer Mantel fällt von der Rechten zur Linken in herrlichen Falten über das graue Gewand, ſein Haar fließt in ſchönen Locken ihm über die Schultern hin. Ganz im Hintergrunde der Land- ſchaft ſieht man noch ein ganz kleines Figürchen dem Prediger in der Wüſte auf dem Mittelbilde zueilen. Auf dem zweiten Flügelbilde knieet im Vor-

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/161>, abgerufen am 29.03.2024.