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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822.

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erwähnt werden soll, sind augenscheinlich weder
in Jtalien noch in Flandern, wohl aber noch jetzt
an den Ufern des Rheines einheimisch zu finden.

Hemlings Leben fiel in eine trübe, wilde Zeit,
voller Streit, Zwietracht und Unheil aller Art, und
auch er konnte ihrer fürchterlichen Einwirkung nicht
entgehen. Wahrscheinlich zog er, im Gefolge Karls
des Kühnen, als Maler mit in das Feld gegen
die Schweizer. Johannes von Müller gibt uns in
seiner Geschichte der Schweiz eine Beschreibung der
fast unglaublichen Pracht und Herrlichkeit der Zu-
rüstungen jenes Fürsten zu diesem Kriege, zufolge
welcher der größte Theil seines Hofes und seine
ganze Dienerschaft den Herzog damals begleiten
mußte. Gewiß befanden sich mehrere Maler darunter,
denn sie durften in jener Zeit in keiner Hofhaltung
großer Herren fehlen. Und was wäre denn wohl
natürlicher anzunehmen, als daß der prachtliebende
Fürst den in seiner Hauptstadt ansäßigen, nach dem
Tode Johann van Eycks, größten Meister in allen
Oberdeutschen und Niederdeutschen Ländern, für
seinen Dienst zu gewinnen wußte? Vielleicht suchte


erwähnt werden ſoll, ſind augenſcheinlich weder
in Jtalien noch in Flandern, wohl aber noch jetzt
an den Ufern des Rheines einheimiſch zu finden.

Hemlings Leben fiel in eine trübe, wilde Zeit,
voller Streit, Zwietracht und Unheil aller Art, und
auch er konnte ihrer fürchterlichen Einwirkung nicht
entgehen. Wahrſcheinlich zog er, im Gefolge Karls
des Kühnen, als Maler mit in das Feld gegen
die Schweizer. Johannes von Müller gibt uns in
ſeiner Geſchichte der Schweiz eine Beſchreibung der
faſt unglaublichen Pracht und Herrlichkeit der Zu-
rüſtungen jenes Fürſten zu dieſem Kriege, zufolge
welcher der größte Theil ſeines Hofes und ſeine
ganze Dienerſchaft den Herzog damals begleiten
mußte. Gewiß befanden ſich mehrere Maler darunter,
denn ſie durften in jener Zeit in keiner Hofhaltung
großer Herren fehlen. Und was wäre denn wohl
natürlicher anzunehmen, als daß der prachtliebende
Fürſt den in ſeiner Hauptſtadt anſäßigen, nach dem
Tode Johann van Eycks, größten Meiſter in allen
Oberdeutſchen und Niederdeutſchen Ländern, für
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[132/0144] erwähnt werden ſoll, ſind augenſcheinlich weder in Jtalien noch in Flandern, wohl aber noch jetzt an den Ufern des Rheines einheimiſch zu finden. Hemlings Leben fiel in eine trübe, wilde Zeit, voller Streit, Zwietracht und Unheil aller Art, und auch er konnte ihrer fürchterlichen Einwirkung nicht entgehen. Wahrſcheinlich zog er, im Gefolge Karls des Kühnen, als Maler mit in das Feld gegen die Schweizer. Johannes von Müller gibt uns in ſeiner Geſchichte der Schweiz eine Beſchreibung der faſt unglaublichen Pracht und Herrlichkeit der Zu- rüſtungen jenes Fürſten zu dieſem Kriege, zufolge welcher der größte Theil ſeines Hofes und ſeine ganze Dienerſchaft den Herzog damals begleiten mußte. Gewiß befanden ſich mehrere Maler darunter, denn ſie durften in jener Zeit in keiner Hofhaltung großer Herren fehlen. Und was wäre denn wohl natürlicher anzunehmen, als daß der prachtliebende Fürſt den in ſeiner Hauptſtadt anſäßigen, nach dem Tode Johann van Eycks, größten Meiſter in allen Oberdeutſchen und Niederdeutſchen Ländern, für ſeinen Dienſt zu gewinnen wußte? Vielleicht ſuchte

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/144>, abgerufen am 29.03.2024.