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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822.

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wo bald darauf die herrlichen Meister aufstanden,
deren unsterbliche Werke eine bewundernde Nach-
welt als unerreichbar verehrt.

Von Antonellos Gemälden ist in Jtalien wenig
der zerstörenden Gewalt der Zeiten entgangen;
vielleicht das einzige, welches in den Niederlanden
erhalten ward, befindet sich in der Sammlung des
Herrn von Rotterdamm, Professors der königlichen
Universität zu Gent. Dieses Gemälde trägt die
Unterschrift: "1477 Antonyllus Messaneus me
pinx.",
und ist für die Geschichte deutscher Kunst
von unschätzbarem Werthe, weil durch die dem
Bilde beigefügte Jahrzahl gewissermaßen die Zeit
von Johann van Eycks Tode bestimmt wird. Es
ist alle Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß Antonello
dieses Bild noch in Brügge malte, vielleicht kurz
vor Johann van Eycks Tod; doch wäre dieses
auch nicht, so ist doch so viel gewiß, daß er seinen
großen Lehrer nur wenige Jahre überlebte, da er
schon weit über die Jünglingsjahre hinaus war,
als er nach Brügge kam, dort mehrere Jahre ver-


wo bald darauf die herrlichen Meiſter aufſtanden,
deren unſterbliche Werke eine bewundernde Nach-
welt als unerreichbar verehrt.

Von Antonellos Gemälden iſt in Jtalien wenig
der zerſtörenden Gewalt der Zeiten entgangen;
vielleicht das einzige, welches in den Niederlanden
erhalten ward, befindet ſich in der Sammlung des
Herrn von Rotterdamm, Profeſſors der königlichen
Univerſität zu Gent. Dieſes Gemälde trägt die
Unterſchrift: „1477 Antonyllus Messaneus me
pinx.“,
und iſt für die Geſchichte deutſcher Kunſt
von unſchätzbarem Werthe, weil durch die dem
Bilde beigefügte Jahrzahl gewiſſermaßen die Zeit
von Johann van Eycks Tode beſtimmt wird. Es
iſt alle Wahrſcheinlichkeit vorhanden, daß Antonello
dieſes Bild noch in Brügge malte, vielleicht kurz
vor Johann van Eycks Tod; doch wäre dieſes
auch nicht, ſo iſt doch ſo viel gewiß, daß er ſeinen
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[101/0113] wo bald darauf die herrlichen Meiſter aufſtanden, deren unſterbliche Werke eine bewundernde Nach- welt als unerreichbar verehrt. Von Antonellos Gemälden iſt in Jtalien wenig der zerſtörenden Gewalt der Zeiten entgangen; vielleicht das einzige, welches in den Niederlanden erhalten ward, befindet ſich in der Sammlung des Herrn von Rotterdamm, Profeſſors der königlichen Univerſität zu Gent. Dieſes Gemälde trägt die Unterſchrift: „1477 Antonyllus Messaneus me pinx.“, und iſt für die Geſchichte deutſcher Kunſt von unſchätzbarem Werthe, weil durch die dem Bilde beigefügte Jahrzahl gewiſſermaßen die Zeit von Johann van Eycks Tode beſtimmt wird. Es iſt alle Wahrſcheinlichkeit vorhanden, daß Antonello dieſes Bild noch in Brügge malte, vielleicht kurz vor Johann van Eycks Tod; doch wäre dieſes auch nicht, ſo iſt doch ſo viel gewiß, daß er ſeinen großen Lehrer nur wenige Jahre überlebte, da er ſchon weit über die Jünglingsjahre hinaus war, als er nach Brügge kam, dort mehrere Jahre ver-

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/113>, abgerufen am 24.04.2024.