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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822.

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Bildern auf das vollkommenste ähnlich; ja die kleinen
singenden und musicirenden Engelchen auf den Bal-
konen gleichen so sehr den Engelchen auf dem Genter
Bilde, daß man sie für Miniatur-Porträte der
nämlichen Chorknaben halten könnte, die bei jenen
großen Figuren zum Vorbilde dienten.

Die unbeschreiblich schönen Köpfe der Apostel,
der Mutter Gottes, des heiligen Petrus und Jo-
hannes des Täufers sind in Farbe, Ausdruck,
Form, Behandlung der Haare ganz so, wie auf
den Tafeln Johann van Eycks in der Boissereeschen
Sammlung, besonders erinnert hier Vieles an die
Tafel des heiligen Lukas. So ist es ferner mit
dem Faltenwurfe der Gewänder, der Behandlung
der verschiedenartigen Stoffe und des Goldbrokats.
Unter den Köpfen der Seeligen fand ich mehrere,
die ich auf den Genter Tafeln, unter den Rittern
und Eremiten gesehen zu habe glaube. Die Pracht
der Farben ist übrigens ganz so strahlend wie wir sie
in allen mir bekannten Gemälden van Eycks be-
wundern müssen.


Bildern auf das vollkommenſte ähnlich; ja die kleinen
ſingenden und muſicirenden Engelchen auf den Bal-
konen gleichen ſo ſehr den Engelchen auf dem Genter
Bilde, daß man ſie für Miniatur-Porträte der
nämlichen Chorknaben halten könnte, die bei jenen
großen Figuren zum Vorbilde dienten.

Die unbeſchreiblich ſchönen Köpfe der Apoſtel,
der Mutter Gottes, des heiligen Petrus und Jo-
hannes des Täufers ſind in Farbe, Ausdruck,
Form, Behandlung der Haare ganz ſo, wie auf
den Tafeln Johann van Eycks in der Boiſſeréeſchen
Sammlung, beſonders erinnert hier Vieles an die
Tafel des heiligen Lukas. So iſt es ferner mit
dem Faltenwurfe der Gewänder, der Behandlung
der verſchiedenartigen Stoffe und des Goldbrokats.
Unter den Köpfen der Seeligen fand ich mehrere,
die ich auf den Genter Tafeln, unter den Rittern
und Eremiten geſehen zu habe glaube. Die Pracht
der Farben iſt übrigens ganz ſo ſtrahlend wie wir ſie
in allen mir bekannten Gemälden van Eycks be-
wundern müſſen.

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[96/0108] Bildern auf das vollkommenſte ähnlich; ja die kleinen ſingenden und muſicirenden Engelchen auf den Bal- konen gleichen ſo ſehr den Engelchen auf dem Genter Bilde, daß man ſie für Miniatur-Porträte der nämlichen Chorknaben halten könnte, die bei jenen großen Figuren zum Vorbilde dienten. Die unbeſchreiblich ſchönen Köpfe der Apoſtel, der Mutter Gottes, des heiligen Petrus und Jo- hannes des Täufers ſind in Farbe, Ausdruck, Form, Behandlung der Haare ganz ſo, wie auf den Tafeln Johann van Eycks in der Boiſſeréeſchen Sammlung, beſonders erinnert hier Vieles an die Tafel des heiligen Lukas. So iſt es ferner mit dem Faltenwurfe der Gewänder, der Behandlung der verſchiedenartigen Stoffe und des Goldbrokats. Unter den Köpfen der Seeligen fand ich mehrere, die ich auf den Genter Tafeln, unter den Rittern und Eremiten geſehen zu habe glaube. Die Pracht der Farben iſt übrigens ganz ſo ſtrahlend wie wir ſie in allen mir bekannten Gemälden van Eycks be- wundern müſſen.

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/108>, abgerufen am 25.04.2024.