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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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Gelehrsamkeit und guter Conduite wegen, auch
seiner Person gar nicht zu schämen hatten. Son-
sten war er ein Mensch von ohngefähr 30. Jahren,
sahe wohl aus von Gesichte, und ob ihm schon die
Mörder bey letzterer Rencontre 2. Hiebe ins Ange-
sichte gegeben hatten, so hatte er doch sonsten an den
Gliedern, welche ebenfalls blessirt worden, nicht die
geringste Lähmung.

Jch habe mich nicht umsonst bemühet, diese ge-
ring-scheinende Avanture so weitläufftig zu erzeh-
len, denn der Verfolg dieser Geschichte wird zeigen,
daß van Blac nachhero bey unserer Gesellschafft und
gantzem Geschlechte eine recht bemerckens-würdige
Person worden, und man dabey die sonderbare Füh-
rung des Verhängnisses zu betrachten Ursache habe.
Jedoch wieder auf unsere Reise zu kommen, so hat-
ten wir nachdem Herr G. v. B. nebst seinen Sachen
im Portugiesischen Haven Port a Port ausgesetzt
war, von dar biß zu den Canarischen Jnsuln die al-
lerangenehmste Fahrt, weßwegen ich eines Tages
meinen Vater ersuchte, mich doch zu berichten, wo
er sich nach seinem gehabten Unglücke An. 1725. hin-
gewendet, und wie es ihm sonsten unter der Zeit er-
gangen? Es war derselbe bereit mir zu willfahren,
sagte aber, weil seine Fatalitäten eben keine beson-
dern Geheimnisse wären, so dürfften meine Schwe-
ster, der Capitain Horn, und die beyden Geistli-
chen, wie auch van Blac dieselben wohl mit anhö-
ren, weßwegen ich itzt gemeldte Personen insge-
samt in unsere Kammer beruffte, worauf mein
Vater also zu reden anfing: Von dem kläglichen
Schicksale meiner Vor-Eltern könte ich eine weit-

läuff-

Gelehrſamkeit und guter Conduite wegen, auch
ſeiner Perſon gar nicht zu ſchaͤmen hatten. Son-
ſten war er ein Menſch von ohngefaͤhr 30. Jahren,
ſahe wohl aus von Geſichte, und ob ihm ſchon die
Moͤrder bey letzterer Rencontre 2. Hiebe ins Ange-
ſichte gegeben hatten, ſo hatte er doch ſonſten an den
Gliedern, welche ebenfalls bleſſirt worden, nicht die
geringſte Laͤhmung.

Jch habe mich nicht umſonſt bemuͤhet, dieſe ge-
ring-ſcheinende Avanture ſo weitlaͤufftig zu erzeh-
len, denn der Verfolg dieſer Geſchichte wird zeigen,
daß van Blac nachhero bey unſerer Geſellſchafft und
gantzem Geſchlechte eine recht bemerckens-wuͤrdige
Perſon worden, und man dabey die ſonderbare Fuͤh-
rung des Verhaͤngniſſes zu betrachten Urſache habe.
Jedoch wieder auf unſere Reiſe zu kommen, ſo hat-
ten wir nachdem Herr G. v. B. nebſt ſeinen Sachen
im Portugieſiſchen Haven Port a Port ausgeſetzt
war, von dar biß zu den Canariſchen Jnſuln die al-
lerangenehmſte Fahrt, weßwegen ich eines Tages
meinen Vater erſuchte, mich doch zu berichten, wo
er ſich nach ſeinem gehabten Ungluͤcke An. 1725. hin-
gewendet, und wie es ihm ſonſten unter der Zeit er-
gangen? Es war derſelbe bereit mir zu willfahren,
ſagte aber, weil ſeine Fatalitaͤten eben keine beſon-
dern Geheimniſſe waͤren, ſo duͤrfften meine Schwe-
ſter, der Capitain Horn, und die beyden Geiſtli-
chen, wie auch van Blac dieſelben wohl mit anhoͤ-
ren, weßwegen ich itzt gemeldte Perſonen insge-
ſamt in unſere Kammer beruffte, worauf mein
Vater alſo zu reden anfing: Von dem klaͤglichen
Schickſale meiner Vor-Eltern koͤnte ich eine weit-

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[10/0018] Gelehrſamkeit und guter Conduite wegen, auch ſeiner Perſon gar nicht zu ſchaͤmen hatten. Son- ſten war er ein Menſch von ohngefaͤhr 30. Jahren, ſahe wohl aus von Geſichte, und ob ihm ſchon die Moͤrder bey letzterer Rencontre 2. Hiebe ins Ange- ſichte gegeben hatten, ſo hatte er doch ſonſten an den Gliedern, welche ebenfalls bleſſirt worden, nicht die geringſte Laͤhmung. Jch habe mich nicht umſonſt bemuͤhet, dieſe ge- ring-ſcheinende Avanture ſo weitlaͤufftig zu erzeh- len, denn der Verfolg dieſer Geſchichte wird zeigen, daß van Blac nachhero bey unſerer Geſellſchafft und gantzem Geſchlechte eine recht bemerckens-wuͤrdige Perſon worden, und man dabey die ſonderbare Fuͤh- rung des Verhaͤngniſſes zu betrachten Urſache habe. Jedoch wieder auf unſere Reiſe zu kommen, ſo hat- ten wir nachdem Herr G. v. B. nebſt ſeinen Sachen im Portugieſiſchen Haven Port a Port ausgeſetzt war, von dar biß zu den Canariſchen Jnſuln die al- lerangenehmſte Fahrt, weßwegen ich eines Tages meinen Vater erſuchte, mich doch zu berichten, wo er ſich nach ſeinem gehabten Ungluͤcke An. 1725. hin- gewendet, und wie es ihm ſonſten unter der Zeit er- gangen? Es war derſelbe bereit mir zu willfahren, ſagte aber, weil ſeine Fatalitaͤten eben keine beſon- dern Geheimniſſe waͤren, ſo duͤrfften meine Schwe- ſter, der Capitain Horn, und die beyden Geiſtli- chen, wie auch van Blac dieſelben wohl mit anhoͤ- ren, weßwegen ich itzt gemeldte Perſonen insge- ſamt in unſere Kammer beruffte, worauf mein Vater alſo zu reden anfing: Von dem klaͤglichen Schickſale meiner Vor-Eltern koͤnte ich eine weit- laͤuff-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/18>, abgerufen am 29.03.2024.