Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

Handwerksstatistik jener Zeit.
die Gehülfenzahl; 168 auf 1663, also 10 % der
Meister; in Sachsen kommen 1861 auf jeden Meister
etwa 11/2 Gehülfen, in Preußen auf jeden Meister einer
-- also 100 bis 150 % der Meister.

Mascher und Kotelmann1 theilen ohne Angabe
der Quellen noch einige Daten mit, die ein ähnliches
Bild ergeben. Im Herzogthum Magdeburg kommen
1784 auf 280332 Seelen 33203 Handwerker, darun-
ter 2297 Gesellen und 1988 Lehrlinge und 1868
Meister, Gesellen und Lehrlinge in Fabriken beschäftigt.
Es bleiben also 27050 selbständige kleine Meister mit
4285 Gehülfen: mit den Gehülfen über, ohne sie bei-
nahe 10 % der ganzen Bevölkerung. Das wenig indu-
strielle Fürstenthum Würzburg hat auf 262409 Seelen
13762 selbständige Gewerbetreibende mit 2176 Gehül-
fen, zusammen 15938 oder 6,08 % der Bevölkerung.
Schweidnitz hatte 1788 folgende Bevölkerung: Civil-
stand 6118 Seelen, Militär 2865, zusammen 8983
Seelen, davon 1072 Handwerker, also auf einen
Handwerker etwa 8,3 Seelen; der Handwerkerstand
12 % der Bevölkerung. Kaufbeuern hatte 1783 etwa
4000 Seelen mit 800 Gewerbtreibenden, worunter
indessen 300 Weber eingerechnet sind. Wenn wir diese
in Abzug bringen, so machen die Handwerker immer
noch 12,5 % aus. In Speier, das noch zu Ende des
16. Jahrhunderts 1000 Tuch- und Leinweberstühle

1 Gewerbewesen S. 432. Kotelmann, die Ursachen des
Pauperismus unter den deutschen Handwerkern, deutsche Vier-
teljahrsschrift 1851. Heft 1. S. 193 ff., besonders S. 202
und 226.

Handwerksſtatiſtik jener Zeit.
die Gehülfenzahl; 168 auf 1663, alſo 10 % der
Meiſter; in Sachſen kommen 1861 auf jeden Meiſter
etwa 1½ Gehülfen, in Preußen auf jeden Meiſter einer
— alſo 100 bis 150 % der Meiſter.

Maſcher und Kotelmann1 theilen ohne Angabe
der Quellen noch einige Daten mit, die ein ähnliches
Bild ergeben. Im Herzogthum Magdeburg kommen
1784 auf 280332 Seelen 33203 Handwerker, darun-
ter 2297 Geſellen und 1988 Lehrlinge und 1868
Meiſter, Geſellen und Lehrlinge in Fabriken beſchäftigt.
Es bleiben alſo 27050 ſelbſtändige kleine Meiſter mit
4285 Gehülfen: mit den Gehülfen über, ohne ſie bei-
nahe 10 % der ganzen Bevölkerung. Das wenig indu-
ſtrielle Fürſtenthum Würzburg hat auf 262409 Seelen
13762 ſelbſtändige Gewerbetreibende mit 2176 Gehül-
fen, zuſammen 15938 oder 6,08 % der Bevölkerung.
Schweidnitz hatte 1788 folgende Bevölkerung: Civil-
ſtand 6118 Seelen, Militär 2865, zuſammen 8983
Seelen, davon 1072 Handwerker, alſo auf einen
Handwerker etwa 8,3 Seelen; der Handwerkerſtand
12 % der Bevölkerung. Kaufbeuern hatte 1783 etwa
4000 Seelen mit 800 Gewerbtreibenden, worunter
indeſſen 300 Weber eingerechnet ſind. Wenn wir dieſe
in Abzug bringen, ſo machen die Handwerker immer
noch 12,5 % aus. In Speier, das noch zu Ende des
16. Jahrhunderts 1000 Tuch- und Leinweberſtühle

1 Gewerbeweſen S. 432. Kotelmann, die Urſachen des
Pauperismus unter den deutſchen Handwerkern, deutſche Vier-
teljahrsſchrift 1851. Heft 1. S. 193 ff., beſonders S. 202
und 226.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0043" n="[21]"/><fw place="top" type="header">Handwerks&#x017F;tati&#x017F;tik jener Zeit.</fw><lb/>
die Gehülfenzahl; 168 auf 1663, al&#x017F;o 10 % der<lb/>
Mei&#x017F;ter; in Sach&#x017F;en kommen 1861 auf jeden Mei&#x017F;ter<lb/>
etwa 1½ Gehülfen, in Preußen auf jeden Mei&#x017F;ter einer<lb/>
&#x2014; al&#x017F;o 100 bis 150 % der Mei&#x017F;ter.</p><lb/>
          <p>Ma&#x017F;cher und Kotelmann<note place="foot" n="1">Gewerbewe&#x017F;en S. 432. Kotelmann, die Ur&#x017F;achen des<lb/>
Pauperismus unter den deut&#x017F;chen Handwerkern, deut&#x017F;che Vier-<lb/>
teljahrs&#x017F;chrift 1851. Heft 1. S. 193 ff., be&#x017F;onders S. 202<lb/>
und 226.</note> theilen ohne Angabe<lb/>
der Quellen noch einige Daten mit, die ein ähnliches<lb/>
Bild ergeben. Im Herzogthum Magdeburg kommen<lb/>
1784 auf 280332 Seelen 33203 Handwerker, darun-<lb/>
ter 2297 Ge&#x017F;ellen und 1988 Lehrlinge und 1868<lb/>
Mei&#x017F;ter, Ge&#x017F;ellen und Lehrlinge in Fabriken be&#x017F;chäftigt.<lb/>
Es bleiben al&#x017F;o 27050 &#x017F;elb&#x017F;tändige kleine Mei&#x017F;ter mit<lb/>
4285 Gehülfen: mit den Gehülfen über, ohne &#x017F;ie bei-<lb/>
nahe 10 % der ganzen Bevölkerung. Das wenig indu-<lb/>
&#x017F;trielle Für&#x017F;tenthum Würzburg hat auf 262409 Seelen<lb/>
13762 &#x017F;elb&#x017F;tändige Gewerbetreibende mit 2176 Gehül-<lb/>
fen, zu&#x017F;ammen 15938 oder 6,<hi rendition="#sub">08</hi> % der Bevölkerung.<lb/>
Schweidnitz hatte 1788 folgende Bevölkerung: Civil-<lb/>
&#x017F;tand 6118 Seelen, Militär 2865, zu&#x017F;ammen 8983<lb/>
Seelen, davon 1072 Handwerker, al&#x017F;o auf einen<lb/>
Handwerker etwa 8,<hi rendition="#sub">3</hi> Seelen; der Handwerker&#x017F;tand<lb/>
12 % der Bevölkerung. Kaufbeuern hatte 1783 etwa<lb/>
4000 Seelen mit 800 Gewerbtreibenden, worunter<lb/>
inde&#x017F;&#x017F;en 300 Weber eingerechnet &#x017F;ind. Wenn wir die&#x017F;e<lb/>
in Abzug bringen, &#x017F;o machen die Handwerker immer<lb/>
noch 12,<hi rendition="#sub">5</hi> % aus. In Speier, das noch zu Ende des<lb/>
16. Jahrhunderts 1000 Tuch- und Leinweber&#x017F;tühle<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[21]/0043] Handwerksſtatiſtik jener Zeit. die Gehülfenzahl; 168 auf 1663, alſo 10 % der Meiſter; in Sachſen kommen 1861 auf jeden Meiſter etwa 1½ Gehülfen, in Preußen auf jeden Meiſter einer — alſo 100 bis 150 % der Meiſter. Maſcher und Kotelmann 1 theilen ohne Angabe der Quellen noch einige Daten mit, die ein ähnliches Bild ergeben. Im Herzogthum Magdeburg kommen 1784 auf 280332 Seelen 33203 Handwerker, darun- ter 2297 Geſellen und 1988 Lehrlinge und 1868 Meiſter, Geſellen und Lehrlinge in Fabriken beſchäftigt. Es bleiben alſo 27050 ſelbſtändige kleine Meiſter mit 4285 Gehülfen: mit den Gehülfen über, ohne ſie bei- nahe 10 % der ganzen Bevölkerung. Das wenig indu- ſtrielle Fürſtenthum Würzburg hat auf 262409 Seelen 13762 ſelbſtändige Gewerbetreibende mit 2176 Gehül- fen, zuſammen 15938 oder 6,08 % der Bevölkerung. Schweidnitz hatte 1788 folgende Bevölkerung: Civil- ſtand 6118 Seelen, Militär 2865, zuſammen 8983 Seelen, davon 1072 Handwerker, alſo auf einen Handwerker etwa 8,3 Seelen; der Handwerkerſtand 12 % der Bevölkerung. Kaufbeuern hatte 1783 etwa 4000 Seelen mit 800 Gewerbtreibenden, worunter indeſſen 300 Weber eingerechnet ſind. Wenn wir dieſe in Abzug bringen, ſo machen die Handwerker immer noch 12,5 % aus. In Speier, das noch zu Ende des 16. Jahrhunderts 1000 Tuch- und Leinweberſtühle 1 Gewerbeweſen S. 432. Kotelmann, die Urſachen des Pauperismus unter den deutſchen Handwerkern, deutſche Vier- teljahrsſchrift 1851. Heft 1. S. 193 ff., beſonders S. 202 und 226.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/43
Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. [21]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/43>, abgerufen am 25.04.2024.