Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmoller, Gustav: Grundriß der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre. Bd. 1. Leipzig, 1900.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweites Buch. Die gesellschaftliche Verfassung der Volkswirtschaft.
des socialen Körpers. 4 Bde. 1881 ff. --
Gumplowicz, Der Rassenkampf. 1883. -- Schmoller,
Das Wesen der Arbeitsteilung und der socialen Klassenbildung. J. f. G.V. 1890. --
Simmel,
Über sociale Differenzierung. 1890. --
Roscher, Politik, Geschichtliche Naturlehre der Monarchie,
Aristokratie und Demokratie. 1892. --
Bücher, Arbeitsteilung und sociale Klassenbildung in Entst.
der Volkswirtschaft. 1893; -- Ders., Arbeitsgliederung und sociale Klassenbildung. Das. 2. Aufl.
1897. --
Ammon, Die Gesellschaftsordnung und ihre natürlichen Grundlagen. 1895 und 1896; dazu
meine Anzeige. J. f. G.V. 1895. --
R. Kidd, Sociale Evolution. Deutsch 1895; dazu meine An-
zeige. J. f. G.V. 1895. --
Richter, Die Teilung der Erde. J. f. G.V. 1899.
Kastenwesen: Außer einer großen historischen Litteratur: Schlagintweit, Ostindische Kaste
in der Gegenwart. Zeitschr. d. morgenl.-deutsch. Ges. 23. --
Shering, Hindu tribes and castes
as represented in Benares.
1872. --
Nesfield, Brief view of the caste system ect. 1885.
Antike sociale Entwickelung: Nitzsch, Die Gracchen und ihre nächsten Vorgänger. 1847; --
Ders., Geschichte der römischen Republik. 2 Bde. 1884--1885. --
Bücher, Die Aufstände der un-
freien Arbeiter 143--129 v. Chr. 1874. --
P. Müller, Die Geldmacht im alten Rom gegen das
Ende der Republik. 1877. --
Busolt, Die griechischen Staats- und Rechtsaltertümer. 2. Aufl. 1892. --
Pöhlmann, Geschichte des antiken Kommunismus und Socialismus. 1893. -- E. Meyer, Die
wirtschaftliche Entwickelung des Altertums. 1895. --
F. Cauer, Die Stellung der arbeitenden
Klassen in Hellas und Rom. Neue Jahrb. d. klass. Altertums 1899.
Sociale Entwickelung der neuen Zeit bis 1800: Hüllmann, Geschichte des Ursprunges der
Stände in Deutschland. 1817 u. 1830. --
L. Blanc Histoire de la revolution francaise. 1847.
-- Schmoller, Die sociale Entwickelung Englands und Deutschlands im Mittelalter. J. f. G.V.
1888. --
v. Inama-Sternegg, Geschichte des deutschen Ständewesens. H.W. Sup. 2. -- Kautsky,
Tomas More und seine Utopie. 1890. --
Sering, Die sociale Frage in England und Deutschland.
J. f. G.V. 1890. --
Kautsky, Das Erfurter Programm. 1892. -- Breysig, Die sociale Ent-
wickelung der führenden Völker Europas. J. f. G.V. 1896 u. 1897.
Die neuere sociale Entwickelung: v. Stein, Der Socialismus und Kommunismus Frankreichs.
1842 u. 1848; die oben erwähnten Schriften von Marx, Engels, Rodbertus und die ganze
socialistische Litteratur. --
Lange, Die Arbeiterfrage. 1865 ff. -- Schmoller, Einige Grund-
fragen etc. 1874 u. 1875, 1898. --
v. Treitschke, Der Socialismus und seine Gönner. Preuß.
Jahrb. 34. Histor. pol. Aufsätze. --
Hitze, Kapital und Arbeit. 1881. -- A. Loria, Die wirtsch.
Grundlagen der herrschenden Gesellschaftsordnung. Deutsch 1895 (in Marxscher Tendenz, dazu die
Anzeige W. Lexis'. J. f. G.V. 1894). --
W. Sombart, Socialismus und sociale Bewegung im
19. Jahrhundert. 1896 ff.

133. Begriff, Wesen und psychologische Begründung der Klassen-
bildung
. Wir haben in den Kapiteln über Arbeitsteilung und Eigentum die Grund-
lage der socialen Klassenbildung kennen gelernt. Wir verstehen darunter das Zerfallen
der Gesellschaft in eine Anzahl von größeren Gruppen, von Ständen oder Klassen, in
welche je die gleichen oder ähnlichen Individuen und Familien nicht nach Verwandt-
schaft, Ortsangehörigkeit, sondern nach Beruf, Arbeit, Besitz, Bildung, häufig auch nach
politischen Rechten sich zu loseren oder geschlosseneren Einheiten zusammenfinden, nicht
um gemeinsame Geschäfte zu treiben, sondern um im Bewußtsein ihrer Gemeinsamkeit
sich zu stärken, die Geselligkeit zu pflegen, die gemeinsamen Interessen zu verfolgen.
Alle größeren seßhaften Völker, welche die ältere Gentil- und Geschlechtsverfassung über-
wunden haben, einer gewissen Berufs- und Arbeitsteilung unterlegen sind, bestehen aus
verschiedenen über und neben einander stehenden gesellschaftlichen Klassen, mindestens
aus Adel und Volk oder aus Adel, Volk und Unfreien, aus Aristokratie, Mittelstand
und unteren Klassen, häufig aber auch aus zahlreicheren Untergruppen. Es sind
Gruppenbildungen von Personen und Familien, die man früher, so lange sie rechtlich
getrennt und erblich waren, mehr mit dem Worte "Stände", heute mehr mit dem der
"Klassen" bezeichnet, ohne daß an diesem Wortunterschiede heute streng festgehalten
würde. Nirgends ist diese Art der Gruppierung, so sehr sie wechselte, von Jahrhundert
zu Jahrhundert sich umbildete, da, wo sie einmal vorhanden war, wieder verschwunden.
Die Scheidung ist dort am schärfsten, wo die Herrschaft kräftigerer über schwächere Rassen
zu einem Staatswesen geführt hat, in dem trotz des Jahrhunderte langen Durcheinander-
wohnens die aus den verschiedenen Rassen entstandenen Klassen sich noch als Fremde
fühlen. Aber die Klassenbildung fehlt auch da nicht, wo ein einheitlicher Menschenschlag
sich gebildet hat. Sie zeigt sich, wo eine schroffe Rechtsordnung die Klassen trennt,
wie da, wo Rechtsgleichheit und Ehefreiheit, freier Zugang zu allen Berufen und Ämtern
vorhanden ist.

Zweites Buch. Die geſellſchaftliche Verfaſſung der Volkswirtſchaft.
des ſocialen Körpers. 4 Bde. 1881 ff. —
Gumplowicz, Der Raſſenkampf. 1883. — Schmoller,
Das Weſen der Arbeitsteilung und der ſocialen Klaſſenbildung. J. f. G.V. 1890. —
Simmel,
Über ſociale Differenzierung. 1890. —
Roſcher, Politik, Geſchichtliche Naturlehre der Monarchie,
Ariſtokratie und Demokratie. 1892. —
Bücher, Arbeitsteilung und ſociale Klaſſenbildung in Entſt.
der Volkswirtſchaft. 1893; — Derſ., Arbeitsgliederung und ſociale Klaſſenbildung. Daſ. 2. Aufl.
1897. —
Ammon, Die Geſellſchaftsordnung und ihre natürlichen Grundlagen. 1895 und 1896; dazu
meine Anzeige. J. f. G.V. 1895. —
R. Kidd, Sociale Evolution. Deutſch 1895; dazu meine An-
zeige. J. f. G.V. 1895. —
Richter, Die Teilung der Erde. J. f. G.V. 1899.
Kaſtenweſen: Außer einer großen hiſtoriſchen Litteratur: Schlagintweit, Oſtindiſche Kaſte
in der Gegenwart. Zeitſchr. d. morgenl.-deutſch. Geſ. 23. —
Shering, Hindu tribes and castes
as represented in Benares.
1872. —
Nesfield, Brief view of the caste system ect. 1885.
Antike ſociale Entwickelung: Nitzſch, Die Gracchen und ihre nächſten Vorgänger. 1847; —
Derſ., Geſchichte der römiſchen Republik. 2 Bde. 1884—1885. —
Bücher, Die Aufſtände der un-
freien Arbeiter 143—129 v. Chr. 1874. —
P. Müller, Die Geldmacht im alten Rom gegen das
Ende der Republik. 1877. —
Buſolt, Die griechiſchen Staats- und Rechtsaltertümer. 2. Aufl. 1892. —
Pöhlmann, Geſchichte des antiken Kommunismus und Socialismus. 1893. — E. Meyer, Die
wirtſchaftliche Entwickelung des Altertums. 1895. —
F. Cauer, Die Stellung der arbeitenden
Klaſſen in Hellas und Rom. Neue Jahrb. d. klaſſ. Altertums 1899.
Sociale Entwickelung der neuen Zeit bis 1800: Hüllmann, Geſchichte des Urſprunges der
Stände in Deutſchland. 1817 u. 1830. —
L. Blanc Histoire de la révolution française. 1847.
Schmoller, Die ſociale Entwickelung Englands und Deutſchlands im Mittelalter. J. f. G.V.
1888. —
v. Inama-Sternegg, Geſchichte des deutſchen Ständeweſens. H.W. Sup. 2. — Kautsky,
Tomas More und ſeine Utopie. 1890. —
Sering, Die ſociale Frage in England und Deutſchland.
J. f. G.V. 1890. —
Kautsky, Das Erfurter Programm. 1892. — Breyſig, Die ſociale Ent-
wickelung der führenden Völker Europas. J. f. G.V. 1896 u. 1897.
Die neuere ſociale Entwickelung: v. Stein, Der Socialismus und Kommunismus Frankreichs.
1842 u. 1848; die oben erwähnten Schriften von Marx, Engels, Rodbertus und die ganze
ſocialiſtiſche Litteratur. —
Lange, Die Arbeiterfrage. 1865 ff. — Schmoller, Einige Grund-
fragen ꝛc. 1874 u. 1875, 1898. —
v. Treitſchke, Der Socialismus und ſeine Gönner. Preuß.
Jahrb. 34. Hiſtor. pol. Aufſätze. —
Hitze, Kapital und Arbeit. 1881. — A. Loria, Die wirtſch.
Grundlagen der herrſchenden Geſellſchaftsordnung. Deutſch 1895 (in Marxſcher Tendenz, dazu die
Anzeige W. Lexis’. J. f. G.V. 1894). —
W. Sombart, Socialismus und ſociale Bewegung im
19. Jahrhundert. 1896 ff.

133. Begriff, Weſen und pſychologiſche Begründung der Klaſſen-
bildung
. Wir haben in den Kapiteln über Arbeitsteilung und Eigentum die Grund-
lage der ſocialen Klaſſenbildung kennen gelernt. Wir verſtehen darunter das Zerfallen
der Geſellſchaft in eine Anzahl von größeren Gruppen, von Ständen oder Klaſſen, in
welche je die gleichen oder ähnlichen Individuen und Familien nicht nach Verwandt-
ſchaft, Ortsangehörigkeit, ſondern nach Beruf, Arbeit, Beſitz, Bildung, häufig auch nach
politiſchen Rechten ſich zu loſeren oder geſchloſſeneren Einheiten zuſammenfinden, nicht
um gemeinſame Geſchäfte zu treiben, ſondern um im Bewußtſein ihrer Gemeinſamkeit
ſich zu ſtärken, die Geſelligkeit zu pflegen, die gemeinſamen Intereſſen zu verfolgen.
Alle größeren ſeßhaften Völker, welche die ältere Gentil- und Geſchlechtsverfaſſung über-
wunden haben, einer gewiſſen Berufs- und Arbeitsteilung unterlegen ſind, beſtehen aus
verſchiedenen über und neben einander ſtehenden geſellſchaftlichen Klaſſen, mindeſtens
aus Adel und Volk oder aus Adel, Volk und Unfreien, aus Ariſtokratie, Mittelſtand
und unteren Klaſſen, häufig aber auch aus zahlreicheren Untergruppen. Es ſind
Gruppenbildungen von Perſonen und Familien, die man früher, ſo lange ſie rechtlich
getrennt und erblich waren, mehr mit dem Worte „Stände“, heute mehr mit dem der
„Klaſſen“ bezeichnet, ohne daß an dieſem Wortunterſchiede heute ſtreng feſtgehalten
würde. Nirgends iſt dieſe Art der Gruppierung, ſo ſehr ſie wechſelte, von Jahrhundert
zu Jahrhundert ſich umbildete, da, wo ſie einmal vorhanden war, wieder verſchwunden.
Die Scheidung iſt dort am ſchärfſten, wo die Herrſchaft kräftigerer über ſchwächere Raſſen
zu einem Staatsweſen geführt hat, in dem trotz des Jahrhunderte langen Durcheinander-
wohnens die aus den verſchiedenen Raſſen entſtandenen Klaſſen ſich noch als Fremde
fühlen. Aber die Klaſſenbildung fehlt auch da nicht, wo ein einheitlicher Menſchenſchlag
ſich gebildet hat. Sie zeigt ſich, wo eine ſchroffe Rechtsordnung die Klaſſen trennt,
wie da, wo Rechtsgleichheit und Ehefreiheit, freier Zugang zu allen Berufen und Ämtern
vorhanden iſt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <listBibl>
            <bibl><pb facs="#f0408" n="392"/><fw place="top" type="header">Zweites Buch. Die ge&#x017F;ell&#x017F;chaftliche Verfa&#x017F;&#x017F;ung der Volkswirt&#x017F;chaft.</fw><lb/>
des &#x017F;ocialen Körpers. 4 Bde. 1881 ff. &#x2014;</bibl>
            <bibl><hi rendition="#g">Gumplowicz</hi>, Der Ra&#x017F;&#x017F;enkampf. 1883. &#x2014;</bibl>
            <bibl><hi rendition="#g">Schmoller</hi>,<lb/>
Das We&#x017F;en der Arbeitsteilung und der &#x017F;ocialen Kla&#x017F;&#x017F;enbildung. J. f. G.V. 1890. &#x2014;</bibl>
            <bibl><hi rendition="#g">Simmel</hi>,<lb/>
Über &#x017F;ociale Differenzierung. 1890. &#x2014;</bibl>
            <bibl><hi rendition="#g">Ro&#x017F;cher</hi>, Politik, Ge&#x017F;chichtliche Naturlehre der Monarchie,<lb/>
Ari&#x017F;tokratie und Demokratie. 1892. &#x2014;</bibl>
            <bibl><hi rendition="#g">Bücher</hi>, Arbeitsteilung und &#x017F;ociale Kla&#x017F;&#x017F;enbildung in Ent&#x017F;t.<lb/>
der Volkswirt&#x017F;chaft. 1893; &#x2014; <hi rendition="#g">Der&#x017F;</hi>., Arbeitsgliederung und &#x017F;ociale Kla&#x017F;&#x017F;enbildung. Da&#x017F;. 2. Aufl.<lb/>
1897. &#x2014;</bibl>
            <bibl><hi rendition="#g">Ammon</hi>, Die Ge&#x017F;ell&#x017F;chaftsordnung und ihre natürlichen Grundlagen. 1895 und 1896; dazu<lb/>
meine Anzeige. J. f. G.V. 1895. &#x2014;</bibl>
            <bibl> R. <hi rendition="#g">Kidd</hi>, Sociale Evolution. Deut&#x017F;ch 1895; dazu meine An-<lb/>
zeige. J. f. G.V. 1895. &#x2014;</bibl>
            <bibl><hi rendition="#g">Richter</hi>, Die Teilung der Erde. J. f. G.V. 1899.<lb/>
Ka&#x017F;tenwe&#x017F;en: Außer einer großen hi&#x017F;tori&#x017F;chen Litteratur: <hi rendition="#g">Schlagintweit</hi>, O&#x017F;tindi&#x017F;che Ka&#x017F;te<lb/>
in der Gegenwart. Zeit&#x017F;chr. d. morgenl.-deut&#x017F;ch. Ge&#x017F;. 23. &#x2014;</bibl>
            <bibl><hi rendition="#g">Shering</hi>, <hi rendition="#aq">Hindu tribes and castes<lb/>
as represented in Benares.</hi> 1872. &#x2014;</bibl>
            <bibl><hi rendition="#g">Nesfield</hi>, <hi rendition="#aq">Brief view of the caste system ect.</hi> 1885.<lb/>
Antike &#x017F;ociale Entwickelung: <hi rendition="#g">Nitz&#x017F;ch</hi>, Die Gracchen und ihre näch&#x017F;ten Vorgänger. 1847; &#x2014;<lb/><hi rendition="#g">Der&#x017F;</hi>., Ge&#x017F;chichte der römi&#x017F;chen Republik. 2 Bde. 1884&#x2014;1885. &#x2014;</bibl>
            <bibl><hi rendition="#g">Bücher</hi>, Die Auf&#x017F;tände der un-<lb/>
freien Arbeiter 143&#x2014;129 v. Chr. 1874. &#x2014;</bibl>
            <bibl> P. <hi rendition="#g">Müller</hi>, Die Geldmacht im alten Rom gegen das<lb/>
Ende der Republik. 1877. &#x2014;</bibl>
            <bibl><hi rendition="#g">Bu&#x017F;olt</hi>, Die griechi&#x017F;chen Staats- und Rechtsaltertümer. 2. Aufl. 1892. &#x2014;</bibl>
            <bibl><lb/><hi rendition="#g">Pöhlmann</hi>, Ge&#x017F;chichte des antiken Kommunismus und Socialismus. 1893. &#x2014;</bibl>
            <bibl> E. <hi rendition="#g">Meyer</hi>, Die<lb/>
wirt&#x017F;chaftliche Entwickelung des Altertums. 1895. &#x2014;</bibl>
            <bibl> F. <hi rendition="#g">Cauer</hi>, Die Stellung der arbeitenden<lb/>
Kla&#x017F;&#x017F;en in Hellas und Rom. Neue Jahrb. d. kla&#x017F;&#x017F;. Altertums 1899.<lb/>
Sociale Entwickelung der neuen Zeit bis 1800: <hi rendition="#g">Hüllmann</hi>, Ge&#x017F;chichte des Ur&#x017F;prunges der<lb/>
Stände in Deut&#x017F;chland. 1817 u. 1830. &#x2014;</bibl>
            <bibl> L. <hi rendition="#g">Blanc</hi> <hi rendition="#aq">Histoire de la révolution française.</hi> 1847.<lb/>
&#x2014; <hi rendition="#g">Schmoller</hi>, Die &#x017F;ociale Entwickelung Englands und Deut&#x017F;chlands im Mittelalter. J. f. G.V.<lb/>
1888. &#x2014;</bibl>
            <bibl> v. <hi rendition="#g">Inama-Sternegg</hi>, Ge&#x017F;chichte des deut&#x017F;chen Ständewe&#x017F;ens. H.W. Sup. 2. &#x2014;</bibl>
            <bibl><hi rendition="#g">Kautsky</hi>,<lb/>
Tomas More und &#x017F;eine Utopie. 1890. &#x2014;</bibl>
            <bibl><hi rendition="#g">Sering</hi>, Die &#x017F;ociale Frage in England und Deut&#x017F;chland.<lb/>
J. f. G.V. 1890. &#x2014;</bibl>
            <bibl><hi rendition="#g">Kautsky</hi>, Das Erfurter Programm. 1892. &#x2014;</bibl>
            <bibl><hi rendition="#g">Brey&#x017F;ig</hi>, Die &#x017F;ociale Ent-<lb/>
wickelung der führenden Völker Europas. J. f. G.V. 1896 u. 1897.<lb/>
Die neuere &#x017F;ociale Entwickelung: v. <hi rendition="#g">Stein</hi>, Der Socialismus und Kommunismus Frankreichs.<lb/>
1842 u. 1848; die oben erwähnten Schriften von <hi rendition="#g">Marx, Engels, Rodbertus</hi> und die ganze<lb/>
&#x017F;ociali&#x017F;ti&#x017F;che Litteratur. &#x2014;</bibl>
            <bibl><hi rendition="#g">Lange</hi>, Die Arbeiterfrage. 1865 ff. &#x2014;</bibl>
            <bibl><hi rendition="#g">Schmoller</hi>, Einige Grund-<lb/>
fragen &#xA75B;c. 1874 u. 1875, 1898. &#x2014;</bibl>
            <bibl> v. <hi rendition="#g">Treit&#x017F;chke</hi>, Der Socialismus und &#x017F;eine Gönner. Preuß.<lb/>
Jahrb. 34. Hi&#x017F;tor. pol. Auf&#x017F;ätze. &#x2014;</bibl>
            <bibl><hi rendition="#g">Hitze</hi>, Kapital und Arbeit. 1881. &#x2014;</bibl>
            <bibl> A. <hi rendition="#g">Loria</hi>, Die wirt&#x017F;ch.<lb/>
Grundlagen der herr&#x017F;chenden Ge&#x017F;ell&#x017F;chaftsordnung. Deut&#x017F;ch 1895 (in Marx&#x017F;cher Tendenz, dazu die<lb/>
Anzeige W. <hi rendition="#g">Lexis</hi>&#x2019;. J. f. G.V. 1894). &#x2014;</bibl>
            <bibl> W. <hi rendition="#g">Sombart</hi>, Socialismus und &#x017F;ociale Bewegung im<lb/>
19. Jahrhundert. 1896 ff.</bibl>
          </listBibl><lb/>
          <p>133. <hi rendition="#g">Begriff, We&#x017F;en und p&#x017F;ychologi&#x017F;che Begründung der Kla&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
bildung</hi>. Wir haben in den Kapiteln über Arbeitsteilung und Eigentum die Grund-<lb/>
lage der &#x017F;ocialen Kla&#x017F;&#x017F;enbildung kennen gelernt. Wir ver&#x017F;tehen darunter das Zerfallen<lb/>
der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft in eine Anzahl von größeren Gruppen, von Ständen oder Kla&#x017F;&#x017F;en, in<lb/>
welche je die gleichen oder ähnlichen Individuen und Familien nicht nach Verwandt-<lb/>
&#x017F;chaft, Ortsangehörigkeit, &#x017F;ondern nach Beruf, Arbeit, Be&#x017F;itz, Bildung, häufig auch nach<lb/>
politi&#x017F;chen Rechten &#x017F;ich zu lo&#x017F;eren oder ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;eneren Einheiten zu&#x017F;ammenfinden, nicht<lb/>
um gemein&#x017F;ame Ge&#x017F;chäfte zu treiben, &#x017F;ondern um im Bewußt&#x017F;ein ihrer Gemein&#x017F;amkeit<lb/>
&#x017F;ich zu &#x017F;tärken, die Ge&#x017F;elligkeit zu pflegen, die gemein&#x017F;amen Intere&#x017F;&#x017F;en zu verfolgen.<lb/>
Alle größeren &#x017F;eßhaften Völker, welche die ältere Gentil- und Ge&#x017F;chlechtsverfa&#x017F;&#x017F;ung über-<lb/>
wunden haben, einer gewi&#x017F;&#x017F;en Berufs- und Arbeitsteilung unterlegen &#x017F;ind, be&#x017F;tehen aus<lb/>
ver&#x017F;chiedenen über und neben einander &#x017F;tehenden ge&#x017F;ell&#x017F;chaftlichen Kla&#x017F;&#x017F;en, minde&#x017F;tens<lb/>
aus Adel und Volk oder aus Adel, Volk und Unfreien, aus Ari&#x017F;tokratie, Mittel&#x017F;tand<lb/>
und unteren Kla&#x017F;&#x017F;en, häufig aber auch aus zahlreicheren Untergruppen. Es &#x017F;ind<lb/>
Gruppenbildungen von Per&#x017F;onen und Familien, die man früher, &#x017F;o lange &#x017F;ie rechtlich<lb/>
getrennt und erblich waren, mehr mit dem Worte &#x201E;Stände&#x201C;, heute mehr mit dem der<lb/>
&#x201E;Kla&#x017F;&#x017F;en&#x201C; bezeichnet, ohne daß an die&#x017F;em Wortunter&#x017F;chiede heute &#x017F;treng fe&#x017F;tgehalten<lb/>
würde. Nirgends i&#x017F;t die&#x017F;e Art der Gruppierung, &#x017F;o &#x017F;ehr &#x017F;ie wech&#x017F;elte, von Jahrhundert<lb/>
zu Jahrhundert &#x017F;ich umbildete, da, wo &#x017F;ie einmal vorhanden war, wieder ver&#x017F;chwunden.<lb/>
Die Scheidung i&#x017F;t dort am &#x017F;chärf&#x017F;ten, wo die Herr&#x017F;chaft kräftigerer über &#x017F;chwächere Ra&#x017F;&#x017F;en<lb/>
zu einem Staatswe&#x017F;en geführt hat, in dem trotz des Jahrhunderte langen Durcheinander-<lb/>
wohnens die aus den ver&#x017F;chiedenen Ra&#x017F;&#x017F;en ent&#x017F;tandenen Kla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich noch als Fremde<lb/>
fühlen. Aber die Kla&#x017F;&#x017F;enbildung fehlt auch da nicht, wo ein einheitlicher Men&#x017F;chen&#x017F;chlag<lb/>
&#x017F;ich gebildet hat. Sie zeigt &#x017F;ich, wo eine &#x017F;chroffe Rechtsordnung die Kla&#x017F;&#x017F;en trennt,<lb/>
wie da, wo Rechtsgleichheit und Ehefreiheit, freier Zugang zu allen Berufen und Ämtern<lb/>
vorhanden i&#x017F;t.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[392/0408] Zweites Buch. Die geſellſchaftliche Verfaſſung der Volkswirtſchaft. des ſocialen Körpers. 4 Bde. 1881 ff. — Gumplowicz, Der Raſſenkampf. 1883. — Schmoller, Das Weſen der Arbeitsteilung und der ſocialen Klaſſenbildung. J. f. G.V. 1890. — Simmel, Über ſociale Differenzierung. 1890. — Roſcher, Politik, Geſchichtliche Naturlehre der Monarchie, Ariſtokratie und Demokratie. 1892. — Bücher, Arbeitsteilung und ſociale Klaſſenbildung in Entſt. der Volkswirtſchaft. 1893; — Derſ., Arbeitsgliederung und ſociale Klaſſenbildung. Daſ. 2. Aufl. 1897. — Ammon, Die Geſellſchaftsordnung und ihre natürlichen Grundlagen. 1895 und 1896; dazu meine Anzeige. J. f. G.V. 1895. — R. Kidd, Sociale Evolution. Deutſch 1895; dazu meine An- zeige. J. f. G.V. 1895. — Richter, Die Teilung der Erde. J. f. G.V. 1899. Kaſtenweſen: Außer einer großen hiſtoriſchen Litteratur: Schlagintweit, Oſtindiſche Kaſte in der Gegenwart. Zeitſchr. d. morgenl.-deutſch. Geſ. 23. — Shering, Hindu tribes and castes as represented in Benares. 1872. — Nesfield, Brief view of the caste system ect. 1885. Antike ſociale Entwickelung: Nitzſch, Die Gracchen und ihre nächſten Vorgänger. 1847; — Derſ., Geſchichte der römiſchen Republik. 2 Bde. 1884—1885. — Bücher, Die Aufſtände der un- freien Arbeiter 143—129 v. Chr. 1874. — P. Müller, Die Geldmacht im alten Rom gegen das Ende der Republik. 1877. — Buſolt, Die griechiſchen Staats- und Rechtsaltertümer. 2. Aufl. 1892. — Pöhlmann, Geſchichte des antiken Kommunismus und Socialismus. 1893. — E. Meyer, Die wirtſchaftliche Entwickelung des Altertums. 1895. — F. Cauer, Die Stellung der arbeitenden Klaſſen in Hellas und Rom. Neue Jahrb. d. klaſſ. Altertums 1899. Sociale Entwickelung der neuen Zeit bis 1800: Hüllmann, Geſchichte des Urſprunges der Stände in Deutſchland. 1817 u. 1830. — L. Blanc Histoire de la révolution française. 1847. — Schmoller, Die ſociale Entwickelung Englands und Deutſchlands im Mittelalter. J. f. G.V. 1888. — v. Inama-Sternegg, Geſchichte des deutſchen Ständeweſens. H.W. Sup. 2. — Kautsky, Tomas More und ſeine Utopie. 1890. — Sering, Die ſociale Frage in England und Deutſchland. J. f. G.V. 1890. — Kautsky, Das Erfurter Programm. 1892. — Breyſig, Die ſociale Ent- wickelung der führenden Völker Europas. J. f. G.V. 1896 u. 1897. Die neuere ſociale Entwickelung: v. Stein, Der Socialismus und Kommunismus Frankreichs. 1842 u. 1848; die oben erwähnten Schriften von Marx, Engels, Rodbertus und die ganze ſocialiſtiſche Litteratur. — Lange, Die Arbeiterfrage. 1865 ff. — Schmoller, Einige Grund- fragen ꝛc. 1874 u. 1875, 1898. — v. Treitſchke, Der Socialismus und ſeine Gönner. Preuß. Jahrb. 34. Hiſtor. pol. Aufſätze. — Hitze, Kapital und Arbeit. 1881. — A. Loria, Die wirtſch. Grundlagen der herrſchenden Geſellſchaftsordnung. Deutſch 1895 (in Marxſcher Tendenz, dazu die Anzeige W. Lexis’. J. f. G.V. 1894). — W. Sombart, Socialismus und ſociale Bewegung im 19. Jahrhundert. 1896 ff. 133. Begriff, Weſen und pſychologiſche Begründung der Klaſſen- bildung. Wir haben in den Kapiteln über Arbeitsteilung und Eigentum die Grund- lage der ſocialen Klaſſenbildung kennen gelernt. Wir verſtehen darunter das Zerfallen der Geſellſchaft in eine Anzahl von größeren Gruppen, von Ständen oder Klaſſen, in welche je die gleichen oder ähnlichen Individuen und Familien nicht nach Verwandt- ſchaft, Ortsangehörigkeit, ſondern nach Beruf, Arbeit, Beſitz, Bildung, häufig auch nach politiſchen Rechten ſich zu loſeren oder geſchloſſeneren Einheiten zuſammenfinden, nicht um gemeinſame Geſchäfte zu treiben, ſondern um im Bewußtſein ihrer Gemeinſamkeit ſich zu ſtärken, die Geſelligkeit zu pflegen, die gemeinſamen Intereſſen zu verfolgen. Alle größeren ſeßhaften Völker, welche die ältere Gentil- und Geſchlechtsverfaſſung über- wunden haben, einer gewiſſen Berufs- und Arbeitsteilung unterlegen ſind, beſtehen aus verſchiedenen über und neben einander ſtehenden geſellſchaftlichen Klaſſen, mindeſtens aus Adel und Volk oder aus Adel, Volk und Unfreien, aus Ariſtokratie, Mittelſtand und unteren Klaſſen, häufig aber auch aus zahlreicheren Untergruppen. Es ſind Gruppenbildungen von Perſonen und Familien, die man früher, ſo lange ſie rechtlich getrennt und erblich waren, mehr mit dem Worte „Stände“, heute mehr mit dem der „Klaſſen“ bezeichnet, ohne daß an dieſem Wortunterſchiede heute ſtreng feſtgehalten würde. Nirgends iſt dieſe Art der Gruppierung, ſo ſehr ſie wechſelte, von Jahrhundert zu Jahrhundert ſich umbildete, da, wo ſie einmal vorhanden war, wieder verſchwunden. Die Scheidung iſt dort am ſchärfſten, wo die Herrſchaft kräftigerer über ſchwächere Raſſen zu einem Staatsweſen geführt hat, in dem trotz des Jahrhunderte langen Durcheinander- wohnens die aus den verſchiedenen Raſſen entſtandenen Klaſſen ſich noch als Fremde fühlen. Aber die Klaſſenbildung fehlt auch da nicht, wo ein einheitlicher Menſchenſchlag ſich gebildet hat. Sie zeigt ſich, wo eine ſchroffe Rechtsordnung die Klaſſen trennt, wie da, wo Rechtsgleichheit und Ehefreiheit, freier Zugang zu allen Berufen und Ämtern vorhanden iſt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_grundriss01_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_grundriss01_1900/408
Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Grundriß der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre. Bd. 1. Leipzig, 1900, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_grundriss01_1900/408>, abgerufen am 29.03.2024.