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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

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Untersuchung derer von super-klugen
in denen zwölff Christ-Nächten/ sondern viel-
mehr durchs gantze Jahr gebraucht wird. Da-
hero erachte ich nicht zu fehlen/ wenn ich glaube/
daß es daher seinen Ursprung haben mag/ wenn
in vorigen Zeiten sich durch das verfluchte Laster
der Zauberey/ hin und wieder so genannte Währ-
oder Behr-Wölffe haben sehen lassen/ und denen
Leuten unzähligen Schaden gethan haben sol-
len/ welches aber keine natürliche Wölffe/ son-
dern leibhafftige Teuffel/ oder Zauberer und He-
xen/ in Wolffs-Gestalt/ gewesen sind/ die mit ih-
ren wüten und toben offt sichtbarlich Schaden
gethan haben/ und ehe man sichs versehen/ ver-
schwunden sind. Auch wenn zuweilen iemand/
in Compagnion und Gesellschafft/ von solchen
Wölffen geredet hat/ da hat sich dergleichen Teuf-
fels-Bestie bald praesentiret; wie Remigius in
seiner Daemonolatria dergleichen Historien und
Begebenheiten gnung anführet. Und solcher
gestalt achte ich dafür/ ist das Sprichwort: Wenn
man des Wolffs gedenckt/ so ist er da/ entstanden.
Jedoch sind dieses nur meine Gedancken/ weiß es
ein anderer besser/ so will ich gern davon Unter-
richt annehmen. Es sey aber nun dieses wie es
wolle/ so glaube ich doch wenigstens/ daß die Be-
nennung des Wolffs in zwölff Christ-Nächten/
vor diesen/ als das Zaubern und Hexen ist gemei-
ner als ietzt getrieben worden/ sein Verbot mag

erhal-

Unterſuchung derer von ſuper-klugen
in denen zwoͤlff Chriſt-Naͤchten/ ſondern viel-
mehr durchs gantze Jahr gebraucht wird. Da-
hero erachte ich nicht zu fehlen/ wenn ich glaube/
daß es daher ſeinen Urſprung haben mag/ wenn
in vorigen Zeiten ſich durch das verfluchte Laſter
der Zauberey/ hin und wieder ſo genannte Waͤhr-
oder Behr-Woͤlffe haben ſehen laſſen/ und denen
Leuten unzaͤhligen Schaden gethan haben ſol-
len/ welches aber keine natuͤrliche Woͤlffe/ ſon-
dern leibhafftige Teuffel/ oder Zauberer und He-
xen/ in Wolffs-Geſtalt/ geweſen ſind/ die mit ih-
ren wuͤten und toben offt ſichtbarlich Schaden
gethan haben/ und ehe man ſichs verſehen/ ver-
ſchwunden ſind. Auch wenn zuweilen iemand/
in Compagnion und Geſellſchafft/ von ſolchen
Woͤlffen geredet hat/ da hat ſich deꝛgleichen Teuf-
fels-Beſtie bald præſentiret; wie Remigius in
ſeiner Dæmonolatria dergleichen Hiſtorien und
Begebenheiten gnung anfuͤhret. Und ſolcher
geſtalt achte ich dafuͤr/ iſt das Sprichwort: Wenn
man des Wolffs gedenckt/ ſo iſt er da/ entſtanden.
Jedoch ſind dieſes nur meine Gedancken/ weiß es
ein anderer beſſer/ ſo will ich gern davon Unter-
richt annehmen. Es ſey aber nun dieſes wie es
wolle/ ſo glaube ich doch wenigſtens/ daß die Be-
nennung des Wolffs in zwoͤlff Chriſt-Naͤchten/
vor dieſen/ als das Zaubern und Hexen iſt gemei-
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[248/0072] Unterſuchung derer von ſuper-klugen in denen zwoͤlff Chriſt-Naͤchten/ ſondern viel- mehr durchs gantze Jahr gebraucht wird. Da- hero erachte ich nicht zu fehlen/ wenn ich glaube/ daß es daher ſeinen Urſprung haben mag/ wenn in vorigen Zeiten ſich durch das verfluchte Laſter der Zauberey/ hin und wieder ſo genannte Waͤhr- oder Behr-Woͤlffe haben ſehen laſſen/ und denen Leuten unzaͤhligen Schaden gethan haben ſol- len/ welches aber keine natuͤrliche Woͤlffe/ ſon- dern leibhafftige Teuffel/ oder Zauberer und He- xen/ in Wolffs-Geſtalt/ geweſen ſind/ die mit ih- ren wuͤten und toben offt ſichtbarlich Schaden gethan haben/ und ehe man ſichs verſehen/ ver- ſchwunden ſind. Auch wenn zuweilen iemand/ in Compagnion und Geſellſchafft/ von ſolchen Woͤlffen geredet hat/ da hat ſich deꝛgleichen Teuf- fels-Beſtie bald præſentiret; wie Remigius in ſeiner Dæmonolatria dergleichen Hiſtorien und Begebenheiten gnung anfuͤhret. Und ſolcher geſtalt achte ich dafuͤr/ iſt das Sprichwort: Wenn man des Wolffs gedenckt/ ſo iſt er da/ entſtanden. Jedoch ſind dieſes nur meine Gedancken/ weiß es ein anderer beſſer/ ſo will ich gern davon Unter- richt annehmen. Es ſey aber nun dieſes wie es wolle/ ſo glaube ich doch wenigſtens/ daß die Be- nennung des Wolffs in zwoͤlff Chriſt-Naͤchten/ vor dieſen/ als das Zaubern und Hexen iſt gemei- ner als ietzt getrieben worden/ ſein Verbot mag erhal-

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/72>, abgerufen am 24.04.2024.