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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

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Untersuchung derer von super-klugen
und sich an nichts kehren können/ da wird aus der
Noth eine Tugend/ und ist an denen selben GOt-
tes Obhut augenscheinlich zu spüren/ wenn sie
gleich vielmahl hier und da haben durchkriechen
müssen. Dahero wer die Sache nur wolte der
Wagen-Deissel zuschreiben/ der begehet einen
Aberglauben.

Ein schwanger Weib von guter Art
Gar billich ihren Gang bewahrt/
Daß sie nicht irgend etwas thu/
Daß sie und ihre Frucht dar zu
Könn' in Gefahr und Schaden bringn;
Was aber sie nicht kan er zwingen/
Das über geb sie GOtt allein/
So wird sie ohne Unglück seyn.
Das 88. Capitel.

Der siebende Sohn ist glücklich et-
was zu hellen/ zu pflantzen/ und zu al-
lerhand Verrichtungen.

ICh kenne einen Jüngling/ welcher der sie-
bende Sohn ist/ und zwar also/ daß seine
Mutter zwischen denen Geburten seiner
vorigen 6. Brüder kein Mägdlein gebohren
hat. Dem aber ungeachtet kan ich in keine We-
ge mercken/ worinnen er glücklicher sey/ als ande-
re Leute. Und erinnere ich mich auch/ daß zu
unterschiedenen mahlen Leute/ aus Aberglauben/

zu

Unterſuchung derer von ſuper-klugen
und ſich an nichts kehren koͤnnen/ da wird aus der
Noth eine Tugend/ und iſt an denen ſelben GOt-
tes Obhut augenſcheinlich zu ſpuͤren/ wenn ſie
gleich vielmahl hier und da haben durchkriechen
muͤſſen. Dahero wer die Sache nur wolte der
Wagen-Deiſſel zuſchreiben/ der begehet einen
Aberglauben.

Ein ſchwanger Weib von guter Art
Gar billich ihren Gang bewahrt/
Daß ſie nicht irgend etwas thu/
Daß ſie und ihre Frucht dar zu
Koͤnn’ in Gefahr und Schaden bringn;
Was aber ſie nicht kan er zwingen/
Das uͤber geb ſie GOtt allein/
So wird ſie ohne Ungluͤck ſeyn.
Das 88. Capitel.

Der ſiebende Sohn iſt gluͤcklich et-
was zu hellen/ zu pflantzen/ und zu al-
lerhand Verrichtungen.

ICh kenne einen Juͤngling/ welcher der ſie-
bende Sohn iſt/ und zwar alſo/ daß ſeine
Mutter zwiſchen denen Geburten ſeiner
vorigen 6. Bruͤder kein Maͤgdlein gebohren
hat. Dem aber ungeachtet kan ich in keine We-
ge mercken/ worinnen er gluͤcklicher ſey/ als ande-
re Leute. Und erinnere ich mich auch/ daß zu
unterſchiedenen mahlen Leute/ aus Aberglauben/

zu
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[396/0220] Unterſuchung derer von ſuper-klugen und ſich an nichts kehren koͤnnen/ da wird aus der Noth eine Tugend/ und iſt an denen ſelben GOt- tes Obhut augenſcheinlich zu ſpuͤren/ wenn ſie gleich vielmahl hier und da haben durchkriechen muͤſſen. Dahero wer die Sache nur wolte der Wagen-Deiſſel zuſchreiben/ der begehet einen Aberglauben. Ein ſchwanger Weib von guter Art Gar billich ihren Gang bewahrt/ Daß ſie nicht irgend etwas thu/ Daß ſie und ihre Frucht dar zu Koͤnn’ in Gefahr und Schaden bringn; Was aber ſie nicht kan er zwingen/ Das uͤber geb ſie GOtt allein/ So wird ſie ohne Ungluͤck ſeyn. Das 88. Capitel. Der ſiebende Sohn iſt gluͤcklich et- was zu hellen/ zu pflantzen/ und zu al- lerhand Verrichtungen. ICh kenne einen Juͤngling/ welcher der ſie- bende Sohn iſt/ und zwar alſo/ daß ſeine Mutter zwiſchen denen Geburten ſeiner vorigen 6. Bruͤder kein Maͤgdlein gebohren hat. Dem aber ungeachtet kan ich in keine We- ge mercken/ worinnen er gluͤcklicher ſey/ als ande- re Leute. Und erinnere ich mich auch/ daß zu unterſchiedenen mahlen Leute/ aus Aberglauben/ zu

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/220>, abgerufen am 29.03.2024.